Ansichten eines Informatikers

Frisch gemessert

Hadmut
29.4.2022 15:01

Aktuelles aus der Mustergesellschaft Berlin.

[Update]

Berliner Klassiker:

1.
Bolle reiste jüngst zu Pfingsten,
Nach Pankow war sein Ziel;
Da verlor er seinen Jüngsten
Janz plötzlich im Jewühl;
’Ne volle halbe Stunde
Hat er nach ihm jespürt.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.

[…]

3. Auf der Schönholzer Heide,
Da jab’s ’ne Keilerei,
Und Bolle, jar nich feige,
War mittenmang dabei,
Hat’s Messer rausjezogen
Und fünfe massakriert.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.

Kam vorhin im Radio mit großer Erregung: Frisch gemessert. Frau in Pankow auf offener Straße erstochen.

Die Berliner regen sich dann ja gerne auf, dass es auf „offener Straße“ passiert. Wo man doch in Berlin extra finstere Hinterzimmer für sowas hat.

Ich dachte mir noch so „Oh, die Grünen müssen jetzt aber tapfer sein – im Radio hieß es, der Täter sei auf dem Fahrrad geflohen“. Wo doch nach Berliner Doktrin Radfahrer so gute Menschen sind.

Inzwischen weiß man mehr.

Der Täter kam nämlich – das Kriminalklischee schlechthin, der Mörder kehrt immer an den Tatort zurück – zurück. Und weil da inzwischen die Polizei war, haben sie den dann auch gleich festgenommen. Schreibt etwa die Morgenpost.

Eine sechsfache Mutter sei sie gewesen. (An dieser Stelle gilt es, den Gedanken zu vermeiden, dass es vielleicht der Gatte war, der nicht mehr anders wusste, wie er sie zum Aufhören bringen könnte.)

Und so heißt es in der Morgenpost:

Der Mann ist 42 Jahre alt und die getötete Frau offenbar seine ehemalige Lebensgefährtin, 31 Jahre alt und Mutter von sechs gemeinsamen Kindern. Bezüge zum Flüchtlingsheim in der Pankower Mühlenstraße werden aktuell geprüft.

Die Berliner Zeitung sagt mehr dazu:

Das italienische Restaurant hat erst ab mittags geöffnet, der Wirt und sein einziger Gast am Tresen befragen deshalb eher die Journalisten nach Neuigkeiten und nicht umgekehrt. „Schrecklich“, sagt die Friseurin aus der Maximilianstraße. Eine Kundin sei hereingekommen und habe von dem ganzen Blut erzählt, das sie auf der Straße gesehen habe. Sie wisse nichts, vermute aber Opfer und Täter seien in einer Beziehung gewesen.

Jo, dit is Berlin. Nichts wissen, von viel Blut erzählen und Vermutungen ins Rot.. – pardon – ins Blaue anstellen.

Nach Informationen der Berliner Zeitung soll es sich bei dem Messerangriff um einen Femizid gehandelt haben. Das 31-jährige Opfer sei die ehemalige Lebensgefährtin des mutmaßlichen Täters. Beide hatten laut der Polizei sechs Kinder und wohnten in dem Flüchtlingsheim in der Mühlenstraße.

Also keine Importmeuchelei, sondern wieder mal Männer morden Frauen.

Sicherheitsleute des Flüchtlingsheims brachten den Mann zum Tatort, meint ein 18-jähriger Zeuge. Andere Zeugen erzählen, dass der mutmaßliche Täter am Tatort aufgetaucht sei, und Zeugen mit dem Finger auf ihn gezeigt hätten. Die Polizei überwältigte daraufhin den Mann. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Täter zum Tatort zurückkommen und dort festgenommen werden“, sagt ein Polizeisprecher.

Irre, wa?

„meint ein 18-jähriger Zeuge“

Zeugen hätten mit dem Finger auf ihn gezeigt. Womit auch sonst? So ähnlich wie „mit Füßen getreten“.

Um 13.50 Uhr traf die Gerichtsmedizin ein, um die Leiche der Frau abzutransportieren.

Na, immerhin eine gesichterte und präzise Information. Stellt Euch vor, wir würden nicht genau wissen, wann die kamen. Oder ob überhaupt.

Update: Ah, die BZ hat auch noch was:

Das Opfer erlag noch am Tatort seinen lebensgefährlichen Verletzungen.

Dann waren sie nicht lebensgefährlich, sondern tödlich. Muss man aber nicht mehr dazusagen, wenn das Opfer schon tot ist.

Nach B.Z.-Informationen soll der Mann der Frau aufgelauert haben. Dann soll er ihr mit einem sehr großen Messer erst in den Bauch gestochen und ihr anschließend die Kehle aufgeschnitten haben.

Ach, so. Ja. So typisch Mann eben.