Ansichten eines Informatikers

Finde das Loch

Hadmut
31.1.2023 22:05

Leser fragen – Danisch will nicht mehr.

Das haben wir in der Grundschule im Sachkundeunterricht mal gelernt, wie man einen Fahrradreifen flickt. Den Schlauch darin, um genau zu sein. Ich kann mich noch daran erinnern, dass der Lehrer damals eine ganze Kiste mit alten Fahrradschläuchen hatte, die er von einem Fahrradladen bekam, die schon unzählige Male geflickt waren und die er jedesmal vor dem Unterricht mit einer Nadel oder einem Messer präparierte, damit die mal ein ganz kleines Loch und mal einen Schnitt hatten, damit wir lernen, ob wir das Loch suchen müssen oder den langen Flicken aus dem Flickset draufpappen. Und wir haben gelernt, wir wir das Loch im Schlauch mit Seifenwasser finden, weil es Bläschen gibt. Als ich noch mit dem Fahrrad zur Schule gefahren bin, hatte ich bestimmt zwei oder drei Dutzend Platten und die Mäntel vom Wechseln schon so ausgeleiert, dass ich die einfach runterschütteln konnte, habe mal einen Platten samt Aufpumpen und wieder Anfahren in unter drei Minuten geflickt, weil es so leicht war, an den Schlauch zu kommen. Nie habe ich Seifenlauge gebraucht, um das Loch zu finden, das habe ich immer gesehen oder mit den Fingern, oder in schwierigen Fällen mit der Oberlippe gefühlt, wo da Luft rauskommt.

Aber die Methode mit dem Seifenwasser kenne ich. Wird übrigens auch beim Gasgrill empfohlen und steht in der Anleitung, dass wenn man Gas riecht, man nicht mit dem Feuerzeug nach der undichten Stelle suchen soll (manche Leute machen das wirklich so, um zu finden, wo Gas entweicht), sondern die ganze Einrichtung mit Seifenwasser übergießen soll, damit man sieht, wo Blasen entstehen.

Aber was zur Hölle treiben diese da? Und was gibt der im Hintergrund, den man nicht sieht, für seltsame Anweisungen?

Finde das Loch. Mich erinnert das an die Späße, wenn man Leute den 17er Linksgewindegabelschlüssel, die Siemens-Lufthaken oder – bei der Bundeswehr – den „Schlüssel zum Verfügungsraum“ holen schickt. (Ich habe mal miterlebt, wie ein Oberstleutnant einen Feldwebel rundgemacht hat, weil wir vor dem Verfügungsraum standen und nicht reinkamen, weil ein Zaun drum und die Tür zu war, weil der den Auftrag hatte, den Schlüssel zu beschaffen, und gedacht hatte, man erlaube sich mit ihm den üblichen Spaß, und den Schlüssel nicht geholt hatte. Man ist dann pragmatisch-versehentlich beim Rangieren gegen die Tür gefahren, kann ja dem besten mal passieren.)

Die Tage kam mehrmals (ich habe ihn zweimal gesehen, ich glaube, auch in WISO) im ZDF ein Bericht über irgendwelche Berufsschüler, deren Ausbilder sagte, dass Mathematik und Physik gerade ein Riesenproblem seien, das sei alles inzwischen sehr auffällig. Einer sagte, dass sie das alles nicht gelernt haben und er jetzt gerade versucht, sich die Mathematik, die sie in der Schule nicht hatten, die aber für irgendein Handwerk gebraucht wird (KFZ oder sowas), und das ist ja meist keine Integral- und Differenzialrechnung, keine Analysis und Algebra, sondern mehr so Rechnen und Geometrie, mühsam selbst beibringt.