Ansichten eines Informatikers

Smartwatch

Hadmut
14.12.2021 15:15

Von wegen, wer billig kauft, kauft zweimal. [Preiskorrektur]

Es gibt ja so einen seltsamen gesellschaftlichen Drang, nicht selten so besserwisserisch, nicht billig zu kaufen, sondern gleich was Ordentliches, mit der Unterstellung, dass ordentlich = Marke + teuer.

Ich will das jetzt nicht verteufeln, oft stimmt das auch, obwohl ich einwenden muss, dass sich das meiner Beobachtung nach ändert, und zwar ziemlich korrelativ und teils auch kausal damit, wie gut die Chinesen lernen. Ich hatte ja schon öfters erwähnt, dass ich dem Schema nicht gerne folge, sondern dazu neige, erst mal billig zu kaufen, und dann entweder damit zufrieden zu sein, oder daran zu lernen, was ich eigentlich will und brauche, um dann bei Bedarf das Teur(er)e auch qualifiziert und mit Grund zu kaufen.

Zudem muss ich eingestehen, dass ich so eine persönliche Macke habe. Ich kann mich bei meiner Auswahl, wenn ich mir etwas kaufe, und aus mehreren Modellen wählen muss, oft nicht zwischen den letzten beiden in der Auswahlstreichliste entscheiden, und gelegentlich kommt es vor, dass ich dann beide habe. Ich neige leider dazu, von Dingen, die mir wichtig sind, zwei zu haben. Und wenn, dann oft die, zwischen denen ich mich nicht entscheiden konnte. Oder einen billigen und einen teuren.

Nun hatte ich vor Jahren schon mal eine Smartwatch gekauft, aber eher so als Restposten, ein Rausschmeißer für irgendwas Zweistelliges, mit Android Watch, aber effektiv unbrauchbar, weil eine Akkulaufzeit von nur wenigen Stunden.

Ich habe mir mal zwangsweise eine gekauft, weil mir damals auf der Reise nach Reunion mal wieder schon auf dem Weg zum Flughafen was abgebrochen oder auseinandergefallen ist, diesmal nicht die Schuhe, sondern schon wieder mal die Casio-Uhr. Und weil ich dort eine Armbanduhr brauchte, ich dort aber weit und breit keinen Uhrenladen und keine brauchbare Armbanduhr gefunden habe, hatte ich mir in einem Handy-Laden im Einkaufszentrum in der Nähe des dortigen Flughafens eine MyKronoz gekauft, die nach drei Tagen aufplatzte, weild er Akku sofort gequollen ist und das Uhrgehäuse gesprengt hat. Als ich dort beim Abflug wieder vorbeikam, haben sie sie mir auf Garantie gegen eine neue getauscht, mit der ich aber auch nicht glücklich geworden bin. Inzwischen hatte ich mir noch für 25 Euro eine auf ESP32 basierende Uhr gekauft, was aber nur eine Programmierspielerei ist, für die ich noch keine Zeit gefunden habe.

Nachdem nun vorletztes Jahr meine geliebte alte Lieblingsuhr, eine Kienzle im Stahlgehäuse mit DCF77-Empfänger (nicht, wie ich mal fälschlich geschrieben habe, Junghans), die für mich einfach perfekt, aber dann nach 15 oder 20 Jahren halt einfach tot war, und bisher schon öfters nachjustiert werden musste, weil die angezeigte Zeit nicht mehr stimmte (klingt bei einer DCF77-Uhr paradox, ist aber so, wenn sich die Zeiger gegenüber der Zeit in der Elektronik verschieben, technisch gesprochen, das Ding den Stand der Schrittmotoren nicht klären kann, weil es keine Nullfahrt-Schalter hat und eine manuelle Einstellung nicht mehr dauerhaft synchron halten kann, das Ding zwar die richtige Zeit kennt, aber die Zeiger anders stehen als die Uhr glaubt).

Deshalb hatte ich dann keine Armbanduhr mehr. Genauer gesagt, nur eine, eine 20-Euro-Timex, die zwar verblüffend gut ist und mir sehr gefällt, alles tut, was ich will und bisher sehr robust war, aber leider kein kratzfestes Glas hat, anscheinend nicht mal Glas, und deshalb hässliche Kratzer hat.

Drum hatte ich mir zwei Smartwatches gekauft.

  • Eine Amazfit T-Rex im hässlichen Plastikgehäuse im brachialen Casio-G-Shock-Plagiatsdesign mit Silikonarmband, die es für einen gemäßigten zweistelligen Euro-Betrag, an den ich mich nicht mehr genau erinnere, ich glaube, so um die 80 Euro, bei Aldi an der Kasse im Angebot gab, und die ich mir gekauft habe, weil ich sommers zum Corona-Ausgleich ab und an hier im Freibad ein paar Straßen weiter ein paar Bahnen schwimmen gehe.
  • Eine teure(re) Huawei, Modell steht nicht genau drauf (nur VID-B19), wohl eine GT2 Pro, für einen dreistelligen Betrag, an den ich mich jetzt auch nicht mehr so genau erinnere, ich glaube, so um die 300 Euro [Korrektur: Ich habe noch mal nachgesehen. War ein bestimmtes Modell als Sonderangebot bei Amazon zu 155,46 Euro]. Sehr schön, sehr edel gemacht, tolles Lederarmband, sieht richtig gut aus, trägt sich sehr angenehm, weil die Unterseite aus einer glatten Keramik gemacht ist und keine Ladekontakte hat, weil kontaktlos geladen. Macht richtig was her, sieht richtig gut und edel aus. Hat auch ein paar wenige Funktionen mehr wie Stopuhr, Countdown.

    Zwar theoretisch wasserdicht und tauch- und wassersportfähig, aber wegen des Lederarmbandes dafür nicht zu gebrauchen.

Sowas wie Schritt- und Bewegungszähler haben die beide, Herz- und Schlafüberwachung und Unterstützung von Sportarten, wechselbare digitale Zifferblätter.

Vergleich

Tut mir leid, wenn ich es mal so sage, aber:

Die billige Uhr ist deutlich besser.

Das Problem der Huawei ist die Energieversorgung. Die hält immer nur so drei, vier, fünf Tage, selbst wenn sie unbenutzt rumliegt (in Corona-Zeiten trage ich zuhause keine Armbanduhr, nur wenn ich länger außer Haus gehe). Dann ist die leer und aus und tot und muss neu geladen werden. Kontaktlos. Geht aber nicht am USB-Stecker meines Radioweckers, Spannung zu niedrig. Immer, wenn ich die Uhr brauche, ist sie leer.

Und noch schlimmer: Selbst wenn ich sie geladen habe, zeigt sie irgendeine Zufallszeit an, da bin ich schon übel drauf reingefallen. Die hat keine Real-Time-Clock eingebaut, sondern muss nach einer Abschaltung wegen Strommangel immer über das Handy per Bluetooth neu gestellt werden. Manuell einstellen kann man sie nicht. Hat man das Handy nicht dabei, ist man chancenlos, dann geht gar nichts, dann kann man die Uhr nicht stellen.

Das wäre nicht so schlimm, wenn das Ding einfach anzeigen würde, dass es die Uhrzeit nicht weiß, bis es gestellt wird, dann würde man es beim Anziehen gleich merken. Tut es aber nicht. Das Ding zeigt eine Zufallszeit an.

Huawei verspricht zwar eine Laufzeit von bis zu 14 Tagen, aber die schafft es selbst unbenutzt nur wenige Tage.

Die billige Amazfit trägt sich zwar wegen ihres Plastikgehäuses mit rauher Plastikunterseite und Ladekontakten und des elastischen Silikonarmbandes mit Gummiband-Gefühls nicht so angenehm und sieht hässlich und billig aus. Aber: Sie ist zuverlässig, funktioniert immer und ist praktisch nicht leerzukriegen. Ich hatte die zweimal auf Reisen dabei, auch in Dubai, 10 Tage Dauergebrauch ohne Nachladen. Vor ein paar Tagen hatte ich sie wieder an, nachdem sie wochenlang unbenutzt rumgelegen hatte, und ich hätte eigentlich gedacht, dass sie leer ist. Sie zeigte 86% Batteriestand an. Die kriegt das irgendwie mit, wenn man sie nicht benutzt. Ab und zu leuchten zwar die LEDs zur Pulsmessung an der Unterseite, aber sie kriegt das irgendwie mit, wenn man sie nicht trägt, und spart dann Energie. Ich weiß nicht, ob sie die Zeit verliert, wenn sie sich wegen Strommangels abschaltet, weil das noch nie vorgekommen ist. Nur wenn ich in andere Zeitzonen reise, habe ich das Problem, dass ich auch das Handy zum Stellen brauche, weil man auch die manuell nicht stellen kann. Habe ich aber, außer beim Reisen, nie gebraucht.

Die billige hat zwar zwei Metallkontakte an der Unterseite für den Ladeadapter, ist aber genügsamer. Sie am Radiowecker auf den Nachttisch zu legen reicht der völlig.

Tut mir leid, wenn ich das so sage, aber:

Die teure Huawei sieht zwar deutlich besser, edler, gediegener und vornehmer aus, richtig edel. Und fühlt sich auch viel besser an, wertig. Und hat mehr Funktionen.

Aber die billige Amazfit ist als Uhr einfach deutlich besser. Vor allem: Praktisch verwendbar. Wenn ich spontan eine Armbanduhr brauche, kann ich die einfach anziehen. Geht. Die teure muss ich immer erst laden und neu stellen (=App auf dem Handy aufrufen).

Deshalb hatte ich jetzt auch auf zwei Auslandsreisen immer nur die billige Amazfit dabei. Zumal ich dabei ja auch in Pools und im Meer baden war. Man sieht ihr deshalb auch Gebrauchsspuren an. Aber sie tut, was sie soll.

Der Nachteil ist freilich, dass man dann, wenn sie denn mal geladen werden muss, auf den Ladeadapter von Amazfit angewiesen ist, nur der passt. Ohne ist man aufgeschmissen.

Die Huawei kommt zwar mit einem ebenfalls proprietären kontaktlosen Ladeadapter daher, der per Magnet genau auf die gewölbte Unterseite passt, aber ich habe sie auch schon an einem anderen kontaktlosen Ladegerät laden können, wie man sie heute auch in vielen Geräten wie Lampen oder neueren Autos eingebaut hat.

Kann natürlich sein, dass die Huawei einen mangelhaften Akku hat. Aber toll ist das so nicht.