Ansichten eines Informatikers

Ehrenamtliche Cyberretter

Hadmut
4.7.2022 1:32

Es wird immer dämlicher.

Oder: Frau und Cybersicherheit. Zwei Welten prallen aufeinander.

In Darmstadt ist gerade mal wieder Land unter. Der journalistische Restposten Frankfurter Rundschau berichtet, dass es da nach einem Angriff auf den IT-Dienstleister immer noch nicht wieder so rappelt in der Kiste, wie es eigentlich soll.

Ein IT-Dienstleister, der seinen eigenen Kram nicht wieder zusammengeflickt bekommt. Entweder wirft das Fragen auf. Oder es löst den Keine-Fragen-mehr-Reflex aus. Je nach Gemüt und mentaler Verfassung.

. Vor zehn Tagen hatte ein Hackerangriff Count+Care – eine Tochter der Entega und der Stadtwerke Mainz – mit einer Erpressungssoftware lahmgelegt und für Ausfälle von kommunalen Dienstleistungen gesorgt. Der Vorfall machte deutlich, wie angreifbar kommunale Unternehmen sind.

Und dabei ist die Meldung schon vom 21.6., das also inzwischen über 20 Tage her, und ein Leser schreibt, noch immer funktioniere nicht alles. So sei etwa die Webseite von Entega noch immer nicht wieder oben. Ist ja aber auch nur ein Strom- und Gasversorger, Strom und Gas sind ja heutzutage gar kein wichtiges Thema. Oder auch der Öffentliche Personennahverkehr, was spielt das schon für eine Rolle, wenn der down ist?

Stinkt hat wieder mal so nach kommunal-politischem Schlamperladen.

Die Verzweiflung ist groß.

Das Geschwätz auch.

So zitiert die FR:

„Das Management hat ein Problem zu sehen, wie alles zusammenhängt“, sagte Marco Ghiglieri vom IT-Beratungsunternehmen Sicher3. Allerdings sei spannend zu beobachten, dass nach dem Vorfall in Darmstadt plötzlich Maßnahmen vorgezogen werden sollten, für die bisher kein Geld dagewesen sei. Kirstin Scheel vom Fraunhofer Institut regte an, Cyberversicherungen müssten ein „gewisses Niveau“ von IT-Schutzmaßnahmen einfordern. Brandschutzübungen in Unternehmen seien ja auch Pflicht.

Das Management ist wahrscheinlich politisch und nach Partei- und Gendergesichtspunkten, und nicht nach Befähigung eingestellt worden.

Aber der Brüller ist dann das:

Expertin: Ehrenamtliche könnten bei Cyber-Attacken einspringen

Um schneller Abhilfe bei Cyber-Attacken wie in Darmstadt zu schaffen, könnten Ehrenamtliche eingesetzt werden, schlug Haunschild vor. Diese könnten zum Beispiel helfen neue E-Mail-Konten einzurichten.

Jo, hahaha.

Ehrenamtliche.

Weil man für die lausigen Gehälter und Arbeitsplatzbedingungen schon keine „Fachkräfte“ mehr bekommt, sollen es an deren Stelle jetzt „Ehrenamtliche“ richten. So Besserwisser, die es schon immer mal ausprobieren wollten. So Powerlaien.

Und wisst Ihr, wer noch? Die Hacker selbst.

Das ist dann das Allergrößte: Einen Laden anzugreifen, zusammenzuschießen, und sich dann als Ehrenamtlicher zu melden, um dann noch innen an die Admin-Zugänge zu kommen.

Wie kann man auf eine so doofe Idee kommen?

Naja, die ist von der TU Darmstadt. Und das hatte ich ja schon vor 15 Jahren beschrieben, dass man als Frau an der TU Darmstadt auch ohne Sachkunde Expertin für IT-Sicherheit werden kann und akademisch losschwätzen darf. Der Abstand zwischen Kryptographie und Koruptographie ist ja phonetisch auch nur gering.

Und nachdem der geheime Bundesplan mit den hundsgemeinen Bundescyberkriegern, die zurückhacken sollen, bisher nicht funktioniert hat, und der Fachkräftemangel auch immer schlimmer wird, sollen es jetzt „Ehrenamtliche“ richten.

Denn bei uns kommen die Ehrenamtlichen aus der Steckdose.

Und die Leute stehen bestimmt Schlange, um der Darmstädter Stadtverwaltungssumpferei den Laden wieder zusammenzuflicken.

Und die werden politisch ganz begeistert sein, weil die Ehrenamtlichen auch so divers sind, denn da kommen ganz bestimmt auch Russen und Chinesen vorbei.

Ich glaube, wenn man auf solche Ideen kommt, dann ist das schon ganz kurz vor dem Punkt, an dem einem gar nichts mehr einfällt außer das nächstbeste Handtuch vollzuheulen. Und das ist dann die IT-Sicherheitsforschung der TU Darmstadt.

Vielleicht sollte ich mir so ein albernes Heldenkostüm mit Maske, spitzen Ohren, schicken Stiefeln und Cape nähen lassen (ja, ich weiß, Edna rät von Capes dringend ab)

und dann komme ich als The Incredible Cyberman, um die Welt zu retten. To infinity and beyond! Ehrenamtlich.

Huahahaaa. Darmstadt…