Ansichten eines Informatikers

Vom Containern, von Tampons, von den Kondomen von Kapstadt und von sozialistischen Gesellschaften

Hadmut
10.2.2022 22:21

Ein Leser schreibt mir:

Guten Tag Herr Danisch

ich habe bei mir ein Center Supermarkt und Getränkemarkt.

Vor einiger Zeit war ich dort mal Montagmorgens im Hochsommer um 08:00 am Getränkemarkt um meinen Biervorrat aufzufüllen. Auf dem Parkplatz lag eine große Menge Abfall meist Gemüse. Als ich aus dem Auto stieg, konnte ich einen fauligen Geruch riechen.

Die Angestellen vom Supermarkt waren gerade dabei den Müll zu beseitigen. Eine Mitarbeiterin vom Getränkemarkt sagte mir dann, das wäre nicht das erste mal gewesen. Man hätte die Abfallcontainer umgekippt und nach noch brauchbaren Lebensmittel gesucht. Das hätte vor einigen Monaten begonnen. Die Container wären dann mit Vorhängeschlössern gesichert worden. Die wären aber wohl leicht zu knacken. Die Container werden jetzt dort uber Nacht in den Ladebereich gestellt der durch ein Rolltor gesichert ist. Ein Mitarbeiter von einem anderen Supermarkt erkärte mir, dass auch dort die Abfallcontainer durch einen stabilen Zaun gesichert sind. Das Problem wäre das dort wegen einigen noch brauchbaren Lebenmitteln eine riesige Sauerei entstünde, deren Kosten für die Beseitigung höher wären, als der Wert der Lebensmittel.

Ja, ja. Container ist Leben auf Kosten anderer mit allen Mitteln. Teilhaben, aber nicht mitwirken.

Ein anderer, mit der Lebensmittelbranche vertrauter Leser fragte übrigens an, wie das eigentlich gehen sollte. Entweder sind Lebensmittel noch brauchbar, dann hält das Datum noch und sie werden noch verkauft. Oder sie sind eben nicht mehr haltbar, und dürfen dann eben nicht mehr in Umlauf gebracht werden.

Wie soll das mit der Haftung dann aussehen? Wer haftet, wenn davon jemand krank wird, weil der Supermarkt etwas in den Mülleimer geworfen hat, obwohl es nicht mehr genießbar war? Wohin sollte man denn dann die Lebensmittel geben, die wirklich nicht mehr genießbar sind?

Oder sollte man dann zwei Haltbarkeitsdaten draufdrucken? Gekühlt bis +5°C mindestens haltbar bis 20.7.2022. Ungekühlt in der Sonne im verkeimten, verschimmelten Müllcontainer mit dem anderen Müll in der prallen Sonne mindestens haltbar bis 26.7.2022? So etwa?

Mich erinnert das an Feministinnen und Tampons.

Die fordern ja immer wieder mal, dass der Staat Tampons kostenlos abgeben müsse, weil es unfair wäre wenn die einen Tampons kaufen müssen und die anderen nicht.

Was sie aber nicht kapieren: Dass kostenlose Tampons sie weit mehr Geld kosten als die zum Kaufen. Denn Tampons zum Kaufen sind für hochgezüchtete Logistikexperten wie unsere Discount-Supermärkte ein kaum zu erwähnender Trivialposten. Die fahren da mit dem Hubwagen palettenweise Mineralwasser, Konservendosen, Obst, Tiefkühlzeugs, Milchkram und so weiter rein. So ein kleines Kistchen Tampons, die kaum Platz brauchen, kaum etwas wiegen, nicht gekühlt werden müssen, kein Haltbarkeitsdatum haben, nicht vorsichtig transportiert werden müssen, keinen Schaden nehmen, wenn sie runterfallen, nicht auslaufen (vor Gebrauch), und bei den LKW-Beladungen bei Gewicht, Volumen und Beladung überhaupt nicht berücksichtigt werden, kostet die praktisch nichts. Das ist auch nichts, womit die groß Geld machen. Das gehört mehr zu den Waren, die man aus Vollständigkeit im Laden hat, damit die Kundin a) kommt, um sie zu kaufen und b) nicht in einen anderen Laden muss. Tampons im Supermarkt zu verkaufen, ist die mit Abstand billigste Methode, um sie an den Mann … pardon … die Frau … oh, Zeitgeist, schon wieder pardon … wen auch immer zu bringen. Weil es den Supermarkt sowieso gibt, und ein Karton Tampons dort praktisch keine Kosten verursacht.

Würde man sie aber kostenlos verteilen – wie sollte das gehen? – müsste man das organisieren, sie irgendwie transportieren, sie irgendwie ausgeben oder Automaten befüllen und so weiter und so fort. Das würde viel, viel, viel teuer als über den Supermarkt. Selbst wenn sich über eine Steuerumlage die Männer daran beteiligten, wird das pro Kopf und Steuerzahler trotzdem viel teuerer, als wenn man sie normal verkauft. Kapieren sie aber nicht, weil sie einfach wie die Furien fordern, irgendwas kostenlos zu bekommen. Und wenn es nur um 20 Euro im Jahr geht.

Das nun wieder erinnert mich an Kapstadt. Wo ich zweimal war.

Südafrika (oder nur Kapstadt, weiß nicht genau) hat vor Jahren beschlossen, Kondome kostenlos an die Bevölkerung abzugeben, weil sie so riesige HIV-Infektionszahlen haben. Man hoffte, die Leute zum Gebrauch von Kondomen zu bringen, indem man sie verschenkt. Deshalb hat man in allen öffentlichen Gebäuden Kondomspender aufgehängt, an denen man sich bedienen kann.

Ich habe einige dieser Automaten gesehen, besonders in den Museen. Hängen dort in oder vor den Toilettenbereichen. Automaten ist eigentlich zuviel gesagt, so ein geschlitzter vertikaler Blechkasten, wo man oben einen Stapel reinfüllt, und unten am Bodenschlitz einen rausziehen kann, die anderen rutschen dann von oben nach unten nach.

Ich habe nicht ein einziges Kondom gesehen. Alle dieser Kästen leer.

Ich habe mal gefragt, und die Antwort bekommen, dass das aussichtslos sei. Sie könnten da reinfüllen, soviele sie wollen, die seien immer leer, weil die Leute dann, wenn es was für umme gibt, sofort nehmen, was da ist, und sich die Taschen damit vollstopfen. Auch wenn sie die Dinger mal kistenweise bekommen, sind die Spender, egal wie oft sie wieviel da reinstopfen, immer alles leer. Glaube ich sofort, weil ich genau das damals auf der CeBIT mit Werbegeschenen beobachtet habe. Wir hatten damals so Geschenke vorne hin gelegt, beispielsweise einen hohen Stapel Mousepads, und konnten dann zuschauen, wie der Stapel in Sekunden schrumpfte, weil die Leute einfach alles nehmen, wenn es was für umme gibt. Entweder Jugendliche, die damit dann nur Blödsinn machen, Anzünden, Wasserbomben und sowas, oder Leute, die sie auf dem Schwarzmarkt billig verticken.

Irgendwo habe ich dann mal gelesen, dass das kontroproduktiv gewirkt habe, und die Leute weniger Kondome nutzten als vorher: Die kostenlosen benutzen sie nicht, weil nie welche da sind. Und die im Laden kaufen sie nicht mehr, weil sie nicht einsehen, dass sie noch für etwas Geld bezahlen sollen, was es auch kostenlos gibt.

Ergebnis: Hohe Kosten für die öffentlichen Kassen, und am Ende weniger Kondomgebrauch als vorher.

Das ist das Schicksal solcher sozialistischen Gesellschaftsansätze. Was kostenlos ist, funktioniert nicht, weil der Missbrauch und die Uneinsichtigkeit so hoch sind.

Nur in konservativen Gesellschaften gibt es das, dass kostenlose Güter oder Gemeineigentum angemessen und pfleglich genutzt werden.

Mich würde eher mal die Einschätzung von Psychiatern interessieren, was einen dahin führt, statt aus dem frischen Kühlregal im Supermarkt lieber das gammelige Zeug aus dem verdreckten Müllcontainer draußen in der Hitze haben zu wollen, und es sich vielleicht noch mit den Ratten oder Kakerlaken zu teilen.

Oder den Krähen.

Habe ich in Berlin schon einige Male beobachtet, dass sich Krähen auf bestimmte Fressläden und vor allem deren Mülleimer spezialisiert haben. Die sitzen dann da rum und warten, bis jemand mit Essen fertig ist und seine Papp- oder Styroporschachtel in den Mülleimer wirft. Dann springen die da rein, holen die raus, fliegen damit auf das nächstbeste Autodach, machen die wieder auf und fressen Reste oder Soßen raus. Und die Autofahrer wundern sich dann, warum sie Ketchup oder Burger-Schachteln auf dem Dach haben.

Ich finde das vor allem seltsam, wenn die Leute über sich selbst sagen, dass sie irgendwas studieren, sie also Zugang zur Mensa zu Studentenpreisen haben.

Irgendwann haben wir dann im Radio die Rückrufe. Supermarkt X ruft Produkt Y vom Datum Z aus dem Müllcontainer M zurück. Es wurde versehentlich in den Müll geworfen, es war schon verdorben.