Ansichten eines Informatikers

Medienqualität

Hadmut
7.4.2023 20:31

Ein interessantes Detail.

Ich halte ja, auch wenn viele Leser mir da widersprechen und meinen, die Sendung ging auch schon lange nicht mehr, Terra X für eine der letzten erträglichen, manchmal guten Sendungen des ZDF. Kommt halt immer drauf an, wer das macht, das scheint ja nur so ein Oberbegriff für verschiedene Redaktionen oder Filmemacher zu sein, die Filem produzieren und einreichen.

Gerade solche Natur- und Tierfilme habe ich schon als Kind gerne gesehen, ob Bernhard Grzimek, Heinz Sielmann, oder wie sie alle hießen und heißen. Heute sind das oft Produktionen, bei denen man gar nicht so genau sieht, wer sie macht, nicht selten auch ausländische Produktionen, bei denen nur der Erzähler deutsch synchronisiert wird. Da gibt es inzwischen wohl einen Weltmarkt, und ich weiß, dass es in Australien einige sehr gute Teams gibt, habe im australischen Fernsehen aber mal einen sagenhaft schönen Naturfilm über den Iran gesehen. Anscheinend von einem iranischen Filmteam. So faszinierend, wäre nur das Land politisch nicht so kaputt.

Bei uns sind das, gerade bei Terra X, Dirk Steffens und Andreas Kieling, die als regelmäßige Filmer unterwegs sind. Und gerade Andreas Kieling hat ja so einen kuriosen, aber charakteristischen Stil entwickelt, nicht einfach nur die Kamera draufzuhalten und hinter der Kamera zu bleiben, sondern immer gleich am Ort des Geschehens und mit irgendwelchen Tieren im Blick irgendwas in die Kamera zu erzählen, und das in so einem einzigartigen verbindlich raunendem Tonfall. Manchmal habe ich mich schon gewundert, was zur Hölle der da erzählt, aber irgendwie gehört es dazu, ist es sein Markenzeichen.

Nun kommt da gerade so eine Jubiläumsfolge, in der er sich mit seinem Sohn über seine Abenteuer unterhält oder erzählt, wie alte Filmaufnahmen zustandekamen. Es geht besonders um Bären.

Gleich am Anfang, ab Minute 3, erzählte er etwas, was mir besonders aufgefallen ist.

Er sagte nämlich, dass die alten sensationellen Aufnahmen von früher, von vor 30 Jahren, heute nur noch dokumentarischen Wert hätten und im Vergleich mit heutigen Aufnahmen nur noch Mittelmaß seien. Die Messlate hänge auch im Tierfilm deutlich höher, vieles habe sich auch da verändert. Man brauche immer wieder neues, besseres Material.

Das ist ein Effekt, den ich auch in vielen Bereichen der Fotografie beobachtet habe. Auch an mir selbst. Aufnahmen, die ich mal ganz toll fand, sehen 10 Jahren später sehr nach Au weia aus.

Das hängt natürlich sehr mit den viel besseren Kameras, Geräten, der Digitalisierung und der viel stärkeren Nachbearbeitung zusammen. Auf einer Journalistenkonferenz beklagten mal Pressefotografen, dass sie früher einfach die belichtete Filmrolle in den Briefkasten der Redaktion geworfen haben und heute die ganze Nachbearbeitung und Auswahl machen müssen, dafür aber nicht oder nur wenig mehr Geld bekommen.

Es hängt aber eben auch mit der Professionalisierung und Überversorgung mit Medien zu tun, bei denen man immer besser werden muss, um sich noch gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Das merkt man auch bei Fernsehserien und Spielfilmen. Vergleicht mal Serien von vor 30 Jahren mit denen von heute. Das ist nicht nur von der eingesetzten Technik, 16:9, FullHD, Digitaltricks ganz anders als früher, sondern auch dramaturgisch. Viele Serien, die ich als Kind oder Jugendlicher so gern gesehen, regelrecht gefressen haben, wirken heute tödlich langweilig auf mich.

Ist ja in der Aktfotografie auch nicht anders. In den 60er und 70er Jahren war das noch ausreichend, wenn die Frau irgendwie nackt und das Bild halbwegs scharf und richtig belichtet war, und dann wurde das immer besser, bis das in den 2000ern und 2010ern mit der Digitalfotografie irgendwann zusammengebrochen ist, weil es nicht mehr zu steigern war und man einfach ermüdet ist.

Es gab ja diese tolle Sherlock-Holmes-Serie mit Benedict Cumberbatch, zu der es auch mal irgendwo hieß (ich glaube, das hat er sogar selbst gesagt), dass man sie schließlich beendet hat, weil man nicht mehr wusste, wie man sich selbst noch übertreffen könnte, weil ja jede Staffel irgendwie abgefahrener als die vorige sein musste.

Was aber ist, wenn es sich nicht mehr steigern lässt, weil jede Ansicht von Bären gefilmt wurde? Oder der Schritt von 4K auf 8K auch nicht mehr der Brüller ist? Wenn der Zuschauer nicht mehr zu befriedigen ist? Oder Natur an sich zu langweilig ist? Der Plot wie bei den Serien fehlt?

Oder das nicht mehr politisch korrekt genug ist, weil es da bei Bären eben doch nur zwei Geschlechter gibt, männliche und weibliche?

Wird irgendwann der Punkt kommen, an dem wir dann gar keine gefilmten Filme mehr bekommen, sondern die nur noch als Material für die KI dienen, die dann erst die gewünschten Filme erzeugt?

  • Die Windräder aus der Natur entfernt.
  • Die 97 Geschlechter von Bären zeigen, schwule Bären, lesbische Bären, migrantische Bären, Transbären, welche die ihr Geschlecht wechseln und sowas alles?
  • Bären, die unter der Klimaerwärmung leiden.
  • Oder längst ausgestorbene Tierarten.
  • Aufnahmen aus Ländern, die man in Wirklichkeit nicht betreten konnte.

Vielleicht erleben wir gerade das letzte Zeitalter der noch halbwegs glaubwürdigen Dokumentarfilme. KI-Fakes wie der Papst im Daunenmantel oder Trump im Clinch mit der Polizei gingen ja gerade groß rum und waren als solche gekennzeichnet. Aber irgendwann kommen der politisch korrekte Transbär mit Patchworkfamilie oder die schwulen Bären dran, weil man nur dafür noch sein Geld bekommkt, und dann war es das mit der Tierfilmerei.

Vor allem dann, wenn dann irgendwann das Verbot kommt, noch selbst ins Ausland zu reisen, und man innerhalb dieses berüchtigten 15-Minuten-Fahrrad-Radius zu bleiben hat, und den Kindern dann über die Natur derselbe Mist aufgetischt wird wie über Geschlechter. Sie wissen es dann ja nicht besser. Vor Jahren schon berichteten Landwirte, die sich ihr Einkommen aufbessern, indem sie Landurlaube und Besuche für Schulklassen anbieten, dass es Kinder gibt, die noch nie eine Kuh oder ein Schwein gesehen haben und die nicht wissen, woher Butter und Milch kommen.

Es wird nicht mehr lange dauern und wir werden Kinder haben, die nicht mehr wissen, was Butter und Milch sind.

Und denen kann man dann alles erzählen. Natur, in der es keine Tiere mehr gibt. Bäume, die Sojamilch geben. Grassorten, die klimaneutral Strom erzeugen, der in Wirklichkeit von maroden Kernkraftwerken kommt.