Ansichten eines Informatikers

Denen geht gerade die Presse auf Grundeis

Hadmut
12.2.2023 16:13

Endlich kommt es zum erhofften Presseeinsturz.

Versteht mich nicht falsch.

Ich will die Presse nicht loswerden. Ich halte Presse für sehr wichtig.

Ich will, dass der Mist, der uns derzeit geboten wird, einstürzt, weil ich den nicht für Presse im funktionalen Sinne halte. Solange der Schrott funktioniert, werden wir keine richtige, ordentliche Presse mehr haben. Ich will, dass es einstürzt, damit wir wieder das haben, was den Namen Presse verdient.

Aktuell schreibt ein Leser mit Fach- und Branchenkunde (die ich hier aus Gründen der Anonymisierung nicht erwähne):

Hallo Herr Danisch,

den folgenden Artikel kann man schon jetzt als Zeugnis der Zeitgeschichte einordnen und als Dokumentation des Selbstverständnisses der Branche der Journalierenden

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/carsten-brosda-ueber-kahlschlag-bei-gruner-jahr-so-geraet-der-journalismus-in-gefahr-gastbeitrag-a-3a77e3f4-f960-4132-8870-820b8316abe1

Kein Wort davon, dass sie durch ihr eigenes Handeln und ihre immer minderwertiger werdende Produkte massiv an Qualität, Glaubwürdigkeit und Reichweite verloren haben. Kein Wort davon, dass kritische, alternativen Medien im Gegensatz zu ihnen deutlich Marktanteile gewinnen. Kein Wort davon, dass diese mit einem Bruchteil des finanziellen und personellen Einsatz häufig deutlich besseren Journalismus auf die Beine stellen.

Es fehlt völlig die Einsicht, dass man durch das Verlassen bewährter journalistischer Grundsätze (Trennung von Nachricht und Meinung, Distanz zum Objekt der Berichterstattung, Darstellung aller relevanten gesellschaftlichen Strömungen, Berichterstattung über alle wesentlichen Nachrichten im Gegensatz zu selektiver Berichterstattung, usw.) und einer permanenten Anbiederung an die (insbeodere linke) Parteipolitik dies mit einer dieser Branche ganz eigenen Überheblichkeit und Arroganz geradezu heraufbeschworen hat. Kein Wort darüber, wie man die Digitalisierung weitestgehend bräsig verpennt hat. Stattdessen kommt die Forderungen nach weiteren staatlichen Subventionen, weil man ja für die Demokratie angeblich unverzichtbar sei. Der innere Widerspruch dieser Aussage fällt den Herrschaften anscheinend nicht einmal auf. Auf die Idee, dass sie sich gerade eben durch ihr eigenes Verhalten ersetzbar gemacht haben, kommen sie nicht. Ihnen schwant aber offensichtlich, dass G+J nur der Anfang ist und es in Kürze bei anderen Medienhäusern ebenso weitergehen wird. Nun geht der ganzen Branche der Allerwerteste auf Grundeis. Um es in ihrem eigenen Duktus zu sagen: “Gut so!”

Man hat die Presse, wie so vieles, zum Versorgungszentrum für linkes Versagertum gemacht, weil man der Meinung war, dass sich Presse von selbst verkauft, und sich damit leistungsunabhängig Grundumsätze erzielen lassen. Und wo es leistungsunabhängig Geld gibt, sind Linke immer zur Stelle. Im Prinzip stimmte das auch, bis die Digitalisierung kam.

Unsere Presse wurde in den letzten 25 Jahren nicht nur immer schlechter, vor allem immer dümmer, arroganter, überheblicher, belehrender, erziehender, tadelnder, kindergärtnerischer.

Mich fragte auf einer dieser Journalistenkonferenzen mal einer, warum ich die Presse eigentlich so verachte und für unfähig halte. Ob ich die nicht für nützlich und wichtig für die Demokratie hielte.

Ich habe ihm damals sinngemäß geantwortet:

Ein Journalist, der seine Aufgabe erfüllt, muss nicht schlauer als sein Publikum sein, sondern schlau genug, um seine Aufgabe zu erfüllen. Er wird als Stellvertreter bezahlt, weil er die Zeit aufwendet, um an Orte zu irgendwelchen Vorgängen zu fahren oder irgendwelche Dinge zu lesen, zu denen einem selbst die Zeit fehlt. Solange sie über irgendetwas berichten, das meinetwegen auch in ähnliche Vorgänge einordnen und in einen Zusammenhang stellen, erbringen sie eine geldwerte Dienstleistung, die man in Anspruch nehmen und für die man auch bezahlen will. Dabei kommt es nicht auf das Verhältnis der Befähigung und Schlauheit zwischen dem Journalisten und seinem Leser, sondern zwischen dem Journalisten und seiner Aufgabe an. So, wie ich von einem Metzger auch nicht erwarte, dass er schlauer ist als ich, sondern mir gute Wurst macht, weil mir die Zeit fehlt, sie selbst zu machen, und das auch nicht effizient ist, wenn sie jeder selbst machen muss. Ich sehe an einem Journalisten vor allem eine handwerkliche Komponente. Wenn er das tut, was ich von ihm erwarte und was mir einen Nutzen bringt, bin ich im Rahmen der allgemeinen Arbeitsteilung, auf der unsere Gesellschaft beruht, ebenso bereit, für eine Zeitung zu zahlen, wie ich für ein Stück Wurst zahle. Ich konsumiere etwas, was ich nicht oder nicht mit vertretbarem Aufwand selbst herstellen kann.

Sie aber würden heute etwas völlig anderes tun, nämlich pausenlos versuchen, den Leser zu erziehen, politisch zu verschieben, beschimpfen, beschuldigen, drangsalieren ihn. Nicht nur, dass das keine Dienstleistung, sondern eine Belästigung ist, und es keinen Grund mehr gäbe, es zu lesen oder gar zu bezahlen, setzt eine Belehrung voraus, dass der Belehrende schlauer als der Belehrte ist. Und das sind sie nicht. Woher auch. Die allermeisten von ihnen haben entweder gar nichts gelernt, irgendein dusselig-beklopptes Geisteswissenschaftlerstudium absolviert oder waren auf irgendeiner Journalismus-Schule oder -Uni, wo man lernt, wie man eine Zeitung veröffentlicht, aber rein gar nichts für die Birne. Sie seien vielen ihrer Leser intellektuell hoffnungslos unterlegen und deshalb gar nicht erst in der Position, Leser belehren zu können. Warum sollte ich für die Unverschämtheit, dass eine 25-jährige oder auch eine 35-jährige dumme Nuss, die in ihrem ganzen Leben noch nie etwas begriffen, gelernt oder produktiv produziert hat, sich herausnimmt, mich belehren zu wollen, auch noch Zeit oder Geld aufwenden? Warum sollte ich Leute dafür bezahlen, dass sie mich beleidigen und belästigen, ohne mir irgendeinen Nutzen zu bringen.

Seine Antwort war kurz und ging so in die Richtung, dass er es schade fände, dass ich das so sähe. Ich hatte geantwortet, dass ich das auch schade fände. Aber da es ihnen ja darum ginge, dass ich als Leser sie bezahlte, meine Kaufentscheidung, sei es eben letztlich relevant, wie ich das sähe.

Das Problem der Presse ist, dass

  • ihr Personal immer dümmer und unfähiger wurde,
  • damit einher ging, dass die Zeitung immer mehr etwas wurde, was deren Autoren und Redakteuren und nicht deren Lesern gefallen sollte.

Man erbrachte dem Leser keine Dienstleistung mehr, sondern erwartete – linke Lebensweise eben – dass der Leser, warum auch immer, den Redakteur und den Reporter dafür bezahlt, dass er tut, was ihm selbst Spaß macht, und keine Dienstleistung erbringt. Auswuchs marxistisch-parasitärer Lebensmodelle, nichts mehr zu arbeiten, nur noch zu tun, was einem selbst Spaß macht, und aus unerfindlichen Gründen von der Allgemeinheit dafür bezahlt zu werden. Und obendrein bepöbelte man seine Leser noch permanent. Links eben.

Is’ halt nich.

So langsam sind wir an dem Punkt, an dem „Journalisten“ mit den Konsequenzen ihres eigenen Murkses, ihrer eigenen Unfähigkeit konfrontiert sind.

Hoffentlich werden noch viel mehr all dieser völlig überflüssigen und nichtsnutzigen Zeitschriften eingestellt, damit die Konsequenzen endlich in ausreichendem Maße eintreten.

Die Konsequenz ist nämlich, dass es den Journalisten im klassischen Sinne auch gar nicht mehr gibt.

Denn historisch – das hatte ich auch schon Richtern versucht, nahezubringen, das kommt aber auch erst dann an, wenn die alte Presse wirklich weg ist – war die Presse vor allem eine Folge des Standes der Technik. Beim damaligen Stand der Druck- und Publikationstechnik blieb gar nichts anderes übrig, als sich zusammenzutun und als sehr großes Team zusammenzuarbeiten, um eine Zeitung überhaupt erstellen, drucken, vertreiben, verkaufen zu können. Deshalb brauchte man auch eine Ausbildung, um zu lernen, wie der Ablauf der Herstellung ist, wie man Texte abzuliefern hat, was eine Spalte ist, wie man ein Tonbandgerät, ein Mikrofon benutzt.

Das braucht man heute nicht mehr. Im Zeitalter des elektronischen Publizierens reicht ein Notebook aus dem Supermarkt, man tippt seine Texte einfach ein und klickt auf „publish“. Und wie man mit einem Handy Interviews und Videos aufnimmt, das wissen schon die Nachbarstöchter.

Der Journalist als Berufsbild ist in weiten Teilen erledigt. Wir brauchen keine Zeitungsfritzen mehr. Die gehören ins 19. und 20. Jahrhundert.

Man bildet heute keine Teams mehr, die sich zusammentun, um eine Zeitung aus drucktechnischen Gründen zusammen herzustellen, und dabei alle Themen abzudecken und vielleicht von irgendwas Ahnung zu haben.

Heute läuft es umgekehrt. Heute schreiben die, die Ahnung von etwas haben, weil es heute themenspezifische und nicht mehr an der Drucktechnik ausgerichtete Publikationen gibt, und Journalismus heute kein Beruf, sondern nur noch eine Zusatzqualifikation für richtige Berufe ist, oder so eine Art Hobby. Leser haben nicht mehr die eine Tageszeitung, die sie abonnieren und morgens im Briefkasten finden, auch nicht die drei Zeitschriften, die man so abonniert, sondern sie konsumieren eine Vielzahl von Quellen, weil sie Kochrezepte und Reiseempfehlungen eben nicht mehr aus derselben Quelle bekommen müssen. Ergänzt wird das durch Aggregatoren wie etwa Twitter, die die Quellen individuell zusammenführen. Der für die Kochrezepte und der für die Reiseempfehlungen müssen nicht mehr zusammen in einer Redaktion sitzen.

Der Journalist hat nicht nur ausgedient. Er hat sich 25 Jahre lang alle Mühe gegeben, sich überflüssig zu machen und seine Überflüssigkeit jedem vor Augen zu führen.

In einer Situation der Nutzlosigkeit und Überflüssigkeit hat man den Fehler begangen, die Leser auch noch erziehen, beschimpfen, beschuldigen, bepöbeln zu wollen. Und noch den Betrugsversuch obendrauf setzte, dass man ja für die Demokratie gebraucht würde.