Ansichten eines Informatikers

Ein Redner

Hadmut
16.1.2023 13:13

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Zum Klima-Redner-Video fragt ein Leser an:

Hallo Hadmut,

vom Inhalt mal abgesehen: Fällt Dir spontan ein einziger deutscher Politiker (oder von mir aus auch sogenannter Journalist) ein, der

  • in der Lage ist, sich überhaupt einer derartigen Sprache zu befleißigen,
  • dies auch noch aus dem Stegreif,
  • ohne ständige Fülllaute, Stottern, Selbstkorrekturen etc. und
  • als Kirsche obendrauf das auch noch als offenkundig Zugewanderter, da seine Eltern ja laut Rede aus Russland stammen.

Gruß

Nein, ich weiß keinen.

Ließe man die letzte Bedingung, Zuwanderer zu sein, fallen, dann fiele mir allenfalls noch Gottfried Curio von der AfD ein. Der kann reden.

Ich will damit nicht ausschließen, dass es Leute gibt, die ordentlich reden können. Aber mir fällt spontan keiner ein.

Dass die Leute keine ordentlichen Reden halten könnnen, ist eben auch eine Folge, dass sich die Parteien aus Zivilversagern, Studienabbrechern, Leuten, die nie gearbeitet haben, Berufsfaulen rekrutieren. Woher sollen die auch reden können, sowas muss man lernen und sich erarbeiten. Der eine mehr, der andere weniger. Ich hatte mir so eine Fähigkeit, ordentlich reden zu können, auch mal erarbeitet, als ich an der Uni Tutorien, Seminare, Übungen, Vorlesungen und dazu Vorträge auf Veranstaltungen und Konferenzen gehalten habe. Aber das habe ich auch wieder verlernt. Ich merke das, wenn ich Videos aufnehme, wie oft ich wiederholen muss, um mal mehrere Sätze hintereinander flüssig und ohne äh und Satzfehler zu sprechen (was übrigens eine der wenigen Fähigkeiten ist, die ich Fernsehleuten bescheinige, aber es ist Übung, keine intellektuelle Tiefe), und dann immer noch so undeutlich spreche, dass ich damit nicht zufrieden bin. Man muss das wirklich lernen und regelmäßig üben.

Und genau das ist eine der Fähigkeiten, die ich von Berufspolitikern erwarte, dafür bekommen sie soviel Geld.

Nur hat sich das völlig verloren, seit wir in den Parteien eine Dummen- und Inkompetentenkult haben und die Parteien von Juso und Grüner Jugend mit Totalversagern und Radikalinskis befüllt werden. Wie soll jemand ordentlich reden können, der schon kein ordentliches Deutsch kann? Der Wunsch nach Gendersprache und die Fähigkeit, Deutsch zu sprechen, die Sprache überhaupt begriffen zu haben, stehen sich diametral gegenüber, schließen sich gegenseitig aus.

Wie sollte jemand eine Rede halten können, der selbst noch nie, in seinem ganzen Leben nicht, einen tageslichttauglichen Text verfasst hat, den irgendwer würde lesen wollen?

Da geht es ja nicht nur um ordentliche Sprache, Grammatik, richtige Wortwahl, hinreichenden Wortschatz, Formulierungsfähigkeit, und beim Halten auch Artikulation. Es geht auch darum, einen Text oder Vortrag einer gewissen Länge logisch gedanklich strukturieren zu können, und dann auch zu wissen, wie er ankommt. Wie man den Zuhörer packt, wie man ihm etwas erklärt, wie komplex es werden darf, bevor man ihn abhängt. Wann man rhetorische Fragen und Pausen einwirft, um dem Leser Gelegenheit zu geben, darüber nachzudenken und sich das in Hirn und Gedächtnis sickern zu lassen.

Früher hat man das geübt. Die alten Griechen und Römer mussten noch in Amphitheatern ohne Hilfsmittel und im Freien so reden, dass man sie verstehen konnte, und die großen Redner wie Cato, Demosthenes und wie sie alle hießen sind ja bis heute bekannt. Von Demosthenes heißt es ja, er habe mit Steinen im Mund geübt, deutlich und verständlich zu reden. Ich habe das ja auch in den Blogartikeln zur Entstehung des Nationalsozialismus schon ausgiebig beleuchtet. Der heutige zeitgeistige Dummenbrei glaubt ja immer gerne, dass Hitler so komisch schnarrig gesprochen habe, weil Nazis Frakturschrift liebten und deshalb auch so redeten. Beides falsch. Die Nazis hatten die Frakturschrift weder erfunden noch gemocht, sondern sie im Gegenteil abgeschafft. Warum? Weil sie für Propaganda eine klare, einfache, gut lesbare Schrift brauchten. Und den Hitler-Scharr hat der auch nicht gesprochen, weil die alle so gotisch-brachial drauf waren, sondern weil das die Redetechniken waren, die man damals von Schauspielern lernte, die noch ohne Mikrofone auf der Bühne stehen mussten, und deren Techniken man sogar noch steigern musste, weil die ersten Mikrofone, Radios, Aufnahmegeräte eben so schlecht waren. Der Informatiker und der Nachrichtentechniker nennen das „den Signal-Rauschabstand erhöhen“.

Ich habe dazu früher schon immer drei Bespiele gebracht: King George VI, Mussolini und Hitler. Sie waren die ersten, die als Politiker mit den neuen elektronischen Medien arbeiten mussten oder wollten. Der Film The King’s Speech zeigt, wie George davon völlig überrumpelte wurde und als starker Stotterer daran scheiterte und versuchte, damit klarzukommen. Mussolini war einer der ersten, der öffentliche Reden mit Lautsprecheranlagen hielt und damit große Zuhörerzahlen erreichte. Eine ältere Leserin, die in Italien aufgewachsen ist, berichtete mir, dass sie als Kind Mussolini-Reden gehört habe (ich weiß nicht, ob live oder Aufzeichnungen) und ihre Mutter gefragt habe, warum der Mann so komisch abgehackt spricht und so seltsame Pausen macht. Mutti war schlau und wusste es: Der hatte gelernt, Pausen zu machen, bis der Hall von den Lautsprechern auf den damaligen großen Plätzen durch die Gebäudereflexionen verhallt war. Mussolini hat nicht so gesprochen, weil er einen Dachschaden hatte, sondern weil er gelernt hatte, mit dem damaligen Stand der Technik umzugehen. Selbiges für Hitler. Heute ist dessen in Tonaufnahmen überlieferte Sprechweise Stoff für Parodien und Verhöhnung, aber der hat ja normal nicht so gesprochen, sondern das extra von Schauspielern erlernt, wie man beim damaligen Stand der Technik (analog, Anfangszeit) sprechen musste, damit am Ende noch etwas ankommt, was man verstehen kann. Man nimmt solche überlieferten Aufnahmen und Fotos von Reden wie in Nürnberg oder „Wollt Ihr den totalen Krieg“ immer für so typische Faschismus-Eigenschaften, macht sich aber nie klar, was das medientechnisch bedeutete. Dass ein wesentlicher Grund dafür war, dass Hitler an die Macht kam, weil er systematisch die technischen Neuerungen wie Kraftfahrzeug, Flugzeug, Lautsprecher, Radio, sogar Fernsehen (Olympische Spiele), aber auch Buch- und Plakatdruck und die Massenherstellung von Fahnen und Flaggen eingesetzt hat, wie eben keiner zuvor. Hitler war damit ein Influencer, der die Medien nutzte wie Youtube und TikTok, während alle früheren Politiker und insbesondere die Monarchen in ihren Palästen hockten, gelegentlich mal vom Balkon winkten und ansonsten ein paar kurze Texte mitteilen ließen. Von Kaiserin Sissi ist überliefert, dass sie eine solche Zicke war, dass ihr Gatte, der Kaiser Franz Joseph, sie bei Auftritten von ihrer Friseurin (heute würde man sagen Stylistin) doublen ließ, die er kurzerhand in eines der Kleider steckte. Wie man mir in Wien erklärte, war das kein Problem, denn sie musste ja nur auf dem Balkon stehen und winken, und die Leute sahen sie nur aus großer Entfernung, wussten ohnehin nicht so genau, wie sie aussah. Die englische Königin Victoria hat immerhin schon mit der Publikation von Fotos von sich gearbeitet.

Ich habe oft die vielen Holocaust-Museen kritisiert, die das alles so auf die Bösen mit dem Hakenkreuz runterbrechen, die auf einmal Lust bekamen, Menschen zu töten, und sich einen Mörder zum Präsidenten wählten. Dass die Leute aber damals praktisch wehrlos, weil ungewohnt, dem ersten gegenüberstanden, der moderne elektronische Medien und Massenkommunikation einsetzte, und damit einen Hype auslöste, der Youtube, TikTok und der Luther-/Gutenbergbibel ähnlich war, wird dort fast nie, und wenn, dann kaum erwähnt. Das sind einfach brutale Wissenslücken, weil der ganze Geschichtskram ja immer von Geisteswissenschaftlern gemacht wird, die nichts anderes als ihre Marx- und Antimarx-links-rechts-Schiene kennen und sonst gar nichts. Ich finde das ja immer so frappierend, wenn gerade die, die sich am lautesten als „antifaschistisch“ ausgeben, als „Antifa“ bezeichnen, am allerwenigsten Ahnung davon haben, wogegen sie eigentlich kämpfen. Da herrschen eigentlich nur noch so romantische Phantasievorstellungen vom Bösen wie bei Darth Vader. Dieses Zusammenspiel aus Rhetorik, Bildsprache, Medien, die auf ein damit unerfahrenes Publikum trafen, das sowas noch nicht kannte, und der Funktionsweise des Gehirns, die Amygdala und die Rudelmechanik, kommen in der antifaschistischen Saga überhaupt nicht vor. Letztlich betreiben die Holocaust-Ausstellungen und die Antifa genau dasselbe wie die Nazis selbst: Eine negativ romantisierte idealisierte Feinddarstellung, die eigentlich mehr an der eigenen Vorstellung als an der Realität orientiert ist, und das Problem weitgehend verfehlt. Es geht eigentlich mehr darum, Opfergefühle oder -mitgefühle zu erwecken, als zu analysieren, was passiert ist, und dessen Wiederholung zu verhindern.

In englischen und amerikanischen Schulen und Universitäten hat man das zumindest ansatzweise erkannt und dort das Schreiben von Essays und das Halten von Vorträgen ausgiebig geübt. Irgendwo gibt es ja sogar Wettbewerbe, in denen Redner ein ihnen vorher nicht bekanntes, und manchmal auch völlig bescheuertes, völlig unsinniges Thema bekommen und dann aus dem Stehgreif das Publikum davon überzeugen sollen, dass das so ist, der Mond ein Würfel sei oder irgendwas in der Art.

Wir dagegen sind eine Gesellschaft der Verblödung.

Die heutige „Jugend“, die, die gerade auf Klima und Antifaschismus und sowas machen, kennt keine analoge Telefonie mehr, keine Wählscheibentelefone. Die mussten noch nie ins Telefon schreien, um von München nach Hamburg zu telefonieren. Die kennen keine Kohlegrießmikrofone, die man ab und zu mal schütteln muss. Die wissen nicht, was morsen ist und wozu man es brauchte.

Vergleicht mal die elaborierte Sprache in den vielen überlieferten Briefen der Soldaten im ersten Weltkrieg – oft ganz junge Kerle, die an die Mutter statt an die Freundin oder Frau schreiben – mit dem Sprachmüll, der heute abgesondert wird. Ist Euch mal augefallen, dass die allermeisten der Texte, die für Gender und gegen Faschismus und Rechte sind, worauf sich das ja heute alles reduziert, schon ungeachtet ihres Inhalts sprachlich minderwertig bis mangelhaft sind? Ist Euch schon aufgefallen, welchen Sprachmüll sogar die Doktoren und Professoren der „Geisteswissenschaften“ heute abliefern, sogar dann, wenn sie Linguisten oder Germanisten sind? Oder dass viele Strömungen der Philosophie und Sozioligie heute ausschließlich darauf beruhen, unlesbar und unverständlich zu schreiben, damit keiner merkt, was für einen Schwachsinn sie blubbern oder einfach gar nichts zu sagen haben? Ich war in München gelegentlich auf Vernisagen einer kleinen Galerie, auf denen immer derselbe Geisteswissenschaftler sprach. Ex-Professor oder sowas. Der redete so 30 bis 60 Minuten über die Bedeutung und Wirkung der neuesten Bilder aus willkürlichen Farbkleksen, und niemand im Publikum hatte auch nur einen Satz davon verstanden. Er selbst auch nicht. Es sagte aber keiner was, weil keiner öffentlich zugeben wollte, dass er es nicht verstanden hatte.

Schaut man sich die heutige Garde aus Jungpolitiker an, das, was da so von Juso und Grüner Jugend kommt, dann wissen die einfach gar nichts und sind dümmer als ein Besenstiel. Die kennen und können nicht mehr, als sich mit dem Handy bei irgendwas, notfalls auch beim Fressen, selbst zu fotografieren und es dann zu twittern oder auf TikTok rauszuhauen. Die Verlängerung von Tweets von 140 auf 280 Zeichen ist für die schon zu komplex, weil die so lange Nachrichten schon gar nicht mehr hinbekommen (außer sie vom Ghostwriter erstellen zu lassen oder per copy-paste abzuschreiben).

Die meisten dieser Leute bekommen nicht mal mehr einzelne Sätze einer gewissen Komplexität hin. Die scheitern schon an elementarer Grammatik (was ja die Voraussetzung ist, um Gendersprache überhaupt wollen zu können). Deshalb bekommen die auch ihr Studium nicht fertig. Es fehlt an den geistig-sprachlichen Fähigkeiten, die über das Ausfüllen des Immatrikationsformulars hinausgehen. Und sogar dafür gibt es Helfer und Berater.

Die Leute sind auch nicht mehr in der Lage, einen zusammenhängenden Gedankengang zu finden oder darszustellen, geschweige denn verständlich oder gar nachvollziehbar. Mehr als einen Satz von Grunzlauten wie „is rassistisch“ oder „is transfeindlich“ kriegen die nicht mehr hin. Da gibt es Leute, deren Wortschatz im drei- oder bestenfalls unteren vierstelligen Bereich liegt, und die schon deshalb alles brachial runterkategorisieren müssen, weil ihnen die sprachlichen Mittel fehlen, etwas zutreffend zu formulieren. Habt Ihr schon mal einen Poltiker oder Journalisten erlebt, der noch Verachtung von Hass zu unterscheiden in der Lage gewesen wäre?

Heute gilt es schon als Hass und Hetze, wenn man überhaupt irgendeine verständliche Aussage trifft, mit der ein gedanklicher Inhalt beim Empfänger ankommt. Das sind wir nicht mehr gewöhnt, das empfinden wir als Angriff, wenn im Gesprochen einen Aussage transportiert, wenn nicht nur geredet, sondern auch gesaqt wird.

Hört Euch doch mal all diese Annalenas, Kevins, Ricardas, Luisas an. Oder schaut den Emilias beim Hüpfen zu. Das ist eigentlich nur noch Kommunikationsmüll.

Fast hätte ich gesagt, lest Euch mal deren Texte durch, aber da gibt es ja nichts, was die selbst schreiben und eine gewisse Komplexität erreicht, zumindest nichts, was mir jetzt bekannt wäre. Baerbocks Buch war vom Ghostwriter. Und sonst ist da … ja, ich weiß nicht, aber eigentlich nichts außer dämlichen Instagram-/TikTok-/Twitter-Hampeleien, oder? Die Leute geben sich als Politiker aus, kommen geistig aber nicht einmal in die Nähe der Komplexität, die zur Kommunikation mit allen Bevölkerungsschichten erforderlich wäre. Man sprach gerne von Echokammern und Filterblasen, aber das größere Problem sind deren Dummenhorizonte, mit dem sie ihren Kommunikations- und Wirkungskreis auf die Bevölkerungsteile reduzieren, die mit ihnen geistig auf einer Stufe stehen, und alles darüber als Nazi und ähnliches abtun.

Wer von denen sollte denn noch ordentliche Reden halten können?

Was meint Ihr, warum die in Talkshows sitzen? Weil die den Moderator als intellektuellen Blindenhund, Wegweiser, Reiter brauchen. Man stellt ihnen irgendeine flache Frage, und sie blubbern den Ideologiekram raus, fallen sich ins Wort, beschimpfen sich. Ende.

Richtig wäre es, ihnen ein Kamerateam zu schicken, ein Mikrofon in die Hand zu drücken und ihnen zu sagen, dass sie jetzt 45 oder 90 Minuten Zeit haben, zu erklären, wie die Gesellschaft ihrer Meinung nach funktionieren soll, und niemand wird ihnen dazwischenreden oder irgendeine Frage stellen. Als ob sie wie in einer Vorlesung einem passiv zuhörenden Publikum erklären sollten, was sie vor haben.

Das können die aber nicht.

Mehr als zu beschimpfen, rumzumotzen, Vorwürfe zu erheben, Leute als Nazis, Rassisten und so weiter zu kategorisieren, den weißen Mann und den Kapitalismus für an allem schuld zu halten, können die nicht. Ich habe schon oft beschrieben, wie unwohl ich mich auf Veranstaltungen von Journalisten oder Politikern meist fühle. Weil das so oft immer so brachial dumm, so hirnabschneidend dämlich ist. Und selbst die, die es besser könnten, sich das Dumme, diesen Dummenton angewöhnen, weil Deutschland inzwischen so verblödet ist, dass man sich die Stimmen im Dummen holt. Wähler intellektuell anzusprechen lohnt sich eigentlich nicht mehr, weil man damit zu wenige Stimmen holen kann.

Nehmt Euch mal die Zeit und schaut mal das Parlamentsfernsehen aus dem Bundestag oder vielleicht irgendeinem Landtag, schaut Euch mal die Reden dort an. Das ist nahezu immer rhetorisch, inhaltlich, intellektuell unter aller Sau, wie am Dorfstammtisch nach Anfangsssuff. Das ach so hohe Haus, das sich soviel auf sich einbildet, ist die letzte Pöbelbude, die gern zwischen Kneipen- und Kindergartenton oszilliert.

Dieser Bundestag ist eine Missachtung, eine Geringschätzung, manchmal geradezu eine Beleidigung des Wählers. Die aber leider den Wählern dieses Landes immer angemessener wird.