Ansichten eines Informatikers

Ende der Online-Partnersuche

Hadmut
11.7.2022 15:29

Aus. Futsch. Vorbei. Könnt Ihr vergessen!

Künftig zählen wieder persönliche Treffen und die Regel: Beim ersten Date Gesicht vorzeigen. Spätestens beim zweiten Date die Geschlechtsteile zur Echtheitsprüfung. Vor allem die Damen werden künftig zur Begrüßung das Röckchen kurz heben müssen.

Bei Heise gibt es gerade einen Artikel darüber, wie „Social-Media-Filter“ künftig helfen könnten, „die eigene Geschlechtsidentität zu entdecken“.

Es geht darum, dass immer mehr Menschen sich selbst durch irgendwelche Beauty-Filter drehen, bevor sie sich in den Social Media zeigen, und diese „Beauty-Filter“ inzwischen per KI weitaus leistungsfähiger sind, als nur ein paar Pickel zu entfernen oder das Gesicht etwas schlanker und die Zähne weißer zu machen. Anscheinend kann man da jede beliebige Vorlage durch den „SnapChat-Mädchen-Filter“ drehen. Sie zeigen (allerdings leider ohne nähere Erklärungen) zwei Bilder eines gewissen Gavin Lee Lewis, und es gibt tatsächlich einen Schauspieler dieses Namens, der auch so aussieht. Der guckt auf dem linken Bild männlich-schräg in die Kamera.

Das rechte Bild zeigt ein – auf den ersten Blick, wie ich finde, ziemlich hübsches – Mädchen, das mich an irgendeine Comicfilmfigur erinnert, ich weiß nur nicht, an welche, das mir aber ohne Kontext erst einmal unverdächtig erschienen wäre. Es fällt auf den zweiten Blick auf, das sie exakt gleich guckt, der Hintergrund derselbe ist, dieselbe Position und Geometrie des Gesichts.

Auf den dritten Blick fällt auf, dass sie dieselbe Nase, dasselbe Kinn und zudem ganz leichte Schatten seines Bartes hat. Und ihr Haaransatz oben rechts an der Stirn irgendwie seltsam aussieht.

Anscheinend – so genau steht es nicht da, ich interpretiere das jetzt mal so – ist dieses auf den ersten Blick recht hübsche Mädchen das Ergebnis, wenn man den Typen links durch den SnapChat-Mädchenfilter dreht.

Und jede Menge Transsexuelle oder Möchtegerntransen meinen nun, dass sie endlich den Beweis gefunden haben, dass sie Transsexuell seien, weil ihnen das andere Bild doch viel besser gefällt. (Korrelation und Kausalität: Das liegt nicht am anderen Geschlecht, sondern einfach daran, dass die KI auch hässliche Vogelscheuchen hemmungslos aufhübscht.)

Da sag ich mir doch: Wozu noch teuer Aktmodelle mieten? Da stell’ ich mich doch nackig vor die Kamera, lass das durch den Mädchenfilter laufen. (Und werde dann wohl wegen Jungendpornographie festgenommen.)

Im Ernst: So einen Filter brauche ich auch, da will ich mich mal durchdrehen und schauen, was dabei rauskommt. Vielleicht mache ich hier dann auch so ein Frauen-Mode-Blog auf und werde Influencerin.

Der Knackpunkt ist eben: Man kann nichts mehr glauben. Vor allem nicht mehr in den Kontakt-Börsen. Da findet man die bildhübsche Traumfrau, und erst am Ende stellt sich raus, dass sie in Wirklichkeit Horst heißt und nur Bilder eingestellt hat, wie sie gerne aussehen würde. Da wird es dann irgendwelches Tuntenposing geben und die KI wird Playboy-Models draus basteln. (Das wäre überhaupt mal eine Geschäftsidee für den darbenden Playboy, die haben doch ein riesiges Bildarchiv. Man nimmt so eine Schönheits-KI und trainiert sie auf alles, was jemals für den Playboy nackt fotografiert wurde, und bietet dann als Dienstleistung an, dass jede ihre eigenen Bilder und jeder die Bilder seiner Oidn da durchdrehen kann. Die Digitalversion vom Schönsaufen.

Oder natürlich auch umgekehrt. Eine KI auf hässliche fette Weiber trainiert, nicht zu sehr, um Leute zu kompromittieren: Guck mal, wie die am Strand aussieht…

Oder: Hättet Ihr gedacht, was für schwabbelige, haarige Beine Politikerin X hat?

Früher hat man Fake-Fotos schlecht in Hintergründe montiert. Wenn man heute Politikerin X beim Besuch in der Südsee zeigen will, reicht ein Schnappschuss in Berlin, und die Südsee-KI macht den Rest.

Online-Dating dürfte damit erledigt sein. Man weiß ja nie, wer da in Wirklichkeit dahinter steckt.

Man wird sich also in Wirklichkeit treffen und beäugen müssen. Und dann der Crocodile-Dundee-Griff. Oder gleich der Echtheits-Schlüpfer-Lüpfer. Das gegenseitige Darbieten der Primärorgane zur Darlegung der Geschlechtsrealitäten.

Das wird bestimmt lustig.

(Wobei – so wirklich neu wäre es nicht. Ich München habe ich mal eine Anmache erlebt, bei der eine direkt damit anfing, mir ihr Echtzeitszertifikat zu zeigen. Hätte ich nicht gedacht, dass das mal essentiell wichtig werden könnte.)