Ansichten eines Informatikers

Expo 2020 in Dubai: Der deutsche Pavillon

Hadmut
31.10.2021 20:40

Neulich in Dubai.

Naja, wie gesagt, ich war ja nun gerade in Dubai auf der World Expo 2020.

Grundsätzlich und strukturell muss man sich das eben wie eine große Messe vorstellen. Wie früher die Hannover-Messe. Man hat ein riesiges Gelände (das hinterher vermutlich auch als Messegelände genutzt wird), auf dem man die Länderpavillons der größeren Länder (= derer, die sich das leisten können und wollen) quasi als Messehallen findet, die wohl nicht von Ewigkeit sind. Dann gibt es kleinere, aber anscheinend fest gemauerte Gebäude, in denen Länder, die sich keinen eigenen Pavillon leisten können oder wollen, eine Etage in der Größe eines Ladengeschäftes bekommen und dort halt auch ein bisschen was ausstellen oder Videos zeigen. Dann gibt es noch einige Veranstaltungshallen, die rein themenbezogen und keinem bestimmten Land zugeordnet sind. Dann natürlich noch ab und zu die „Visitor Centres“, die unten einen Informationsstand und einen kleinen Miniladen mit Getränken, Essen und sowas und oben Toiletten und Gebetsräume haben. Dann noch ein paar Restaurants und Fressstände und noch Veranstaltungsplätze für Open-Air-Konzerte. Dazu viele spontane Musik- und Tanzdarbietungen irgendwo auf dem Messegelände, wo es gerade passt.

Einer dieser großen Länderpavillons ist der von Deutschland, der auch ziemlich zentral liegt. Ich bin am ersten Tag noch völlig ohne Planung und Übersicht einfach auf das Gelände gegangen und erst mal der Nase hinterher geradeaus gelatscht und damit schon genau auf den deutschen Pavillon draufgelaufen. Ob es an der zentralen Lage oder dem Angebot zum Thema Nachhaltigkeit (die drei Expo-Themen lauten „Opportunity, mobility and sustainability“ – also eigentlich irgendwie alles. Und dazu gibt es drei Bereiche der Expo. Deutschland – klar – im Bereich Nachhaltigkeit. Und obwohl – oder gerade weil – die Inhalte eher flach und wenig tiefgründig sind, man könnte sagen populistisch, kommt der Pavillon sehr gut an. Manche halten ihn für den Besten. Naja, sagen wir mal einer der Besten. Andere haben auch tolle Pavillons hinbekommen. Aber das muss man ihnen lassen: Er ist sehr beliebt. An Tagen, an denen es auf der Expo 2020 voll war, war die Wartezeit weit über 60 Minuten, und selbst an Tagen, an denen so wenig Leute kamen, dass man in die meisten Pavillons ganz ohne Wartezeit (oder nur mit einer Einlassphase Wartezeit) reinkam, stand man am deutschen immer noch mindestens eine halbe Stunde an.

Es wurde auch mehr angeboten als in vielen anderen Pavillons. Es gab einige Pavillons, die soviel Aufwand mit Ausstellungsstücken trieben, aber eben auch viele, die es sich einfacher machten oder das nur virtuell über Videoshows zeigten. Nicht wenige Pavillons hatten eigentlich nur leere Hallen, die dann mit vielen Projektoren an der Decke rundum mit tollen Videos ausgeleuchtet wurden. Der deutsche Stand hatte dagegen so richtige Ausstellungstücke, auch wenn besondere nachhaltige Ziegelsteine jetzt nicht unbedingt realistisch und repräsentativ sind.

Teuer und aufwändig/aufwendig war das Ding auf jeden Fall. Und was mir auch aufgefallen ist: Viel deutsches Standpersonal. Bei manchen der anderen Pavillons fiel mir nämlich auf, dass dort nur sehr wenige oder sogar gar keine Leute aus dem jeweiligen Land kamen, oder die nur die Aufsicht hatten, und dort dann vor allem lokales, angeheuertes Standpersonal tätig war. Es gab untendrunter sogar noch eine deutsche Showküche (habe ich zumindest beim Rausgehen aus den Augenwinkeln so gesehen).

Bisschen albern fand ich am Ende des Pavillon-Rundganges die komische Schaukelshow, bei der man auf Einer- oder Zweierschaukeln Platz nahm und dann – ich habe es nicht mal so richtig verstanden – alle zusammen schaukeln sollten, um eine Lampe hochzukriegen, um zu symbolisieren, dass wir es nur alle zusammen schaffen. Drollig, dass jeder beim Betreten ein elektronisches Namensschild bekam, mittels dessen verschiedene Anzeigegeräte den Namen erkennen konnten. Deshalb sieht man im Video auf einem Monitor und beim Schaukeln an der Wand „Hadmut“ stehen.

Komisch, dass man hier in Deutschland so wenig davon hört und liest. Hätte ich nicht von selbst Interesse an der Expo gehabt, hätte ich das eigentlich gar nicht mitbekommen. Gibt sogar eine eigene Webseite zum Pavillon.

Was man allerdings auch sagen muss: Sonderlich schön ist der Pavillon von außen nicht. Da haben andere schönere Dinger hingestellt (hässliche allerdings auch, dazu später mehr). Das sieht schon ein bisschen nach Nachhaltigkeitsbehörde aus, das Ding könnte ohne weiteres als Bundes- oder EU-Behördenbau durchgehen.

Und weil dieser Bau so, naja, rechteckig, geradlinig, zweckorientiert, behördlich ist, war er auf der ganzen Expo auch der einzige, der mich zu Schwarz-Weiß-Fotos motiviert hat. Sorry, da stand ich davor und konnte nicht anders.







(Welche Fotos sind eigentlich besser? Meine oder deren eigenes, offizielles?)

Ja, erster Versuch beim Anstehen. Da habe ich noch nicht gemerkt, wie lange das dauert, weil man innen zwischen den Gestängen auch noch lange steht. Nachdem ich schon eine ziemliche Weile stand und meine Wasservorräte schon ausgetrunken hatte, kam ich an einem Schild „jetzt noch 60 Minuten“ vorbeigekommen, das war mir dann zuviel. Ich bin dann ein anderes Mal wieder gekommen, als weniger los war. (Eigentlich hätte ich in meiner Eintrittskarte 10x „Smart Queue“ drin gehabt, hätte also mit der App bei 10 Pavillons Termine zum Direktzugang vereinbaren können, das hat bei mir aber nicht funktioniert, anscheinend waren die Server der Expo überlastet. Nach Mitternacht im Hotel habe ich einmal das Memü dafür angezeigt bekommen, konnte aber auch nichts auswählen.)

Das ist noch alles Verzierung der Warteschlange.





Wenn man dann reinkommt, gibt es ein Einführungsvideo (gibt es oft, und irgendwann kam ich drauf, dass diese vorgeschalteten Minikinos mit Einführungsvideo dazu dienen, die Zahl der Menschen, die in die Ausstellung können zu begrenzen, damit nicht alle auf einmal reinrennen – Personenkapazität des Filmvorführraumes / Dauer des Videos = Durchsatz in Personen / Zeit) und dann kommt man an ein Bällebad. Hat mich jetzt eher an IKEA erinnert, aber den Leuten hat es gefallen.














Und am Schluss behördlich organisiertes Gruppenschaukeln.

Und weil man sich das jetzt schwer vorstellen kann, habe ich beim Gang durch den Pavillon noch eine GoPro am Rucksackriemen festgemacht, die das aus der Schulter-Sicht aufgenommen hat: