Ansichten eines Informatikers

Deutschland, Baerbock, Taiwan

Hadmut
19.4.2023 13:51

Nur mal so ein Stimmungsbild.

Wenn ein Südostasiate – noch dazu jemand, der selbst sagt, dass er viel Wert auf diplomatische Regeln legt – sagt, dass Deutschland „in der Welt belächelt wird“, ist das schon eine ziemlich derbe Aussage. Das ist von der Formulierung eigentlich schon eine Grenzüberschreitung, weil es a) eine absolute Aussage ist (die Welt und nicht nur Taiwan oder Asien, also alle) und b) belächelt zu werden bereits ein Gesichtsverlust ist. In Asien belächelt man Kleinkinder und den Dorftrottel.

Und dann auch noch „vom Intellekt und vom Benehmen her“. Doppel-Wumms. In Asien weiß man Leute aus zwei, drei Gründen zu schätzen: Entweder, weil sie sehr schlau und gelehrt sind. Oder weil sie körperlich sehr stark, sportlich, Kämpfer sind. Oder eben für Schönheit, Anmut, perfektes Benehmen und Kenntnis aller Zeromien und Rituale (Stichwort Geisha). Damit sagt man also, dass sie gar nichts kann außer sich rüpelhaft aufzuführen, und dass sie nicht erzogen ist.

„Sie wähnt sich in einer moralischen Höhe und bricht mit allen diplomatischen Regeln.“ – heißt: Eingebildet, arrogant, dumm, Bauerntrampel.

Auf Deutsch heißt das soviel wie „Ihr macht Euch mit der dummen Tante, die sich nicht benehmen kann und wie der Dorfdepp rumtrampelt, nicht nur zum weltweiten Gespött, sondern Ihr beleidigt uns auch durch die Respektlosigkeit, uns sowas zu schicken!“

Auch der chinesische Außenminister Qin Gang äußerte sich über Baerbock mit Formulierungen, die in China eigentlich schon deutlich außerhalb des Möglichen und Höflichen, insbesondere auf diplomatischem Parkett und vor laufenden Kameras, liegen. Das ist nicht nur als schon sehr derb zu bewerten, es zeugt vor allem davon, dass Baerbock dort keinen Erfolg hat. Denn sowas funktioniert in Asien gar nicht.

Habe ich schon oft beobachtet. Und auch genutzt.

Beispiel: Flug überbucht. Vor mir Deutsche, die sich fürchterlich aufregen, rumschreien, drohen, was die Scheiße soll. Und erreichen damit überhaupt gar nichts. Ich so hin, freundlich lächelnd, so im Raunton, leise, unauffällig, dass ich da ein Problem habe, weil – weiß der Kuckuck. Das Problem kann sogar so lächerlich und an den Haaren herbeigezogen sein, dass jeder sofort merkt und weiß, dass es frei erlogen und absurd ist, was dort aber nicht als Lüge verstanden wird, sondern eher so, dass mir das echte Problem so irre peinlich sei, dass ich es nicht auszusprechen wage, und deshalb ein gesichtswahrendes Ersatzproblem vorschütze. Also bekomme ich den letzten freien Sitz und die Schreihälse vor mir bekommen gar nichts.

Kommunikation verläuft in Asien völlig anders. Als ich in Hong Kong Leute nach dem Weg gefragt habe, auch solche, die es von Berufs wegen eigentlich wissen müsste, wurde ich immer wieder in die falsche Richtung geschickt, weil sie lieber eine falsche Antwort geben als zuzugeben, dass sie es nicht wissen. Niemals direkt fragen, weil man damit immer den Gefragten in die Situation des Gesichtsverlusts bringt. Stehe ich aber mit dem Stadtplan an der Bushaltestelle, hantiere rum und jammere „ach, wüsste ich doch nur, wo…“, und es meldet sich einer und spricht mich an, dann stimmt die Auskunft, weil der sich nur gemeldet hat, weil er es weiß, und wer es nicht weiß, einfach so tun konnte, als hätte er es nicht gehört oder fühle sich nicht angesprochen. Es muss immer irgendwie an der Sache vorbeigesprochen werden, um dem anderen den Freiraum zu lassen, nicht beteiligt zu sein. Nie direkt, immer über die Bande, immer indirekt. Immer das Thema irgendwo hinlegen, damit der andere es aufnehmen kann.

Man kann da nicht einfach hingehen und sagen, China habe sich aus Taiwan rauszuhalten. Weil uns das nach deren Sicht gar nichts angeht. Deshalb sagen sie ja auch explizit und wörtlich, dass sie keine Lehrmeister und Einmischungen brauchen. Man hätte erklären müssen, wie wunderbar und wichtig die guten Geschäftsbeziehungen zwischen Deutschland und China zum einen, aber auch die zwischen Deutschland und Taiwan zum anderen sind, wie hoch wir sie jeweils schätzen, wie sehr wir uns darüber freuen, beide Länder als Partner zu haben, wie wichtig uns da die Harmonie sei, und wie zutiefst betrübt wir darüber wären, wenn irgendein – nicht näher bezeichneter – Dritter sich in diese Angelegenheiten von außen einmischen würde. Dann nämlich hat man nicht nur niemanden direkt angegriffen, sondern man hat die Situation umgedreht und die Angelegenheit zu seiner eigenen gemacht, um die man sich natürlich kümmern darf, und klar gemacht, dass es zu Sanktionen kommen werde, sollte China die Harmonie beeinträchtigen, weil wir dann so betrübt wären. Und man hätte damit indirekt gesagt, dass wir die Länder als zwei verschiedene und nicht Taiwan als Teil von China ansehen. Und dass wir umgekehrt einen Angriff Chinas auf Taiwan als Einmischung in unsere Angelegenheiten und Geschäftsbeziehungen auffassen würden.

Und dann kommt da unser Bauerntrampel, die größte Völkerrechtlerin aller Zeiten, Chefin unseres Diplomatencorps, daher und meint, sie sei die Allerbeste und müsste nur – feministische Außenpolitik – mit ihrer Moral werfen und sich benehmen wie eine Klobürste. Als müsste man nur laut und stark genug auftreten um zu zeigen, was Frauenpower ist, und Männer niederreden. Und die dann nicht einmal die Sätze aussprechen kann, ohne sich ständig zu verheddern, und sprachlich klar zu signalisieren, dass sie nicht gebildet ist.

Noch dazu mit einer Moral, die sich dreht wie der Wind. Denn vor der Wahl hieß es, keine Waffen an Kriegsgebiete. Und jetzt heißt es, es sei moralisch zwingend.

Die Grünen bringen es fertig, Maoisten zu sein und keine Ahnung von Asien zu haben.