Ansichten eines Informatikers

Wie man einen Fachkräftemangel macht

Hadmut
24.7.2022 22:54

Wer noch arbeitet, ist der Dumme. Wer noch Steuern zahlt, ist noch dümmer.

Manchmal ist das echt süß, wie Journalisten fragen können:

Da fragt er:

Es gibt zwei Zahlen in Deutschland, die niemand zusammenzubringen scheint. Oder niemand zusammenbringen will. 1,7 Millionen und 1,6 Millionen. Das eine ist die Anzahl der offenen Stellen, für die dringend Arbeitskräfte gesucht werden. Das andere ist die Anzahl der Menschen, die arbeitslos sind und Hartz IV beziehen.

Überall fehlt Personal. In der Gastronomie, im Hotelgewerbe, am Flughafen. Dass Deutschland ein Fachkräfteproblem hat, das kennen wir. Diese Klage ertönt so verlässlich wie zu Sonntag Glockengeläut. Aber wir reden hier nicht von Spezialaufgaben, sondern von einfachen Tätigkeiten, also Jobs, die jeder erledigen kann, der über zwei Hände verfügt.
Es braucht nur ein gesundes Kreuz und einen Willen

Um Koffer zu entladen oder Tische abzudecken, braucht es kein Abitur und keine Vorkenntnisse. Man muss noch nicht einmal die deutsche Sprache beherrschen. Alles, was man benötigt, ist ein gesundes Kreuz und den Willen, sich nützlich zu machen.

Aber die Leute sind verschwunden. Am Flughafen stapelt sich das Gepäck, weil niemand die Koffer aufs Band wuchtet. Das Restaurant in Dresden hat nur noch drei Tage die Woche geöffnet. Personalmangel, sagt der Wirt entschuldigend. Er finde einfach niemanden, der die Teller abträgt. „Bewirb dich bei uns“, steht auf dem DHL-Transporter. Es klingt fast flehentlich.

Mir erklärten vor etwa drei oder vier Jahren mal Frauen, mit denen ich auf einer Veranstaltung ins Gespräch kam, und die in Niederlassungen eines großen Logistikunternehmens leitend tätig waren, dass sie vor einem Problem stehen, das man sich nur fünf Jahre früher noch gar nicht hätte vorstellen können: Die Leute wollen nicht mehr arbeiten. Die Einheimischen kommen nur noch, um sich ihre Bestätigung fürs Arbeitsamt zu holen, dass sie sich pro forma beworben haben. Hin und wieder fange einer an, werfe aber nach einem oder zwei Tagen wieder hin. Das sei „Arbeit“? Nein, das habe man sich ganz anders vorgestellt. Das sei nichts für sie. Oder sie kommen kommentarlos einfach nicht wieder. Die Flüchtlinge, ja, da gäbe es noch welche, die arbeitsfähig und -willig wären. Aber die lehnten es ab, unter weiblichen Vorgesetzten zu arbeiten.

Einige Leser haben mich in den letzten Jahren gefragt, warum ich noch so blöd sei, zu arbeiten und mich in ein Büro zu setzen und mit anderen Leuten rumzuärgern. Sie seien – darunter sogar Informatiker – in Hartz IV und hätten einen schönen Tag. Würde man erst lernen, wie man damit rumkommt, hätte man eine schöne Zeit und könne den Tag am See, in der Sonne oder in der Bibliothek verbringen oder einfach im Bett liegen bleiben.

Nichts geht mehr.

Weil es einfach keinen Sinn mehr ergibt, noch arbeiten zu gehen.

Wenn es ohne zu arbeiten für ein Leben „in Würde“ reicht, warum sich dann noch abmühen und sich der Gender-Hölle am Arbeitsplatz aussetzen?

Das Bürgergeld

Denn, Hipp, Hipp, Hurra, die Koalition hat das „Bürgergeld“ eingeführt. Da gibt es nun eine lesenswerte Analyse. (Nein, es gibt mehrere, aber mit der fange ich jetzt mal an.)

Grundeinkommen light. Grundeinkommen für die, und nur für die, die nicht so blöd sind, zu arbeiten und die Steuern dafür zu zahlen. Ich zitiere mal die wesentlichen Überschriften, denn der Text ist schon sehr lesenswert im Volltext:

  1. Das Bürgergeld schont Vermögen:

    Künftig soll das Schonvermögen 60.000 Euro betragen, für eine Familie mit zwei Kindern 150.000 Euro. Das heißt: Wer nicht arbeitet, muss in den ersten zwei Jahren sein Erspartes in dieser Höhe nicht antasten. Sehr viele Steuerzahler, die viel weniger auf der hohen Kante haben, dürften sich wundern, dass sie für den Unterhalt viel „Reicherer“ aufkommen müssen.

    Wer arbeitet und Steuern zahlt, ist der Dumme.

  2. Das Bürgergeld kennt sechs Monate lang praktisch keine Sanktionen

    Wer keine Neigung verspürt, sich ernsthaft um einen Job zu bemühen oder sich weiterzubilden, muss sechs Monate lang keine Sanktionen befürchten.

    Und danach passiert auch nichts, denn das hat ja das Bundesverfassungsgericht verboten.

  3. Das Bürgergeld prämiert teure Wohnungen
  4. Das Bürgergeld belohnt Selbstverständliches

    Von Leistungsbeziehern sollte man eigentlich erwarten, dass sie sich weiterbilden oder Sprachkurse besuchen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Das soll künftig mit einem monatlichen Weiterbildungsgeld in Höhe von 150 Euro prämiert werden. Da muss sich jeder Arbeitnehmer auf den Arm genommen fühlen, der sich neben seiner Berufstätigkeit auf eigene Kosten fortbildet.

    Wer arbeitet, ist der Dumme.

  5. Das Bürgergeld fördert die Flucht in die Weiterbildung

    Jetzt können Arbeitslose, die angebotene Arbeiten nicht annehmen wollen, stattdessen auf Weiterbildung setzen. Und das nicht mehr nur für zwei, sondern für drei Jahre. Da dürften manche Arbeitnehmer und Beitragszahler neidisch werden.

    Wer arbeitet, ist der Dumme.

Gibt noch andere Analysen, die zum Beispiel:

Wer noch arbeitet, ist der Dumme.

Wer noch Steuern zahlt, ist noch Dümmer.

Und da man ja mindestens 6 Monate Schonfrist bekommt, wird das natürlich in einer bevorstehenden Energiekrise jeder nutzen, um lieber zuhause zu bleiben.

Unsere Regierung ist die – meines Wissens – erste Regierung in der Geschichte, die den Generalstreik gegen sich gleich selbst per Gesetz veranstaltet.

Und dann kommt so eine öffentlich-rechtliche Journalistin und fragt so treudoof:

Hehehe.

Ratet mal, warum Gastronomen in Deutschland lieber bar kassieren.

Wer Steuern zahlt, ist der Dumme.

Ich war in einigen Ländern, in denen es längst selbstverständlich ist, in Kiosken, Restaurants und ähnlichem nur noch per Karte zu zahlen. Ich war doch neulich wieder in Dubai, wo auch alles nur noch mit Karte bezahlt wird und der typische Wüstensohn in seinem bodenlangen Kleid oder Hemd praktisch nur noch sein Handy und seine Kreditkarte mit sich herumträgt und die Sonnenbrille auf der Nase hat. Mehr haben die nicht mehr dabei, schon gar keine proletarisches Bargeld. Weil dort die Steuern nicht so absurd sind.

Dieses Land ist am Ende.

Es steht zu vermuten, dass dieses, ehemals unseres Land, wie Kohl es noch ausdrückte, im nächsten Frühjahr zumindest so nicht mehr existieren wird.