Ansichten eines Informatikers

Broccoli-Gratin

Hadmut
4.4.2023 21:43

Da könnt Ihr mich jetzt sonstwas heißen, den muss ich jetzt loswerden.

Broccoli-Gratin.

Ess ich gerne.

Auch, wenn Ihr mich jetzt noch so Banause nennt, ich mache die nur sehr selten selbst. Oder nie. Um ehrlich zu sein, wenn ich schon in der Laune bin und wäre, Broccoli-Gratin selbst zu machen, mache ich eigentlich Lasagne. Lasagne mache ich hin und wieder. Wobei ich zu meiner weiteren Schande gestehen muss, dass ich zwar sehr gerne Moussaka esse, aber noch nie Moussaka selbst gemacht habe. Wo doch Moussaka so ungefähr gar nicht mal so weit von der Mitte zwischen Lasagne und Broccoli-Gratin entfernt ist.

Was ich eigentlich gestehen will: Ab und zu kaufe ich mir ein fertiges Broccoli-Gratin im Supermarkt, von dem man nur die Plastikfolie abziehen und es ca. 20 Minuten in den Backofen stellen muss. Spart eben Zeit, wenn man keine hat, und geht, wenn der Käse genau lange genug im Ofen war, um eine braune, aber nicht zu braune Farbe und dieses herrlich überbackene Aroma zu entwickeln. Normalerweise steht das auf der Packung, wie lange man das Ding in den Backofen steckt, und zusätzlich stand immer noch dran, wie lange man das Ding alternativ in die Mikrowelle packen müsste. Was ja ein Widerspruch in sich ist. Käse, überbacken, Mikrowelle, das geht ja überhaupt nicht zusammen. Ich dachte immer, das steht nur für die drauf, die keinen Backofen und nur eine Mikrowelle haben (Kaffeeküche Firma) oder mit der Handhabung des Backofens überfordert sind (obwohl deutlich einfacher zu bedienen als manche Mikrowelle).

Wie auch immer, ein Gratin muss in den Backofen, weil er erst dann eines ist, wenn es da wieder rauskommt. Außer vielleicht in Amerika, da gibt es bestimmt Farbe und Aroma überbackenen Käses aus der Sprühdose zum Aufsprühen. Es gibt ja auch Haare zum Aufsprühen für Glatzenträger. Und Dreck zum Aufsprühen für Geländewagenfahrer, die damit immer nur zwischen Wohnung, Büro und Supermarkt pendeln. Und für Mittagspausenjogger Sportschweiß zum Aufsprühen auf das Hemd. Aber hier in Europa muss ein Gratin nun einmal in den Backofen.

Nun hatte ich gerade a) wenig Zeit, b) Hunger, c) ein Supermarkt-Gratin im Kühlschrank und d) den Gedanken der in e) die Absicht mündete, a,b und c unter Einsatz meines Backofens zu kombinineren.

Aber, ach.

Auf der Packung ist jetzt nur noch die Anleitung für die Mikrowelle, nichts mehr für den Backofen.

Das alleine würde mich noch nicht abhalten, aber das Plastik der Schüssel fühlt sich etwas anders an. Ich bin nicht sicher, ob das Plastik noch Backofenfest ist, oder ob man da im Zuge der Inflation einfach eine billigere Schüssel verwendet hat und deshalb nichts mehr von Backofen und nur noch von Mikrowelle drauf steht.

Vielleicht aber geht man auch davon aus, dass der typische Supermarktkunde inzwischen ohnehin alles in die Mikrowelle steckt und von einer Backofenangabe eher abgeschreckt wird.

Wobei ich mich ja frage, warum man überhaupt noch solche Angaben wie „600W“ macht, während man an der Mikrowelle nur „100%“, “80%“ usw. einstellen kann und die Leistung in Watt nur auf dem Typenschild auf der Rück- oder Unterseite zu finden ist, was die meisten Leute überfordern dürfte, wenn sie es überhaupt lesen. Wundert mich eigentlich, dass das Zeug noch keinen Bar- oder QR-Code mit den Erhitzungsvorgaben hat, die die Mikrowelle von selbst befolgt. Einfach reinlegen und warten, bis es bimmelt.

Jetzt grüble ich, ob ich das Zeug weiterhin in den Backofen stecken kann oder Broccoli-Gratin künftig selbst machen muss (was ich im 1-Personenhaushalt nicht ernstlich lohnt).

Irgendwie geht es hier gerade bergab.

Als ich das letzte Mal von Zypern nach Deutschland kam, fiel mir noch auf, dass ich in Filialen derselben Supermarktkette (die dort mehr Frischwaren als hier anbietet, 9 verschiedene Sorten Haloumi habe ich dort mal gezählt, aber noch nicht alle durchprobiert, und Schafsjoghurt sagt mir durchaus als Substitut für creme fraiche zu) dort noch Hühnchen süß-sauer gesehen, während es hier in Berlin dann veganes Zeugs mit Soja oder Tofu „süß-sauer“ in der fast gleichen Verpackung mit dem fast gleichen Foto angeboten wird. Irgendwie komme ich mir da verarscht vor.

Irgendwie geht das hier gerade lebensmitteltechnisch den Bach runter. Dass man auch den Restaurants nicht mehr trauen kann, war ja neulich schon Thema.

Alles irgendwie vegan, tiefgefroren, gastronomisch für die Friteuse, privat für die Mikrowelle.

Demnächst ist man dann Meisterkoch, wenn man einen Thermomix bedienen kann.

Mist.

Mir ist gerade klar geworden, dass mich dieser Blogartikel womöglich mehr Zeit gekostet hat als ein Broccoli-Gratin selbst zu machen.