Ansichten eines Informatikers

Frau und Flughafen

Hadmut
3.1.2023 11:14

Wieder mal einer aus der Serie:

Weil doch Gewalt auf toxischer Männlichkeit beruht.

Wenn die Leute aber fragen, warum das in diesen Prügel- und Gewaltvideos von Flughäfen und aus Flugzeugen fast immer schwarze Frauen sind, habe ich da noch etwas. Nur ohne Video.

Als ich das letzte Mal von Berlin nach Zypern flog, saß ich zufällig (Platz nicht selbst gewählt) in einer der Sitzreihen an den zwei kleinen Notausgangsluken über der Tragfläche. Das hat den Vorteil, dass man etwas mehr Beinfreiheit hat, und den Nachteil, dass die Klapptische angeschraubt sind und sich nicht öffnen lassen, und man mit einem Behelfstisch aus der Armlehne vorlieb nehmen muss. Und es hat den Nachteil, dass es besondere Regeln gibt. Bei Start und Landung darf man keine Tasche und nichts bei sich haben, was im Fluchtfall den Fluchtweg behindern könnte. Während man auf anderen Sitzplätzen Gepäckstücke unter den Vordersitz schieben kann, darf und mitunter sogar muss, ist das da strengstens verboten, damit im Katastrophenfall niemand darüber fallen, sich drin verheddern oder sich das dann sogar im Notausgang verklemmen kann. Man will die Leute auch davon abhalten, bei einer Evakuierung ihren Krempel mitnehmen zu wollen.

Und die Stewardessen Flugbegleiter achten pflichtgemäß auch sehr darauf, dass das eingehalten wird.

Nun saß ich da in der Mitte der drei Plätze, und links neben mir, zur Außenwand hin, direkt an der Notausgangsluke, saß eine Frau. Weiß. Womöglich Deutsche, kann ich nicht so genau sagen, weil sie nur Englisch gesprochen und nur drei Worte gesagt hatte. So vielleicht um die dreißig. Schon beim Reinkommen so ein Leckt-mich-doch-alle-am-Arsch-Attitüde, wie eine, die sich schon von ihrer eigenen Existenz und der Tatsache, dass es Tag ist, genervt und belästigt fühlt. Und obwohl das da auch an der Wand geschrieben stand, was man da alles nicht darf und dass man jegliches Gepäck in die Gepäckfächer an der Decke packen muss, interessierte die das nicht. Tasche auf dem Boden, Mantel (war kalt an dem Tag, die Leute deshalb in Winterkleidung unterwegs) erst auf dem Schoß, dann so über die Brust geworfen.

Nun kam die Stewardess Flugbegleiterin, und versuchte ihr (englisch, sie sprach kein deutsch) erst freundlich zu erklären, dass die Sachen in den Locker oben müssen. Die Frau guckt aber nur grießgrämig, ignoriert das völlig, als ob sie das einfach aussitzen könnte. Die Stewardess Flugbegleiterin wird nachdrücklicher, und erklärt ihr, dass sie den Mantel entweder anziehen oder wegschließen müsse.

Daraus entwickelte sich ein Wortgefecht über meinen Kopf hinweg.

Die Stewardess Flugbegleiterin immer damit, dass das Vorschrift und Gesetz sei, und sie ja nichts dafür können, sondern das aus Sicherheitsgründen eben so eingehalten werden müsse.

Die Frau neben mir in der Endlosschleife nur immer wieder „What’s your problem?“

Das ist eigentlich so eine Masche, die ich vor 10, 15 Jahren mal von görenhaften dummen Frauen kannte, dass die jegliche Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen damit austragen, den anderen immer wieder mit „what’s your problem?“ anzubrüllen und sich ansonsten völlig dumm und taub zu stellen, kannte. Das blubberte dann auch in das Deutsche rein, oft habe ich das dann auch gehört, dass wenn sich irgendwelche Leute streiten, da eine „Was ist Dein Problem?“ brüllten. Irgendwer hat den Quatsch mal angefangen, und anfangs hatte das auch gewissen Erfolg, denn was antwortet man so jemandem? Hier hat das sogar wieder funktioniert, denn die Stewardess Flugbegleiterin hat dann auch aufgegeben, weil sie ja noch andere Dinge zu erledigen hat und sich irgendwann zum Start selbst setzen musste.

Es ist aber so eine typische mädchenhafte Niederbrülltechnik (ich kann mich nicht erinnern, das schon mal von einem Mann gehört zu haben), alles, was nicht passt, einfach als ein Problem des anderen hinzustellen und sich selbst so als den Problemanalysator über andere zu stellen. Ich dachte eigentlich, das wäre wieder aus der Mode gekommen.

Was macht man eigentlich in einem vielleicht brennenden Flugzeug, wenn so eine am Notausgang sitzt? Wo man ja auf Anweisung des Personals den Notausgang öffnen und alles frei machen muss? Brennendes Flugzeug, „Öffnen Sie endlich den Notausgang!“ – „What’s your problem!?“

Ich habe mal erlebt, wie ein älterer Mann in der Sitzreihe hinter mir in einen fürchterlichen Streit mit Geschrei bis hin zu Handgreiflichkeiten mit den Stewardessen Flugbegleiterinnen kam und mir dabei so von hinten schmerzhaft in die Ohren brüllte, und es völlig unklar und nicht im Ansatz zu erkennen war, worum die eigentlich stritten, was eigentlich Gegenstand des Streites war. Der brauchte einfach nur irgendeinen Streit. Irgendwann hatte sich das zunächst beruhigt, man merkte aber, dass der nur auf eine Gelegenheit wartete. Dann saß der breitbeinig da, ein Knie im Gang, und die fuhr dann versehentlich, weil sie das nicht sehen konnte, mit ihrem Saftwagen dagegen, so voll gegen die Kniescheibe. Dann ging das erst richtig los und der tobte da los. Dann allerdings erklärten ihm zur Erleichterung der dankbaren Stewardess Flugbegleiterin mehrere Männer um ihn herum, dass er gleich von allen zusammen ordentlich aufs Maul bekommt, wenn er sich jetzt nicht sofort hinsetzt, die Klappe hält und die Leute in Ruhe lässt. Dann war Ruhe.

Das ist immer das, was ich am Fliegen am meisten fürchte. Nicht die Technik, das Wetter, die Piloten, Vogel- oder Blitzschlag, Absturz, Brand und Verderben. Ich fürchte mich davor, mit so vielen Idioten in eine Blechbüchse eingesperrt zu sein und mich im Katastrophenfall – oder auch ohne Katastrophe – erst mal mit denen auseinandersetzen zu müssen. Eine Menge Leute sind einfach charakterlich – oder vielleicht sollte man sagen, hirnorganisch/Amygdala-mäßig – einfach ungeeignet, sich für mehrere Stunden in einer solchen Menschendichte aufzuhalten.