Der CovPass und die agile Softwareentwicklung

Da muss ich erst mal in meiner Werkzeugkiste nach einem passenden Maßstab suchen.

Bin Gerade bei Heise über eine Meldung von Mitte November gestolpert. Digitaler Impfnachweis: CovPass kostet fünfmal mehr als geplant

Die anfänglichen Entwicklungs- und Betriebskosten für die CovPass-App stiegen von 2,7 auf 15,4 Millionen Euro. Ein Preistreiber: “Agile Softwareentwicklung”. […]

Der Preis verfünffachte sich so gegenüber der ursprünglichen Auftragsvergabe an die beteiligten IT-Unternehmen IBM, Bechtle, Ubirch und GovDigital. […]

Ein Sprecher des noch von Jens Spahn (CDU) geführten Ressorts bestätigte die Kostensteigerung gegenüber der Zeitschrift: “Im Sinne einer agilen Softwareentwicklung und aufgrund der Ergebnisse der Abstimmung mit dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit sowie dem Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik waren zusätzliche Entwicklungsleistungen erforderlich.”

Mit der Anwendung sollen Nutzer laut dem Ministerium Impfzeitpunkt, Impfstoff und Namen “auch personalisiert bequem auf ihren Smartphones digital speichern” können. […]

Diese umfasse zusätzlich zum Impfnachweis ein Genesenen- und ein Testzertifikat, ist der Notiz zu entnehmen. Generell erforderten die europäischen Vorgaben “erweiterte Maßnahmen zur Gewährleistung des Datenschutzes” und der IT-Sicherheit. Allein der damit verknüpfte “erhebliche Aufwand” dürfte sich auf einen “etwa siebenstelligen Betrag belaufen”. […]

Als kostentreibend machte das Ressort unter anderem auch die Verknüpfung der App mit Programmen von Arztpraxen und Apotheken, die “technische und prozessuale Begleitung der Einführung” der Anwendung “unter intensiver Ansprache der Länder” sowie der Kassen und von Kammern sowie “erweiterte Betriebskosten durch die hohe Spitzenlast” aus. […]

Erste Überlegungen für die Impfnachweis-App führten zu Kritik, da diese mit bis zu fünf Blockchains arbeiten sollte. […]

Nun sitze ich da, und überlege, was ich davon halten soll.

Was sollen denn Impfnachweise mit einer Blockchain zu tun haben? Das ist doch nur Zeitgeistgefasel.

Von agiler Softwareentwicklung halte ich auch nicht allzu viel, weil das auch viel mit Mode, Gezappel und vor allem oft dem Brechen aller Regeln und aller Disziplin zu tun hat. Oft wird das ja nur als Tarn- und PR-Bezeichnung für planloses kurzsichtiges Rumgehampel verwendet. Andererseits halte ich nun gerade das hier für eine Anwendung, die schnelle Reaktionsfähigkeit auf plötzlich auftretende Anforderungen und neuen Funktionsbedarf oder veränderte Umstände braucht.

Insofern wäre das jetzt sogar mal ein Fall, in dem das Vorteile bringen könnte. Ich sehe aber die Gefahr, dass das jetzt ad hoc für Corona zusammengerotzt und -gekleistert wird, danach vergessen, und in der nächsten Pandemie stehen wir wieder bei Null rum, und der ganze Mist geht mit neuen Politikern von vorne los, als wäre es das erste Mal.

Womit ich mir gerade besonders schwer tue: „Die anfänglichen Entwicklungs- und Betriebskosten für die CovPass-App stiegen von 2,7 auf 15,4 Millionen Euro.“

Gerade hatte ich in einem Artikel erwähnt, dass der 26-jährige Fußballbubi Joshua Kimmich allein etwa 20 Millionen im Jahr bekommt.

Irgendwie stimmen da die Prioritäten nicht.

Jetzt muss ich mir erst mal geeignete Maßstäbe suchen gehen…