Ansichten eines Informatikers

Das Geschwätz des Carsten Knobel (Vorstandsvorsitzender Henkel)

Hadmut
12.12.2022 16:26

Ich wundere mich ja immer darüber, dass die Aktionäre so einen Blödsinn mitmachen. [UPDATE! WICHTIG!]

Die WELT schreibt gerade, dass Henkel seinen Frauenanteil im Vorstand auf 50% erhöhen will.

„Es ist unbestritten, dass eine Organisation umso erfolgreicher ist, je vielfältiger die Hintergründe, Ideen und Erfahrungen der Mitarbeitenden sind“, schreibt Henkel-CEO Carsten Knobel bei LinkedIn.

Woher will der denn wissen, ob das „unbestritten“ ist?

  • Ich bestreite es. Und habe es auch ausführlich begründet.
  • Viele andere bestreiten es.
  • Die Realität bestreitet es. mir ist nämlich kein einziger Fall bekannt, in dem eine Organisation durch diese „Vielfalt“ besser geworden oder auch nur gleich gut geblieben wäre, weil es immer zu Streit, Konfrontation, und vor allem dazu führt, dass die Organisation sich nur noch mit sich selbst beschäftigt, zum Selbstzweck und völlig unproduktiv wird. In den USA bestätigt sich reihenweise „get woke, go broke“, und viele Firmen lassen längst die Finger wieder davon weg. Allein schon die Filmindustrie sieht gerade ein, dass sie damit sehr viel Geld versenkt und reihenweise erfolglose Filme produziert haben.

Doch er fordert noch viel mehr: „Wir wollen Geschlechterparität. Also den Anteil an Frauen in Führungspositionen auf 50 Prozent steigern.“

Aha. Wenn sie Parität wollen und das auf einen Frauenanteil von 50 Prozent hinausläuft, behaupten sie also, dass es genau zwei Geschlechter gibt. Was ist mit den anderen 97.000 Geschlechtern?

Und wie wollen sie eigentlich feststellen, wer Frau und auf diese Quote anzurechnen ist?

Noch nie konnte mir jemand, der von Frauenquote tönt, erklären, wie sie das eigentlich feststellen wollen.

Hat der vielleicht am Klebstoff geschnüffelt, den sie selbst herstellen?

Saskia Schmaus arbeitet bei Henkel als Global Head of Diversity, Equity & Inclusion, kurz: DEI. Gemeinsam mit ihrem Team und einem weltweiten Netzwerk von Vielfalts-Botschafterinnen und -Botschaftern kümmert sie sich um Gleichstellung und Inklusion, die Förderung von weiblichen Führungskräften.

„Ein Netzwerk von Vielfalts-Botschaftern“

Und die sagt

Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil im Top-Management haben eine 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein als weniger diverse Firmen

Was gleich in mehrfacher Hinsicht Schwachsinn ist. Erstens verwechselt sie Korrelation und Kausalität, denn die Kausalität liegt ungekehrt. Nur sehr erfolgreiche Firmen können sich solche Frauen im Management wirtschaftlich leisten. Zweitens ist die Aussage an sich falsch und sie versteht nicht, was Wahrscheinlichkeit ist, denn wollte man es richtig formulieren, würde man sagen, wieviel Prozent mehr Profit Firmen mit Frauen im Durchschnitt machen und nicht von Wahrscheinlichkeiten schwafeln, weil es da ja nicht um Zufallsgrößen geht.

Schon da müsste man merken, dass das nur dummes Geschwätz ist und die da nur irgendwas schwafelt, was sie nicht versteht.

Hätten die aber mal für 20 Pfennig nachgedacht, was offenbar weder der Vorsitzende, noch die Frauenbeauftragte oder die WELT gemerkt hat, dann sagt diese Aussage, dass Frauen schädlich sind.

Denn sie sagt, dass Unternehmen mit hohem Frauenanteil eine 25prozentige Wahrscheinlichkeit haben, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Von der Dummheit des Ausdrucks mal abgesehen: Denkt mal drüber nach.

Merkt Ihr was?

Selbst, wenn die Aussage inhaltlich stimmte und es eine Kausalität Frau -> Erfolg wäre, könnte das bedeuten, dass man eine bis zu 75-prozentige Wahrscheinlichkeit hat, das der Profit abstürzt.

Und es sagt auch nichts darüber, wieviel der Profit bei denen steigt. Es könnte also sein, dass die mit Frauen zu 25% 3,50 Euro über dem durchschnitt liegen und zu 75% insolvent gehen.

Abgesehen von den bereits beschriebenen Aussagenfehlern nämlich liegen hier noch zwei, drei Fehler und Täuschungsversuche vor:

  • Sie betrachtet nur 25% der Unternehmen, bei denen ihr das Ergebnis in den Kram passt,
  • was soll denn eine „Wahrscheinlichkeit“ sein, profitabler zu sein? Ist das wie Lotto oder haben sie mehr Profite?
  • sie sagt nicht, wieviel mehr die einen Profit haben, und nicht, wieviel weniger die anderen haben.

Man müsste also den tatsächlichen Profit derer mit vielen Frauen mit denen mit wenigen Frauen vergleichen, um erstens alle zu betrachten, also sowohl die mit mehr und die mit weniger Profit, und zweitens den Umfang der Profitunterschiede gegenüber dem Durchschnitt. Und das könnte durchaus sehr negativ ausfallen und ein Kapitel im Buch „So lügt man mit Statistik“ liefern.

Dass die Journalisten bei der WELT das nicht merken, überrascht nicht, woher sollen Journalisten das auch wissen, die lernen das ja nicht und mögen solches Geschwätz.

Aber dass jemand, der auf so einen Quatsch hereinfällt, Vorstandsvorsitzender sein kann… Sowas sollte man eigentlich in MBA o.ä. lernen. Wikipedia über Knobel:

Knobel studierte Betriebswirtschaftslehre und Technische Chemie an der TU Berlin. Seit 2010 war Carsten Knobel Alumnus der Harvard Business School, an der er das Management-Entwicklungsprogramm (Executive Education Program) absolvierte.[

Mit beidem, BWL und Chemie, sollte man eigentlich in der Lage sein, zumindest die einfachsten Schwindelaussagen in Statistik zu erkennen.

Wäre ich Großaktionär, würde ich mir den mal vorknöpfen und ihm gehörig den Kopf waschen, wahlweise mit Shampoo von Schauma oder Schwarzkopf. Beides von Henkel. Oder auch mal dem der Konkurrenz.

Mir wurde aber schon berichtet, dass es gerade die Großaktionäre in Form amerikanischer Fonds sind, die Aktien kaufen, und dann – ähnlich wie bei der Übernahme von Parteien – Unternehmen auf links krempeln und den Vorstand rauswerfen, wenn er nicht spurt.

Update: Das war mir gar nicht aufgefallen: Ein Leser weist mich darauf hin, dass das kein Artikel bei der WELT ist, sondern „sponsored content“, formal eine Anzeige von Henkel. Ich hatte zwar gesehen, dass da „Anzeige“ steht, aber gedacht, dass da eine normale Werbeeinblendung kommt, die gerade nicht funktioniert, und das nicht so verstanden, dass der Text selbst die Anzeige ist.

Die WELT ist also an dem Punkt angekommen, an dem sie gegen Geld jeden beliebigen Mist durchwinkt. Henkel hat sich den Käse da reingekauft.