Ansichten eines Informatikers

Tod durch Handy-Ladegerät

Hadmut
6.12.2021 2:00

Mmmmh.

Trotzdem, achtet mal auf Eure Kinder.

Die WELT schreibt, in Frankreich sei ein Mädchen gestorben, weil sie in der Badewanne ihr Handy benutzte, das gleichzeitig am Ladegerät hing und ihr in die Wanne gefallen sei.

Da kommt man erst mal ins Grübeln, wie sowas physikalisch überhaupt sein kann. An 5 Volt stirbt man ja schließlich nicht.

Einige Kommentatoren zweifeln das auch an, und meinen, da sei vielleicht das Ladegerät mitsamt Vielfachsteckdose ins Wasser gefallen. Und der FI-Schutzschalter habe entweder versagt oder gefehlt.

Wenn ich aber so drüber nachdenke: Doch, das halte ich für möglich, an einem Handy zu sterben, das in die Badewanne fällt, auch ohne, dass das Ladegerät oder eine 230-Volt-Leitung in die Wanne fallen.

Aus zwei Gründen.

Der eine Grund ist, dass mir da gleich zwei Fälle einfallen, über die ich schon mal geschrieben habe. Bei einem Fall in München starb ein Mädchen am Ladegerät mit Verlängerungskabel, was irgendwie in Kontakt mit dem Wasser gekommen sein sollte, aber in Australien starb mal eine Frau, weil sie ein billiges Asien-Netzteil hatte, bei dem die Netzspannung irgendwie auf das Ladekabel kam. Die nehmen das da nicht immer alle so genau mit den Abständen und der Qualität. Ich habe da auch schon seltsame Dinge erlebt. Und obwohl auch die Australier da elektrische Standards haben, ähnlich zu unseren (oder sogar noch höher, dort darf man seine Lampen in der Wohnung nicht selbst aufhängen, und braucht einen Elektriker, und jede Steckdose hat einen eigenen Schalter, den man ausschalten muss, weil man Stecker nur im stromlosen Zustand einstecken und rausziehen darf). Könnte also sein, dass das Netzteil defekt war.

Der andere Grund ist aber, dass womöglich gar nichts kaputt gewesen sein muss und alles in Ordnung gewesen sein könnte.

Viele nämlich unterschätzen die Gefährlichkeit von Gleichstrom.

Alle denken immer so an 230 Volt Wechselstrom in der Steckdose, die sind tödlich, und der Gleichstrom aus der Taschenlampe sei harmlos.

Ist aber nicht so. Gleichstrom ist viel gefährlicher als Wechselstrom. Zu einen, weil der Gleichstrom, eben weil er gleich ist, viel heftiger auf die Muskulatur und damit auf das Herz wirkt, als Wechselstrom, der ja die Polarität ständig ändert. Es krampft viel stärker. Zum anderen, weil Gleichstrom viel stärker durch Elektrolyse den Körper, insbesondere das Blut zersetzt und dabei Giftstoffe und andere problematische Stoffe erzeugt, an denen man auch noch einige Zeit nach dem Stromschlag versterben kann. Spannungen ab 30 Volt können schon tödlich ein, mitunter auch schon 12 Volt. Das ist zwar nicht die Regel, weil man als Mensch normalerweise durch die oberen, toten, trockenen, höherohmigen Hautschichten so ein bisschen isoliert wird, weshalb das auch sein kann, dass man an 12 Volt fasst und nichts merkt (es aber nicht tun sollte). Aber spätestens wenn man Schweiß an den Händen hat (oder in der Badewanne sitzt) schützt einen das nicht mehr.

Ich kann mich so dunkel erinnern, vor vielleicht 20, 30 Jahren schon mal von einem Fall gelesen zu haben, bei dem jemand irgendwie an einem Mikrofon starb, weil er an die Speisespannung von 29 Volt gekommen war. Heute sind bei Kondensatormikrofonen, die sowas brauchen, im professionellen Bereich 48 Volt üblich, weil die ja einen Kondensator laden müssen.

Was vielen nicht bewusst ist (immer wieder schreiben mir Leser zum Thema USB, wenn es um das Laden oder sowas geht, dass da doch nur 5 Volt und 500 mA drauf seien, aber das war früher mal so), dass moderne USB-Ladegeräte, wie sie heute bei jedem Smart-Phone dabei sind, per USB 3.0 (oder höher) und Power Delivery, Quick Charge und weiß der Kuckuck, was es noch alles an Standard gibt, auch deutlich höhere Spannungen und um die 30 Watt abgeben kann (USB 3.irgendwas ist bis 60 und 100 Watt spezifiziert, und neulich stand irgendwo, dass sie an irgendwas über 200 Watt arbeiten). Ich habe jetzt die genauen Spannungsschritte, die da spezifiziert sind, nicht im Kopf, aber je nach Netzteil erreichen die eben auch bis zu 12 oder sogar bis zu 20 Volt, und ich hatte irgendwas mit 60 in Erinnerung, die irgendwo spezifiziert waren. Denn nur mit hohen Spannungen kann man über die dünnen Kabel und kleinen Steckerchen solche Leistungen übertragen.

Kann also durchaus sein, dass es schon reicht, wenn nur das Handy mit dem USB-Kabel und kein 230-Volt-Teil ins Badewasser fällt. Obwohl auch da physiklisch nicht ohne weiteres zu erkennen wäre, warum der Strom dann durch den Körper des Mädchens und nicht direkt innerhalb des Steckers durch das Wasser geflossen sein soll. Man müsste halt mal wissen, was dort passiert ist. Sie werden es sicherlich untersuchen.

Was ich damit sagen will:

Hat alles nichts in Dusche oder Badewanne zu suchen.

Ins Badewasser gehören eine Rückenbürste und eine Quietscheente aus Gummi. Aber kein Handy. Kein Radio. Kein Vibrator. Kein elektrischer Rasierapparat. Und singen kann man selbst.

Macht das mal Euren Kindern klar.