Ansichten eines Informatikers

Ich leide so schrecklich unter Zeitgeist-Akku-Sausen

Hadmut
6.6.2021 13:42

Auch etwas, worüber man mal die Stirn runzeln sollte – zumindest die, die das noch können, weil sie noch kein Botox drin haben.

Wisst Ihr, was mir so ganz zeitgeistmäßig-technologisch gerade so richtig auf die Nüsse geht?

Akkus.

Ich habe längst den Überblick verloren, in welchen Geräten ich überall Akkus drin (fest eingebaut) oder draußen (herausnehmbare oder universelle) habe.

Das Laden und Pflegen von Akkus nimmt inzwischen einen nicht mehr unbeachtlichen Teil der täglichen Arbeit ein, und es sind durchaus auch schon Verluste zu beklagen, obwohl ich einräumen muss, dass Akkus heute viel besser und haltbarer waren als früher.

Früher, das war so, naja, eben halt früher, vielleicht so um das Jahr 2000 herum. Da war ein Handy noch etwas spektakulär besonders und die Akku-Technik noch so lausig und auf NiCd, dass damit ohnehin nicht viel zu machen war. Da hatten AA-Akkus noch so um die 500mAh und einen Selbstentladungsfluss wie die inkontinente Oma.

Irgendwann kamen dann die NiMH-Akkus als die Super-Akkus, bessere Eigenschaften, mehr Kapazität, aber die Akkus waren aus den Handys noch herausnehmbar, weil weil man spätestens alle 2 Jahre einen neuen brauchte. Heute hat man LiIon-Akkus, die deutlich mehr leisten und auch länger halten, und deshalb nicht mehr (trivial) austauschbar sind. Denn neue Handys brauchen wir heute nicht, weil der Akku kaputt ist, sondern weil es für das Modell keine Softwareupdates mehr gibt.

Nun sind diese LiIon-Akkus omnipräsent.

Nichts geht mehr ohne Akku. Selbst Stichsägen und Bohrhämmer, klassische Leistungsgeräte, werden mit Akkus betrieben. Längst haben wir Akku-betriebene Akkuladegeräte.

Der Zeitgeist will es so. Kabel sind out. Alles muss tragbar sein und sich wie ein Handy anfühlen.

Der Haken: Diese Akkus sind unwiderruflich kaputt, wenn sie einen gewisse Mindestspannung unterschreiten. Manche davon haben in der Zelle eine Schutzschaltung eingebaut, die bei Unterschreiten der Sicherheitsspannung den Außenstrom komplett abschaltet. Manche nicht.

Ich hatte mir vor Jahren eine elektrische Zahnbürste gekauft. Nicht die erste. Vorher hatte ich zwei Markengeräte, allerdings solche mit rotierenden Bürsten, nachdem ich jahrzehntelang stur von Hand geschrubbt hatte, mir ein Zahnart aber die Vorteile der elektrischen pries. So ganz begeistert war ich nicht, probierte dann aber mal nur so aus Neugier und zum Vergleich eine Ultraschallzahnbürste von Aldi, ein Billigst-Teil, einfach nur um zu wissen, was die anders machen. Und bin mit der total zufrieden, habe die seit Jahren, die ist prima. Man merkt allerdings, dass die inzwischen die Laufzeit des Akkus etwas nachhlässt, dafür die Ladezeit zunimmt. Trotzdem hat sie viel länger gehalten (und funktioniert ja noch prima), als ich erwartet hätte. Weiß nicht mehr, aber so drei, vier, fünf Jahre hat das Ding schon auf dem Buckel.

Deshalb hatte ich mal eine zweite gekauft, so um die 15 Euro, als die wieder im Angebot waren, äußerlich sehr bauähnlich, nur Discounter-mäßig das Design verändert, weil ich mit dem baldigen Ableben meiner Erstbürste gerechnet hatte, die aber unverdrossen durchhält. Um dann festzustellen, dass die das Lagern nicht vertragen hat, obwohl ich sie dann und wann auflud. Lag halt doch zu lang, tiefentladen, Akku irreparabel tot. Nun hätte ich, wegen des Griffformats, eigentlich gewettet, dass ein 18650 drin und leicht austauschbar ist, weil meine Erstbürste unten einen Drehverschluss hat, war aber nicht so. Ein 14500, und so im Gehäuse verklebt, dass man da auch nur mit Gewalt rankam. Ruhe sanft im Elektroschrott, oh Du jungfräuliche unberührte … Schallzahnbürste. Schaden 10 Euro, weil die vier Bürstenköpfe, die dabei waren, auch auch ein paar Euro kosten, und an die andere passen.

Aber worauf ich hinauswill:

Ich könnte gerade nicht mal auf 10 oder 20 Stück genau sagen, wieviele Akkus ich eigentlich im Haus habe.

Kaum ein Gadget kommt noch ohne Akku daher. Und alle müssen sie geladen und gepflegt werden. Und: Alle Geräte unterliegen damit einer Alterung, einem Selbstverschleiß, den sie normalerweise nicht hätten. Ohne das Akku-Problem hätte die Zahnbürste problemlos auch 20 Jahre im Schrank liegen können.

Äußerst löblich sind die kleinen, chinesischen 2,50-Euro-Taschenlampen, von denen ich so angetan bin. Die akzeptieren AA-Batterien, NiMH-Akkus und auch LiIon-Akkus bis 4,2 Volt (14500-Format, was AA entspricht) und alles rausnahmbar und austauschbar. Nichts verlötet oder fest eingebaut.

Ich würde es überaus begrüßen, wenn man da – wie bei den USB-Netzteilen, wo das ja zumindest so grundlegend und im Ansatz funktioniert hat, obwohl ich da inzwischen auch einen Schuhkarton voll an Netzteilen habe – mal auf einheitliche, austauschbare, herausnehmbare Akkus drängt. Bei den Rundakkus hat man das gewissermaßen schon, da haben sich ja schon Größen wie 18650 oder 14500 und noch zwei, drei andere mehr oder weniger durchgesetzt. Nur bei den Flatpaks gibt es sowas noch nicht, weil die zwar auch ein paar Standargrößen kennen, aber die dann immer gleich eingeklebt werden.

Ich sehe mich gerade nicht mehr in der Lage, alle meine Geräte zuverlässig zu erhalten, weil ich den Überblick verloren habe, wo noch überall Akkus drinstecken, die regelmäßig geladen werden müssen.

Klar, man könnte sich eine Software mit einer Datenbank schreiben, die einen erinnert. Aber das wäre mir jetzt auch zu absurd, zumal man da ja dann auch wieder alles von Hand einpflegen muss.