Ansichten eines Informatikers

Sauron und die Verschwörungstheorien

Hadmut
13.2.2023 13:07

Ein Leser bringt mich auf einen Gedanken. Sogar zwei.

Ich hatte doch als ein Problem der Putin-Versteher das Sauron-Modell genannt, nämlich die Unfähigkeit, sich vorstellen zu können, dass es in einem Spiel mehr als nur einen Bösen gibt, dass es auch konkurrierende Böse geben kann. Obwohl mal das auf Berlins Straßen schon beobachten kann, wie sich die Drogendealer gegenseitig bekämpfen und vertreiben.

Die Denkweise ist, dass unwiderlegbar bewiesen ist, dass die USA die Bösen sind, und deshalb jeder, der Gegner der USA ist, folglich ein Guter sein müsse. Und die Guten sich gleich zu einer Allianz finden müssen. Ich habe stapelweise Mails, in denen mir vorgehalten wird, dass der Krieg der Russen gegen die Ukraine wichtig, richtig, unvermeidlich, notwendig wäre, und die Argumentationslinie darauf hinausläuft, wie böse die USA sind und welches Unheil die in der ganzen Welt schon angerichtet haben. Während ich von einer Begründung dafür, dass A gegen B Krieg führt, A und B vorkommen und nicht, oder nicht nur, warum C so böse ist, und dass A gut sein muss, weil der Posten des Bösen schon an C vergeben ist.

Fragt man nach B, heißt es immer, dass sich B mit C verschworen hat, geht ja auch nicht anders, weil es nur einen Bösen geben kann.

Im Prinzip das christliche Bild: Oben im Himmel gibt es jede Menge Posten, Gott, Mutter, Jesus, Engel, Heilige, jede Menge, aber die Hölle ist des Teufels. Auch in der römisch-griechischen Mythologie: Der Olymp ist voll, aber in der Hölle hockt nur Hades.

Ein Leser:

den Gedanken, dass es Leuten nicht eingeht, dass es mehr als eine böse Partei in einem Konflikt geben kann, finde ich sehr interessant, weil ich vermute, dass daher auch die Idee stammt, dass all die Staats- und Regierungschef in Wahrheit zusammen arbeiten, obwohl sie klar voneinander unterscheidbare Interessen haben. Und obwohl sie alle Opportunisten sind, die mit jedem zusammenarbeiten, von dem sie sich das Erreichen ihres Zieles erhoffen. Und da ist es auch kein Widerspruch, wenn alle Staaten Repräsentanten zu Gesprächen, Verhandlungen, Debatten in Form etwa der Generalversammlung der UNO schicken. Ist doch gut, wenn alle miteinander reden. Andererseits scheinen sie ja auch alle in irgendeiner Form – offen und versteckt – Einfluß zu ihren Gunsten zu nehmen, und es scheinen momentan eigentlich nur die komplett verblödeten deutschen Regierenden zu sein, deren Handlungen mehr an Selbstaufgabe und Ausleben irgendwelcher Schuldkomplexe erinnern, als an eine ordentliche Staatsführung im Interesse des Volkes. Vielleicht sind wir weltgeschichtlich in einer Phase, in der nachdem die Welt nicht am deutschen Wesen genesen ist, der gemeine Deutsche einen Schuldkomplex auslebt, der ihn denken lässt, nur er allein sei Schuld an allem, was falsch läuft in der Welt. Siehe die Reemtsma-Tochter und die anderen Klimawandel-Jünger, die allerdings wollen, dass alle anderen das Kreuz auf sich nehmen, während sie selbst nur schwätzen.

Gedanke 1:

Ist das Konzept der Verschwörungstheorie möglicherweise ein Ausfluss, eine zwingende Konsequenz der Unfähigkeit, mehrere unabhängige Böse zu akzeptieren, und permanent zu unterstellen, dass es nur ein Böses geben kann, hinter allem also derselbe Teufel stecken und die sich alle abgesprochend haben und in dessen Auftrag kooperieren müssen?

Dient die Verschwörungstheorie womöglich dazu, mehrere Beobachtungen von Bösem auf ein einheitliches, singuläres Böses zurückzuführen?

Gedanke 2:

Kann, wie der Leser es anspricht, diese Selbstkasteiiung als die Deutschen als die ewigen Nazis, die an allem schuld sind, eine Folge dessen sein, dass aus der Kombination eines Erbschuldgefühls und der Reduktion auf ein singuläres Böses die Überzeugung entsteht, dass wir, und nur wir, das ultimativ und allzuständige Böse sind?

Folgegedanke:

Könnte es sein, dass das auf einer Limitierung des Gehirns beruht, dass da nur eine Identifikationsschublade für Böses existiert?