Ansichten eines Informatikers

In 80 Tagen um die Welt

Hadmut
24.12.2021 18:30

Oh, das ist jetzt heftig.

Ich hatte in den letzten Tagen nur ein paar der Folgen der Neuverfilmung „frei nach Jules Verne“ im ZDF gesehen und eben noch per Mediathek die ersten zwei Folgen.

Mir fällt dazu dasselbe ein, was mir zu nahezu allen Serien einfällt:

Technisch, filmtechnisch, kameratechnisch, dramaturgisch sehr gut, das ist ein Geschäft, dass sie inzwischen beherrschen. Gut, wirklich gut, bis zur Langweiligkeit gut, weil halt inzwischen da auch irgendwie alles gleich gut ist. Es ist so gut, dass es nicht mehr gut ist, sondern professionelle Massenware, Fließband. Es gibt heute zu viele Filmstädte, die das professionell durchziehen, die Kostüme, Statisten und Requisiten stellen, und den ganzen Landschafts- und Hintergrundkram ruckzuck digital zusammenzaubern. Es ist so von lauter Güte überladen, dass es nicht mehr glaubwürdig wirkt.

Das Problem ist aber das Drehbuch. Politisch korrekt bis zum Würgen. Detektiv Fix wurde durch eine Reporterin ersetzt, die von Anfang an mitreist und aus dem Duo Fogg/Passepartout ein Trio macht. Und Passepartout ist natürlich schwarz. Wie könnte es heute anders sein, der Protoganist kann und darf nur in Begleitung der Quotenfrau und des Quotenschwarzen. Und dann natürlich geraten sie zwischen Nord- und Südstaaten der USA und treffen auf einen schwarzen Marshall, der den Ku Klux Klan jagt. Geht’s noch klebriger?

Wobei ich nicht sagen kann, ob der Bürgerkrieg in Amerika im Originalroman eine Rolle spielte, ich habe ihn nie gelesen.

Als ich gerade so bei Wikipedia mal schauen wollte, ob da was davon steht, stieß ich auf etwas, was ich noch nicht wusste. Der Roman beruht auf einer wahren Geschichte. Natürlich ist der Roman ausgeschmückt, aber er beruht auf einer wahren Geschichte, die Reise der beiden Männer gab es wirklich.

Das wusste ich nicht.

Der Roman beruht auf der Weltreise des Amerikaners George Francis Train, der 1870 jene Reise und 1890 sowie 1892 noch zwei weitere Weltreisen unternahm, 1892 sogar in nur 60 Tagen. Über die Änderung seines Namens in Phileas Fogg zeigte er sich erbost. Im Jahre 1869 waren der Suezkanal und die Eisenbahn quer durch die USA geöffnet worden. Zuvor war eine Reise um die Erde in 80 Tagen nahezu unmöglich.

Na, das ist ja ein Ding. Das wusste ich nicht. Ich habe das immer für fiktiv und damals noch unmöglich gehalten, so wie die Nautilus, es deshalb für so einen Publikumserfolg.

Und über jenen George Francis Train

George Francis Train (* 24. März 1829 in Boston, Massachusetts; † 5. Januar 1904 in New York) war ein US-amerikanischer Kaufmann, Schriftsteller, Autor und exzentrischer Reisender sowie Frauenrechtler. […]

Train finanzierte die frauenrechtlerische Zeitung The Revolution von Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stanton.

Ach, Herrjemine.