Ansichten eines Informatikers

USB-C-Stecker drehen?

Hadmut
31.10.2021 16:18

Nein, das hat einen anderen Grund.

Ich hatte doch neulich einen Artikel darüber, dass es ratsam ist, sich sein USB-3.0-Zeugs genauer anzusehen und zu prüfen, also ob alle Kabel und Geräte USB-3.0 können und welche der Ports am Rechner überhaupt 3.0-fähig sind. Dafür gibt es zwar eigentlich Symbole an der Buchse, aber die oft auch so klein und schlecht erkennbar, dass man mitunter extra Licht und Lupe braucht, und das unterwegs einfach bitter ist. Wie so oft bestätigt sich wieder einmal, dass man nichts auf Reisen nehmen sollte, was nicht vorher getestet, benutzt und beherrscht ist, weil man unterwegs einfach nicht mehr dazu kommt, noch irgendwas auszuprobieren oder gar nachzukaufen. (Ich hatte in Dubai unterwegs etwas billiges, aber wichtiges verloren, weil der Rucksack etwas verlierensträchtig ist, muss mir irgendwann in der Dunkelheit beim Absetzen unbemerkt aus der Tasche gerutscht sein, was ich dann bei Amazon in den Emiraten bestellt und mir per Express direkt ins Hotel habe liefern lassen, hat aber auch bedeutet, dass ich zwei Tage „ohne“ war, weil ich es erst abends bestellen konnte (die Kreditkartenfirma wollte ein Passwort als Bestätigung, und das hatte ich unterwegs natürlich nicht dabei, und Amazon hat zwar bei Bestellung vor Mitternacht schon nachmittags am nächsten Tag geliefert, aber da war ich ja auch schon wieder unterwegs).

Ein Leser meinte, das sei doch einfach, man müsste nur auf blaue Buchsen und Stecker achten. Leider nicht. Zwar sind die blauen alle 3.x-fähig, aber nicht alle 3.x-fähigen sind blau. Die Erfahrung zeigt, dass gar nichts hilft außer zu testen.

Zumal sich gezeigt hat, dass nicht jeder Stecker in jedes Gerät passt, weil manchmal die Plastikumhüllung dicker als der Platz am Gerät ist. Ich habe eine Action-Cam von Rollei, die eigentlich sehr gut ist, und die auch einen USB-Anschluss u.a. zur Stromversorgung und einen Micro-HDMI-Ausgang hat. Aber so dicht beisammen, dass immer nur ein normaler Stecker und nicht beide reinpassen. Ich habe je ein Kabel geopfert und mit der Minibohrmaschine und einem Fräseinsatz die Plastikumhüllung der Stecker auf je einer Seite weggefräst, damit beide zusammen reinpassen.

Ein Leser meinte nun aber, dass es manchmal helfe, den USB-C-Anschluss zu drehen und um 180° gedreht reinzustecken. Sei wohl ein Treiber-Problem.

Nee.

Das hängt damit zusammen, dass der USB-C-Stecker so konstruiert ist, dass man in auch gedreht reinstecken kann, weshalb er auf beide Seiten alle Kontakte hat, also jeden Kontakt doppelt, was auch der Redundanz zuträglich ist. Jeder Kontakt existiert in jedem Stecker und jeder Buchse zweimal, und zwar (punkt-)symmetrisch. Dreht man das Ding um 180°, hat man deshalb das gleiche Schema wieder.

Weil sie ein USB-C-Stecker aber eine verdammt enge und fieselige Angelegenheit ist, dachten manche, sie könnten sich billig drumherummogeln, und sparen, und haben nur eine Seite verkabelt. Oder nur die wichtigsten Kontakte beidseitig. Was ja nichts ausmachen sollte, wenn die Gegenseite beide Kontaktreihen voll verkabelt hat. Wenn jetzt aber zwei solche Mogelprodukte aufeinander treffen, dann hat man eine 1:1-Chance, richtig zu treffen, bei beiden, Stecker und Buchse, die jeweils nur eine verkabelte Seite aufeinander zu stecken. Weil das irgendwann aufgefallen ist, sollte es sich inzwischen aber ausgemogelt haben.

Ein anderes Problem ist natürlich, dass die Stecker auch nicht völlig unkaputtbar und unverschmutzbar sind. Da kann sich schon Dreck drin sammeln oder was abnutzen. Dafür sollten eigentlich die doppelten Kontakte für Redundanz und Ausfallsicherheit sorgen, aber wenn dann der andere nur einseitig verkabelt oder auch verdreckt ist…