Was macht ein männlicher nach drei weiblichen Verteidigungsministern?

Eigentlich wollte ich zuerst ja nur einen Witz draus machen.

Aber die Sache ist ernster.

"Für den Fall der Fälle" – Pistorius lässt Leopard-2-Panzer zählen https://t.co/kfY5uCvlNO pic.twitter.com/I4EJUdPgCk

— WELT (@welt) January 20, 2023

Als eine der ersten Amtshandlungen hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius die Prüfung der Bestände beim Kampfpanzer Leopard in Auftrag gegeben.

Ich dachte, ich fall’ vom Stuhl. So ein Leopard 2 ist ja nicht billig. Und im Grundwehrdienst habe ich – wir waren zusammen mit einem Instandsetzungsbataillon in einer Kaserne – mal einen aus direkter Nähe gesehen, wie der zusammen mit seinem Transporttieflader („Elefant“) unsere arme kleine Tankstelle leergesoffen hat. Die sind zwar in Tarnfarbe, aber nicht so unauffällig. Die verlegt man nicht mal so, und aus direkter Nähe sind sie auch schwer zu übersehen. Bei den Sanis hat sich mal einer einen Spaß erlaubt und auf ihre Bestellung für Mullbinden und Heftpflaster die Versorgungsnummer für einen Leo2 mit draufgeschrieben und sich mal einen bestellt. Er hat sich damit aber nur einen Anruf eingehandelt, ob er noch Latten am Zaun habe.

So ein Leo2 ist eben … naja, kein Kleinwagen. Einparken entweder für Fortgeschrittene oder für Sorglose. Kostet einige Millionen pro Stück. Die Vollkasko-Versicherung noch nicht berücksichtigt.

Und Pistorius’ erste Amtshandlung am ersten Tag sei, die erst mal zählen zu lassen, um in Erfahrung zu bringen, wieviele wir davon überhaupt haben.

Lacht man da oder weint man da?

Ist das vielleicht geheim und wird absichtlich nicht festgehalten, wieviele es sind, damit der Feind es nicht weiß?

Oder war das einfach die Misswirtschaft der Damen von der Leyen, Kramp-Karrenbauer und Lambrecht, sich um Kitas, Kühlschränke und Frauenquoten zu kümmern, aber nicht dafür zu interessieren, wieviele Panzer wir haben?

Gerade als ich mich im Spott austoben wollte, lese ich bei Business-Insider das: Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius lässt jetzt Leopard-Panzer zählen – nachdem Lambrecht das offenbar verboten hatte

Erst jetzt, fast ein Jahr nachdem die Ukraine erstmals um Kampfpanzer gebeten hatte, sollen die Bestände von Leopard-Panzern in Deutschland überprüft werden. Einen entsprechenden Auftrag habe Pistorius erteilt, sagte er am Rande des Gipfels.

Wieso wird damit erst jetzt angefangen? Ein Versäumnis? Nein – im Gegenteil: Wie Business Insider von mehreren Quellen im Verteidigungsministeriums erfuhr, soll die frühere Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) knapp eine Woche vor ihrem Rücktritt ihre Beamten angewiesen haben, keine Bestandsaufnahme bei den Bundeswehr-Panzern des Typs Leopard 1 und Leopard 2 vorzunehmen. Und das, obwohl ihr Haus eine Zählung der Fahrzeuge zuvor vorgeschlagen haben soll, um in der Frage möglicher weiterer Lieferungen auskunftsfähig zu sein.

Zu den möglichen Gründen heißt es im Ministerium: Angeblich sollte damit Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frage möglicher Kampfpanzer-Lieferungen nicht noch zusätzlich unter Druck gesetzt werden. Die Sorge: Wäre herausgekommen, dass die Bundeswehr ihre einsatzfähigen Panzer zählt, hätte das als Bereitschaft interpretiert werden können, Panzer liefern zu wollen. Diesen Eindruck wollte man angeblich vermeiden, zumal das Kanzleramt bis dahin auch keinen entsprechenden formalen Prüfauftrag an das Verteidigungsministerium erteilt haben soll, heißt es.

Eine Anfrage von Business Insider am Freitagabend ließ Christine Lambrecht vorerst unbeantwortet. Sollte es aber zutreffen, dass sie eine entsprechende Anweisung erteilte, wäre das politisch nicht nur für sie brisant. In Erklärungsnot kämen vor allem Scholz und sein Kanzleramt. Denn so kurz vor dem Ramstein-Gipfel, auf dem viele andere Nationen eine Entscheidung Deutschlands in der Panzer-Frage erwarteten, scheinbar gar nicht wissen zu wollen, wie viele Leopard 1 und 2 man grundsätzlich überhaupt liefern könnte, könnte Scholz als Desinteresse ausgelegt werden. Denn egal, wie man zu Kampfpanzer-Lieferungen politisch steht: Ohne genau zu wissen, wie viele Leopard 1 und 2 Deutschland überhaupt grundsätzlich liefern könnte, ist eine fundierte Entscheidung in keinem Fall möglich.

Nun will ich gerne einsehen, dass der jetzige Augenblick heikel ist, denn wenn die Bundeswehr jetzt ihre Panzer zählt, kriegen das die Russen garantiert mit, da gibt es genug Spione und Informanten.

Was ich überhaupt nicht einsehe: Warum man sie überhaupt zählen müsste.

Es will mir partout nicht in den Sinn, wie man als Armee nicht wissen kann, wieviele Panzer man eigentlich so hat. Nicht nur militärisch, sondern auch schon finanziell. Wie will man denn überhaupt Ersatzteile bestellen und vorrätig halten und Wartung organisieren, wenn man nicht weiß, wieviele Panzer man hat? (Gut, wir wissen ja, dass genau das auch nicht funktioniert hat.)

Schon im Normalzustand würde ich das nicht akzeptieren und nachvollziehen können. Aber wir haben hier seit einem Jahr einen Krieg vor der Haustür. Und die kommen nicht auf die Idee, mal zu klären, wieviele Panzer sie haben? Ist ja nicht so, dass wir nicht vorher schon in Kundus und so weiter unterwegs gewesen wären.

Was haben die da eigentlich bisher gemacht?

Halten die die Bundeswehr für so eine Art Abenteuerspielplatz?

Was haben diese Verteidigungsministerinnen da eigentlich die letzten Jahre gemacht?

Und hatte man da nicht extra diese überteuerte Staatssekretärin Katrin Suder eingestellt und exorbitant viel Geld für McKinsey, Accenture und wie sie alle heißen, rausgeworfen, um das Beschaffungswesen in Gang zu bekommen? Hieße es nicht irgendwo, das wären hunderte Millionen oder sogar eine Milliarde Euro nur für diese Beratungskosten gewesen? Und dann wissen die nicht einmal, wieviele Panzer sie haben? Müssen die erst einmal zählen?

Irgendwo stand neulich, die Bundeswehr breche gerade gleich zwei Rekorde, sie sei nämlich gleichzeitig

• die teuerste und
• die untauglichste

Armee der EU.

Wir haben den höchsten Wehretat und sind trotzdem so gar nicht in der Lage, uns zu verteidigen.

Was die interessante Frage aufwirft, ob die Zahl der Panzer so hoch ist, dass man die Forderung nicht ablehnen könne, der Ukraine doch welche abzugeben, oder so niedrig, dass es ein Witz ist und einem die Zahl einfach zu peinlich wäre.

Was also haben die die letzten Jahre als Ministerinnen da eigentlich gemacht? Also, außer sich wie von der Leyen in der Lederjacke vor dem Kampfflugzeug fotografieren zu lassen?