Ansichten eines Informatikers

Zahnarztpraxen und der Niedergang der selbständigen Ärzteschaft

Hadmut
8.4.2022 11:10

Ein Zahnarzt hat mir geschrieben.

Gestern (kann sein, schon vorgestern) kam in verschiedenen Sendungen im Fernsehen, dass mancherorts ein Vorgang bei Augenärzten zu beobachten ist, der Sorge bereitet. Nämlich dass Augenarztpraxen nicht mehr, wie das bisher so üblich waren, dem Augenarzt (oder generell bei allen Ärzten die Praxen den Ärzten) gehören, die auf dem Schild stehen, sondern dass die Praxis Investoren gehört, und der Arzt dort nur noch angestellt ist.

Man schimpfte natürlich – klar, deutsches öffentlich-rechtliches Fernsehen ist linksaußen und marxistisch, da ist der Inhalt fest vorgegeben – auf die bösen Kapitalisten, denen es dann nur noch um Gewinnmaximierung geht, und die den Leuten irgendwelche teuren Zusatzleistungen oder sogar überflüssige Grauer-Star-Operationen andrehen, die sie nicht brauchen, und umgekehrt Leute abwimmeln, bei denen die Behandlung kompliziert und wenig profitabel werde.

Nur ganz am Rande wurde mal kurz erwähnt, dass es eben nicht nur mit dem bösen Kapitalismus, sondern der Bequemlichkeit der heutigen Ärztegeneration zu tun hat, die lieber angestellt als eigenverantwortlich arbeiten will.

Hoppla, dachte ich, das kommt mir so bekannt vor. Das Thema hatten wir schon unter Feminisierung der Medizin. Zuerst bei Tierärzten. Landwirte bekommen keine Tierärzte mehr, weil man per Frauenförderung die Medizin auf Frauen umgestrickt hat, und die lieber in der Stadt Halbtagskuscheltierpraxen betreiben als Kühen den ganzen Arm in den Arsch zu schieben oder zu besamen und sowas. Den Effekt hatte ich auch schon bei Berliner Humanärzten beobachtet, dass immer mehr Frauen unter den Ärzten sind, und dazu parallel die angebotenen Praxisstunden immer weniger werden. Ähnliches hört man von den Landärzten, die keinen Nachwuchs mehr bekommen, weil Frauen keine Lust haben, eine Landarztpraxis zu betreiben, bei der man für alles verantwortlich ist, auch noch für Hausbesuche rumfahren muss, und das finanzielle Risiko trägt. Da wurde schon erwähnt, dass Frauen lieber angestellt sind und das Risiko anderen überlassen.

Was höchst bemerkenswert ist, hier im Blog aber schon öfters angesprochen und erörtert wurde.

Denn Genderzombis, Feministinnen, SPD, Grüne und so weiter, das ganze Marxistenpack, beschwert sich ja ständig, dass man nicht genug Frauen in Vorständen hätte, dass nicht genug Frauen in Führungspositionen wären und so weiter.

Deshalb aber ist es überaus interessant, Freiberuflerinnen zu betrachten, die ihr eigener Chef sind, und die kraft Berufs in der Lage sind, ihr Arbeitspensum beliebig selbst zu steuern. Gerade weil in Berlin Artztermine so knapp sind, gibt es da auch kein Problem mit der Nachfrage. Und Privatversicherte gibt es auch genug, weshalb man da nicht an irgendwelche Deckelungen oder Kontingente der gesetzlichen Kassen gebunden wäre, zumal manche Ärzte ja auch schon ihre Kassenzulassung abgegeben haben. Sie könnten also arbeiten, so viel sie wollen, auch expandieren, niemand würde sie davon abhalten. Kein Chef, kein Vorgesetzter, niemand. Insbesondere kein Mann, weil viele dieser Praxis komplett von Frauen betrieben werden. Aber: Die meisten tun es nicht. Sie betreiben im Gegenteil die Praxen oft im Schonbetrieb, die angegebenen Öffnungszeiten mitunter nicht mal eine halbe Wochenarbeitszeit (wobei ich schon weiß, dass eine Praxis mehr Arbeit macht als die darauf angegebenen Öffnungszeiten und die manchmal auch Termine außerhalb der Öffnungszeiten vergeben.) Ich hatte schon mit Ärztinnen – eben nicht – zu tun, bei denen ich es nicht mal geschafft habe, überhaupt an die Anmeldung zu kommen, weil sie in einer Sammelpraxis mit drin sind, man drinnen aber immer von den anderen Praxen gesagt bekommt, die seien gerade in X-Urlaub, X ständig wechselnd. Ich war selbst bei einer – sehr netten – Hausärztin in der Nähe des Arbeitsplatzes, eine Drei-Damen-Praxis, Ärztin und zwei Helferinnen, und die haben das ziemlich knapp gehalten. Keine teuren Geräte in der Praxis, minimale Ausstattung, wenige Öffnungsstunden. Sie könnten da auch deutlich mehr machen, sie wollen aber einfach nicht. Sie sind zufrieden damit.

Was mich an eine Apothekerin erinnert, die ich kenne. Apotheker sind nicht wie Informatiker in ein Team eingebunden und hängen nicht voneinander ab, sondern wuseln unabhängig voneinander in der Apotheke herum und sind völlig ersetzbar, weil sie keine langfristigen Sachen machen, sondern jeder Arbeitsablauf ein paar Minuten dauert und dann beendet ist. Da kann heute ein anderer stehen als gestern, das macht nichts. Sie kann sich also freier als beispielsweise ein Informatiker aussuchen, wieviel sie arbeitet. Wieviele Tage pro Woche sie in der Apotheke steht. Sie könnte fünf, wenn sie wollte. Sie will aber nur drei. Reicht ihr, mehr will sie nicht. Keine Kinder oder so, nur einfach keine Lust, ihre Lebenszeit an das Finanzamt zu verheizen.

Insofern dürfte ein gewisser, enger Zusammenhang zwischen der Feminisierung der Medizin und der Übernahme von Arztpraxen durch Investoren bestehen, bei denen die Ärzte nur noch angestellt sind, und nicht mehr eigenverantwortlich die Praxis führen.

Sowas ist mir in Berlin auch schon begegnet, nämlich beim Zahnarzt. Ich hatte mir da eine Praxis rausgesucht, die nicht allzuweit vom Arbeitsplatz entfernt ist, weil das kein Problem für mich war, mal für eine Stunde zu verschwinden, wenn der Termin es erfordert. Größere Praxis, mehrere Ärzte, was auch den Vorteil hat, dass man auch an jemanden kommt, wenn die Ärztin mal krank oder in Urlaub oder ausgebucht ist, weil die eben die Praxis nicht schließen, sondern immer jemand da ist.

Irgendwann war sie weg.

Es hieß, nur temporär, Mutterschaft.

Als ich irgendwann mal fragte, wann sie denn wiederkomme, weil jetzt schon Jahre weg, hieß es, die werde so schnell nicht wiederkommen (Unterton: Gar nicht mehr), und da hat sich dann bestätigt, was ich schon vermutet hatte: Das war nicht ihre Praxis. Das ist eine Großpraxis, die von einem Zahnarzt geführt wird, mehrere Etagen, Zahnlabor auch noch dabei, und die sind da alle nur angestellt. Sie kommen und sie gehen. Mittlerweile bin ich beim vierten Zahnarzt innerhalb derselben Praxis (drei Frauen, ein Mann).

Und was mir dabei auffällt: Die Zahnärztinnen sind oft nur ein, zwei Tage pro Woche in der Praxis und zu buchen. Die wechseln sich da so ähnlich ab wie die Apothekerinnen. Heute ist Frau Dr. X an Stuhl 3. Gut, das ist jetzt etwas übertrieben, weil diese Praxis zwei Standorte hat, und manche der Ärztinnen zwei Tage pro Woche am einen und zwei Tage am anderen sind („Sie können auch einen Termin am Dienstag haben, aber dann müssen Sie zur Praxis Y fahren…“), aber so in die Richtung läuft’s.

Nun schreibt mir aktuell ein Zahnarzt (!) unter den Lesern und schickt mir einen Link auf diesen Artikel, der das für Zahnarztpraxen beschreibt, was die letzten Tage (oder zumindest gestern) für Augenarztpraxen im Fernsehen kam, beachtlicherweise auch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hier dem SWR: Geht es in medizinischen Versorgungszentren nur um Profit?

Immer mehr Zahnarztpraxen in BW werden in medizinische Versorgungszentren (MVZ) umgewandelt. Kritiker warnen, dabei gehe es vor allem um Geld. Das schade auch den Versicherten.

Hans Schlepple muss sich im Gegensatz zu vielen anderen Zahnärztinnen und -ärzten keine Gedanken mehr darüber machen, wer einmal in seine Fußstapfen treten will. Der 65-Jährige hat seine Praxis in Münsingen (Landkreis Reutlingen) an Wolfgang Hörz verkauft. Auch er ist Zahnarzt, aber auch Investor aus Leinfelden-Echterdingen (Landkreis Esslingen). In den letzten Jahren erwarb er insgesamt neun Zahnarztpraxen, darunter manche in der Region Stuttgart, aber auch in ländlichen Gegenden von Baden-Württemberg.

Hörz wandelte sie in medizinische Versorgungszentren (MVZ) um. In einer davon ist der Münsinger Zahnarzt Hans Schlepple nun angestellt. Investor Hörz sieht in den MVZ für Ärzte wie Schlepple einen großen Vorteil gegenüber der Selbstständigkeit als Zahnarzt.

“Die müssen sich nicht mehr mit den Verwaltungsfragen beschäftigen: Wir übernehmen die Abrechnungsfragen und sie können sich rein auf das zahnmedizinische Behandeln konzentrieren”, sagte Hörz.

Genau das, was ich hier von der Zahnarztpraxis auch kenne. Das ganze Ding ist durchorganisiert. Ein (reicher) Zahnarzt betreibt die Praxen und das drumherum, allein an einem Standort über drei Etagen, lauter Behandlungsräume, und ein Zahnlabor für Zahnersatz noch dazu (man muss allerdings sagen, dass die auch gut ausgestattet sind, denn wenn man da gleich mehr als ein halbes Dutzend Behandlungszimmer an nur einem Standort laufen hat, lohnt sich das auch, das modernste Röntgengerät zu haben.

Und die machen ihre Abrechnungen auch nicht selbst, sondern über einen Dienstleister. Da muss man auch eine Datenschutzzustimmung unterschreiben, dass die das da einreichen können, und die Rechnung kommt von jemand anderem. Manchmal bezahle ich (Zahnreinigung und moderne Füllungen muss man ja trotz Rekord-Beiträgen zur Krankenkasse trotzdem noch selbst zuzahlen) ich direkt dort mit der Bankkarte, aber neulich war mal die Software ausgefallen, da kam gleich alles durcheinander. Man könnte auch sagen, hochgradig arbeitsteilig. Heißt aber auch: Sie schlagen sich mit Rechnungen nicht rum. Sie geben da irgendwo ein, dass Patient X Leistung Y bekommen hat, und fertig. Alles andere samt Inkasso macht der Dienstleister, der wiederum für sehr viele Praxen tätig ist.

Hörz liegt mit seinen medizinischen Versorgungszentren voll im Trend: Denn aus 55 zahnärztlichen Versorgungszentren in Baden-Württemberg sind seit dem Jahr 2017 inzwischen 200 geworden. Doch viele Gesundheitsfachleute sind von medizinischen Versorgungszentren nicht begeistert, sondern sehen darin eine bedenkliche Entwicklung.

Kritikerinnen und Kritiker meinen allerdings, dass die Arbeit von Zahnärzten in solchen Zentren stärker als bei Berufskolleginnen und -kollegen mit einer eigenen Praxis darauf ausgerichtet sei, möglichst hohe Gewinne zu erzielen. “Patientinnen und Patienten müssen den Ärzten, die sie aufsuchen, mit ihren Beschwerden vertrauen”, sagte Peter Kolominsky-Rabas, Professor für öffentliche Gesundheit an der Uni Erlangen. Und dazu sei es erforderlich, dass der Arzt – oder der Behandelnde – nur den Patientinnen und Patienten verpflichtet ist und nicht Kapitalgebern, Rendite-Erwartungen oder sonstigen Strukturen, die dahinter stehen.

Exakt das, was sie gestern im Fernsehen noch über Augenärzte sagten.

Wolfgang Hörz weist die Kritik zurück: Seine medizinischen Versorgungszentren seien nicht in erster Linie darauf ausgelegt, den Gewinn von zahnärztlicher Arbeit zu maximieren. Außerdem sei die Behandlungsqualität in den Zentren oftmals besser: “Bei uns steht die allgemeine Zahnheilkunde im Vordergrund, weil sie auf dem Land gar nicht spezialisiert im weitesten Sinne arbeiten können. Aber natürlich schaut man schon, dass man versucht, auch Leistungen anzubieten, die es dort vielleicht früher gar nicht gab”, sagte Hörz, der selbst Zahnarzt ist.

Das ist dann allerdings auch wieder war. Ein Einzelkämpfer mit eigener Praxis muss immer ein Generalist sein. Bei der Praxis, bei der ich da bin, heißt es aber, dass sie beispielsweise für Implantate Spezialisten haben, dass das bestimmte Ärzte mit viel Übung machen (kann sein, der Chef selbst). Wenn das so ist und der nicht nur Wert darauf legt, die teueren Sachen selbst zu machen, und das Füllungenkleben den einfachen Ärzten überlässt, hätte das ja durchaus Vorteile für den Patienten, wenn er an jemanden kommt, der das oft und nicht nur gelegentlich macht und sich auch fachlich spezialisiert.

Die Ursache Frau

Und dann kam das, worauf mich der Zahnarzt, der mir schrieb, extra hinwies:

Wenig Landärzte – und offenbar wenig Lust auf eine eigene Praxis

Dass aus immer mehr Zahnarztpraxen medizinische Versorgungszentren werden, könnte in Baden-Württemberg auch in Zukunft so weitergehen.

Denn die Suche nach Nachwuchs, der Lust auf eine eigenständige Praxis und damit die Selbstständigkeit hat, ist nach Angaben von Gerd Fahnenbruck schwer: Der 72-Jährige sucht nach eigenen Angaben bereits seit sechs Jahren nach einem Zahnarzt oder einer Zahnärztin, die seine Praxis in Remshalden (Rems-Murr-Kreis) übernehmen will. Bei der mangelnden Bereitschaft, Landarzt zu werden, spielt nach Ansicht von Fahnenbruck bei jungen Berufskolleginnen und -kollegen auch das Angestelltendasein eine Rolle:

“Der Hauptgrund ist die veränderte Familien- und Lebensplanung, die sie haben: Erst kommt die Familie und dann erst der Beruf. Dazu kommt noch die Work-Life-Balance.”

Gerd Fahnenbruck, Zahnarzt aus Remshalden

Was sie hier – öffentlich-rechtlicher Rundfunk eben – aber nicht sagen: Genau das, nämlich der Unwille, Landarzt zu werden, oder überhaupt eigenständige Praxen zu betreiben und nicht nur halbtags angestellt zu sein, ist eine Frauensymptom. Das ist eine Entwicklung, die durch die Steigerung des Frauenanteils verursacht wird.

Und diese „Work-Life-Balance“ ist sogar ein Begriff, der direkt aus Feminismus und Gender stammt.

Und während uns SPD und Grüne einhämmern wollen, dass Frauen in Vorstände wollten und müssten und nur durch „Gläserne Decken“ davon abgehalten würden, ist die Realität genau umgekehrt: Sie wollen gar nicht, selbst wenn man sie dazu auffordert. Erst die Familie, dann der Beruf. Biologie, Evolution, Gehirn und so. Man könnte auch sagen: Das biologische Geschlecht und eben nicht dieser Soziologenschwachsinn von Gender und dem sozialen Geschlecht.

Was wir hier erleben, also diese Metamorphose der Arztpraxen, ist damit eine direkte Auswirkung des Feminismus, der Frauenförderung, des rapide gestiegenen Anteils von Frauen an der Ärzteschaft. Das Kapital ersetzt die eigenständigen, selbständigen Ärzte der Kategorie „Weißer Mann“, weil die Arztwelt nun weiblich und damit im wahrsten Sinne des Wortes unselbständig wird. Evolutionär gesprochen: Das ist wie bei Löwen oder Elefanten. Während Männchen über das Verhaltensprogramm verfügen, auch alleine herumzustreichen und ihr eigenes Ding ohne Rudel zu machen, sind Weibchen immer auf Einordnung in das Rudel und auf Nachwuchs programmiert, sind nicht auf Einzelgängertum ausgelegt, weil es evolutionär nicht oder nicht gut funktioniert. Sie sind Versorgungsempfänger.

Ironischerweise waren es damit ausgerechnet die bekloppten Marxisten, die gerade unser selbständiges, vertrauenswürdiges Arztwesen aus selbstständigen Ärzten in Kapitalistenfutter verwandelt haben, weil ihre komplett durchverblödete und frei erfundene Schnapsidee von Gender, die sie brauchen, um ihren Marxismuswahn einzuordnen, nicht stimmt und nicht funktioniert, aber mit allem Druck durchgesetzt wird.

Und kaum passiert das, was passieren musste, kommt der linksextreme öffentlich-rechtliche Rundfunk, der ja selbst voll auf Gender und Frauenförderung ist, und bejammert exakt diese Folgen des eigenen Handelns. Aus öffentlich-rechtlicher zwangsfinanzierter linker Dummheit.

Würde unser Rundfunk nicht nur mit Milliarden überschüttet, sondern hätte der auch noch einen Rest Verstand und Ehrlichkeit, würden sie stattdessen berichten, dass das mit der Frauenförderung wohl doch keine so gute Idee war und gerade anbrennt. Nicht nur bei den Tierärzten für die Landwirtschaft und den Landärzten für Menschen, sondern nun auch in den Stadtpraxen.

Geliefert wie bestellt.