Ansichten eines Informatikers

Die Argumentationstechnik des Reimens

Hadmut
24.4.2023 1:16

Ist Euch mal aufgefallen,

wieviele Leute einen Slogan, eine Parole, eine Aussage für richtig halten, allein weil sie sich reimt?

Klassische Beispiel sind Sprichwörter und Bauernregeln. Ursprünglich waren das, vor allem aus der Zeit, als viele, vor allem einfache Leute noch nicht lesen und schreiben konnten, mnemotechnische Hilfen, um sich Regeln leichter merken zu können. Irgendwann hat sich das verselbständigt und der Begründung entledigt, etwa wie der Ratschlag, wie man sich bei Unwetter verhalten solle: Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen.

Das merkt man dann auch sehr deutlich, wenn man bei irgendwelchen Linken oder Feministen ist, oder hier mal wieder linke Demos rumziehen und irgendwas brüllen: Hauptsache es reimt sich. Wenn es sich reimt und gut brüllen lässt, dann muss es auch stimmen. Und noch viel wahrer ist es, wenn man dazu noch trommeln kann. Dann ist es auch gewerkschaftstauglich.

Irgendwas läuft da im Hirn schief. Womit wir wieder beim Thema wären.

Reime und Musikalisches, das ganze Getrommel, sprechen andere Stellen im Gehirn an. Womöglich wird deren Bestätigung „Oh, ja, das reimt sich schön“ als Bestätigung der Richtigkeit fehlinterpretiert. So ähnlich wie der Effekt, dass man die Aussagen schöner, attraktiver Menschen für wahrer hält als die hässlicher. Es gibt auch Techniken, um Leute zu beeinflussen, indem man ihnen eine Aussage unterjubelt, auf einem anderen Kanal für andere Teile des Gehirns aber andere Nachrichten, ohne dass sie es so richtig merken.

Mir ist heute so etwas ähnliches passiert. Ich habe vorhin einen Text geschrieben, in dem ich etwas über Land X geschrieben habe, und just in dem Augenblick, wirklich auf die Zehntelsekunde genau, kam im Fernsehen eine Nachricht über den Sudan, und ohne es – zunächst – zu bemerken, habe ich statt X, den Namen des Landes, „Sudan“ geschrieben, auch wenn ich das gerade gar nicht im Gedanken hatte und es um etwas völlig anderes ging, weil irgendein Teil des Gehirns trotzdem den Nachrichten zugehört hat und da irgendwie gerade Sudan durch die Birne rauschte. Der Nachrichtensprecher sagte gerade etwas über den Sudan, und schon flitzt einem das durch die Birne, obwohl man eigentlich gerade etwas ganz anderes denkt. Vermutlich wirkt das ähnlich, wenn die Leute irgendwas skandieren und dazu mit Trommeln nachhämmern.

Vermutlich hängt es auch damit zusammen, dass im Sozialismus und Kommunismus notorisch gesungen wird. Auch wenn es noch so schlecht, albern und kindisch ist. Die kommen nicht ohne Liedgut aus. Oder Liedschlecht.

Und wenn ich dann sowas sehe und höre

dann kriege ich zuviel. Recht hat, wer die schmissigere Melodie ausgesucht hat, die auch leichter zu singen ist. Die Frage, wieviele ihrer Instrumente oder auch nur Kleidungsstücke noch zu haben wären, wenn es keine Fahrzeuge mehr gibt, wäre schon zu hoch.

Dann bin ich eigentlich schon ziemlich nahe an dem Punkt, dem Abriss und der Deindustrialisierung des Landes zuzustimmen, weil tief drinnen in mir eine Stimme sagt: „Kann weg…“

Ich glaube nicht, dass in 10 Jahren von diesem Land noch etwas übrig ist. Wenn das so weiter geht.