Baulähmung

Ein Experte für Baufinanzierung schreibt mir,

warum er nichts mehr zu tun hat und keiner mehr baut:

Neben völlig absurden Klimaschutzvorschriften, gestiegenen Zinsen, inflationierten Materialien, Handwerker-und Fachkräftemangel, Mietpreisbremse, weggefallener KFW- Förderung … hat […etwas weganonymisiert, setzte dafür ein “beispielsweise” hier ein…] im platzhabenden Hamburg der Hamburger Senat mit der Initiative „keine Profite mit Boden und Miete“ verständigt, dass die Vergabe öffentlicher Grundstücke nur noch dergestalt erfolgt, dass a) diese nicht verkauft werden sondern als Erbbaurechte mit b) 30!! Jähriger Mietpreisbindung vergeben werden. Ohne Steigerungsmöglichkeit natürlich.

Nun, wie ohne jede Möglichkeit der Instandhaltung ( wer soll diese bezahlen?) diese Häuser innerhalb der 30 Jahre dann aussehen, kann man in der ehemaligen DDR oder in Hamburg teilweise noch im Schanzenviertel anschauen. Kein halbwegs seriöser Investor wird sich darauf einlassen.

Vor allem, wenn man weiß, wie manche Schichten in Hamburg hausen.

Der Plan ist aber klar: Gegenden wie Berlin und Hamburg spekulieren jetzt alle noch darauf, dass ihnen der Kapitalismus noch schnell die Erstaustattung für die DDR 2.0 hinstellt. (Jedesmal, wenn ich DDR 2.0 schreibe, bekomme ich Zuschriften von gelernten DDR-Bürgern, die meinten, das sei längst alles soviele schlimmer als die DDR 1.0, dass man hier mindestens DDR 4.0 schreiben müsste. Unter 4 sei es nicht seriös. )

Denn was soll man darunter verstehen. Schauen wir erst einmal nach, was ein „Erbbaurecht“ ist:

Das Erbbaurecht (lat. superficies) ist in Deutschland das Recht, meist gegen Zahlung eines regelmäßigen sogenannten Erbbauzinses, auf einem Grundstück ein Bauwerk zu errichten oder zu unterhalten (§ 1 Abs. 1 ErbbauRG). Aus der Sicht des Eigentümers des Grundstücks, des Erbbaurechtsgebers, ist das Erbbaurecht ein beschränktes dingliches Recht, das auf seinem Grundstück lastet.

Die erwarten also, dass ein Bauunternehmer der Stadt Geld dafür bezahlt (und nicht etwa umgekehrt), dass er ein Haus bauen darf, das dann 30 Jahre lang der Mietpreisbindung unterliegt, also innerhalb dieser 30 Jahre noch nicht einmal Baukosten amortisieren kann, vermutlich nicht einmal die Kreditzinsen abdeckt, ohne zu tilgen. Ich hatte das ja gerade, dass man kostendeckend inzwischen 20 Euro pro Quadratmeter nehmen müsste, Mietpreisbindungen aber dann auf die Hälfte oder noch darunter hinauslaufen. Wäre die Frage, auf welche Dauer das Erbbaurecht überhaupt erteilt wird. Üblich, aber nicht zwingend, sind 99 Jahre. Das heißt, über diese 99 Jahre muss der, der da baut, noch zusätzlich Geld zahlen, und danach gehört das, was von dem Haus bis dahin noch übrig ist (und es könnte ja auch weniger als 99 Jahre sein), dann der Stadt gehört.

Das sieht sehr danach aus, als könnte sich das niemals rentieren und jeder Unternehmer da drauflegen. Denn wer weiß schon, was in 30 Jahren ist? Wer würde heute investieren, um 30 Jahre lang draufzuzahlen, um dann in 30 Jahren vielleicht – was auch immer wir bis dahin sein werden – ein vollgekacktes und nie renoviertes Haus zu einem dann zu erzielenden Mietpreis anzubieten.

Sowas bekommt man, wenn man sich Leute in die Politik wählt, die schon von elementaren wirtschaftlichen Zusammenhängen keine Ahnung haben. Irgendwie bilden die sich ein, da draußen gäbe es irgendwelche durchgeknallten Miethaie, die ganz versessen darauf sind, Häuser zu bauen, bei denen von vornherein klar ist, dass sie damit immer nur schweren Verlust machen.

Dann kommt noch dazu, dass sie ja ständig mit Enteignung rechnen müssen und nie wissen, was sonst noch an Modernisierungsvorschriften kommen kann, was man von Gesetzes wegen noch alles teuer umbauen muss.

Und dann ist man ja nicht einmal mehr frei, sich die Mieter selbst auszuwählen, sondern muss nehmen, wen einem die Politik diktiert.

Wer ist so blöd, in Deutschland noch Häuser zu bauen?

Und wer ist noch blöder, das von anderen zu erwarten?

Ich kann jedem Wohnungskonzern nur empfehlen, nur noch im Ausland zu bauen. Das ist hier völlig kaputt.