Ansichten eines Informatikers

Maßband

Hadmut
26.9.2022 20:27

Darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Warum nicht?

Ich habe vorhin etwas abgemessen und deshalb zwei Maßbänder rausgekramt, ein kleines und ein großes. Ihr wisst schon, nicht den Zollstock/Zentimeterstock zum auseinanderklappen, sondern diese gewölbten dünnen Stahlbänder in der Rolle zum Feststellen, die man herauszieht und die dann durch die Wölbung eine gewisse Steifigkeit erhalten. Mit den Bändel und der Klammer am Gehäuse zum Anhängen an den Gürtel oder die Werkzeugtasche. Diese banalen Dinger eben, die es in nahezu jedem Haushalt gibt. Die Dinger, mit denen ich als Kind schon so gerne gespielt habe.

Ich hatte die Dinger noch auf dem Tisch rumliegen, und schaue gerade Nachrichten, habe so aus Langeweile und weil die Finger was zu tun haben wollten, mit einem der beiden rumgespielt, während ich Nachrichten guckte.

Da fiel mir etwas auf, was mir noch nie aufgefallen ist.

Falsch, es ist mir schon immer aufgefallen, ich habe nur noch nie darüber nachgedacht.

Diese Dinger bestehen doch aus einem Gehäuse mit einer federgespannten Wickeltrommel, fast immer mit einem Feststellschieber, dann dem Stahlband selbst, und an dessen Ende einem angenieteten kleinen Winkelstück, damit man es an einer Kante anhängen kann, wenn man etwa misst, wie lang ein Tisch oder Schrank ist.

Das Ding, dieser Winkel am Ende des Bandes, der als Anschlag und Haken dient, ist locker. Der wackelt. Vor und zurück. An beiden Maßbändern.

Eigentlich können sie sich die Millimetereinteilung schenken, wenn der Anschlag locker ist und hin und her wackelt. Warum schaffen die das nicht, den Anschlag richtig festzunieten?

Mir fällt was auf.

Nämlich dass mir genau das, nämlich dass das Ding wackelt, so weit ich mich erinnern kann, schon immer bei jedem Maßband aufgefallen ist. Sind die alle zu blöd, das Ding festzunageln?

Oder ist das Absicht? Waren die seit meiner Kindheit alle locker, weil die locker sein sollen, müssen?

Mir geht die Frage durch den Kopf, ob die Winkel am Ende des Stahlbandes absichtlich locker sind, und die Distanz, um die das Ding wackelt, vielleicht ungefähr der Dicke des Bleches des Winkels entspricht. Wenn man nämlich auf Zug misst, das Ding also an eine Kante hängt und dran zieht, misst man gegenüber der Innenseite des Winkels. Da müsste also Null liegen.

Misst man aber auf Druck, drückt das Ding also gegen eine Wand oder Schrankinnenseite oder sowas, misst man gegenüber der Außenseite des Winkels, also genau eine Bleckdicke (das Blech des Winkels) mehr. Nicht ganz, aber knapp ein Millimeter.

Kann das sein, dass die den Winkel absichtlich locker machen, damit der eine Bleckdicke hin- und herwackeln kann, damit man auf Zug und Druck jeweils denselben (oder sagen wir mal einen genaueren) Nullpunkt bekommt?

Warum spiele ich seit meiner Kindheit mit den Dingern rum und habe trotzdem noch nie darüber nachgedacht, warum der Winkel bei allen mir bekannten Exemplaren, an die ich mich erinnern kann, etwas locker war und etwas wackelte?