Ansichten eines Informatikers

Spionage über die Schweiz: Signaling System 7

Hadmut
6.12.2021 22:23

Ich hatte mal geschrieben, dass ich sehr bezweifle, dass die Spionagetätigkeiten von CIA und BND in der Schweiz mit Crypto AG und Omnisec zu Ende gegangen sind.

Ein Leser machte mich gerade auf einen Artikel bei Bloomberg aufmerksam.

Die schreiben über die Schweizer Firma Mitto AG (mit Verbindungen nach Berlin), die automatisierte „text messages“ (normalerweise heißen die Mobilfunkbenachrichtigungen, die wir hier SMS nennen, im Englischen „text“ oder „texting“, höchstwahrscheinlich ist das gemeint) für Kampagnen, Terminerinnerungen, mobile Sicherheitscodes (mTAN usw.) verschickt. Die hätten ein riesiges Netzwerk aus Verbindungen zu Mobilfunkprovidern aufgebaut.

Nun gäbe es da ehemalige Mitarbeiter, die behaupten, die Firma würde noch einem zweiten Geschäftsfeld nachgehen, nämlich unter Ausnutzung einer Schwäche im Signaling System 7 (das Kommunikationssystem in Telefonnetzen, ich habe gerade mal nachgesehen, ob es eigentlich Signaling mit einem l oder Signalling mit zwei l heißt, weil ich jetzt beides gesehen habe, aber es gibt beides. Das eine ist amerikanisch, das andere britisch) weltweit Leute heimlich über ihr Mobiltelefon zu orten.

Das wäre natürlich das non-plus-ultra, auch wenn die Granularität höchstens – so tief bin ich da jetzt nicht drin – die Funkzelle bzw. den Funkmast, womöglich auch nur das Land bzw. den Provider, bei dem man eingeloggt ist, betrifft. Denn das ist mir auch aufgefallen, dass man heute kaum noch mobil ist, ohne sein Handy mitzuschleppen.

Viele Flughäfen und Flüge sind nur noch genießbar, wenn man sein Handy dabei hat. Man soll sich einloggen und deren Apps natürlich laden, bekommt Hinweise zu Verspätungen, den Weg zum Gate, das Ticket auf das Handy, braucht es als Impfnachweis, oder um irgendwelche Informationen per QR-Code abzurufen. In manchen Ländern muss man bei der Einreise gleich die Landes-Corona-App installieren und bei der COVID-Prüfung die Mobilfunknummer angeben, an die die SMS mit dem Ergebnis und ggf. der Quarantäne-Aufforderung versandt wird. Restaurants legen keine Speisekarte mehr aus, sondern pappen einen QR-Code auf den Tisch, über den man auf die Webseite zugreift. Viele zahlen per Handy. Nichts geht mehr ohne Handy. (Und inzwischen ohne kontaktlose Kreditkarte.)

Insofern wäre das das perfekte Werkzeug um herauszufinden, wo sich jemand aufhält. Und ich hätte keinerlei Zweifel daran, dass die Geheimdienste genau sowas auch auf irgendeine Weise haben.