Ansichten eines Informatikers

Novartis und die Videokonferenzen

Hadmut
5.12.2020 1:49

Denen hängt es zum Hals heraus.

Bei Novartis haben sie die Schnauze voll von Videokonferenzen und wollen mal zwei Wochen lang darauf verzichten – allerdings nicht ganz, sie wollen nur Ton machen.

«Damit die Mitarbeitenden voller Energie ins neue Jahr starten können, wird in Basel eine sitzungsfreie Zeit vom 4. bis zum 8. Januar 2021 eingeführt», sagt Novartis-Sprecherin Anna Schäfers. Diese soll es allen ermöglichen, sich bei der Arbeit auf «die wesentlichen Aktivitäten zu konzentrieren. «Und diejenigen, die frei haben, sollen sich störungsfrei erholen können.» Davor sind von Weihnachten bis Neujahr Betriebsferien. Zusammen macht das gut zwei Wochen ohne Videokonferenzen. […]

Novartis will damit gegen die grassierende Homeoffice- und Videokonferenz-Müdigkeit vorgehen. Sie macht sich unter den Mitarbeitenden genauso breit wie beim Chef. Auch Vas Narasimhan arbeitet die meiste Zeit von zu Hause aus. Sein Büro hat er im Kinderzimmer seines Sohnes eingerichtet, wie er sagt. Der Grund: Das Arbeitszimmer in der Wohnung hat seine Frau belegt, sie ist ebenfalls im Homeoffice.

«Auch ich bin super Zoom-müde», sagte Vas Narasimhan diese Woche bei einem Vortrag des Europainstituts der Universität Zürich. Der Konzern nutzt zwar eine andere Videoplattform für seine Konferenzen, aber der Begriff Zoom-Müdigkeit hat sich im Zug der Pandemie fast schon als stehende Wendung eingebürgert. Narasimhan will den Frust des Homeoffice nun brechen und neue Formen ausprobieren. Das Thema seines Vortrages: «Führungsverantwortlichkeit und Firmenkultur in Krisenzeiten». Er sprach dabei per Videokonferenz.

Das ist ein wesentlicher Punkt, den ich neulich schon mit Freunden und Kollegen angesprochen hatte.

Dass man das Gevideokonferenze nicht zum Dauerprovisorium werden lassen darf, weil einem das auf den Wecker geht, sondern das schon ordentlich aufbauen muss. Extra Bereich einrichten und so weiter.

Ich habe inzwischen schon mehreren Leuten, die auf Wohnungssuche waren (nicht in Berlin, da ist das aussichtslos) empfohlen, bei der Auswahl der Wohnung darauf zu achten, dass eine räumliche Möglichkeit besteht, sich einen Videokonferenzbereich einzurichten, der auch nicht allzusehr hallt, und der eben nicht das hastig aufgebaute Provisorium ist, sondern dauerhaft und zumindest so ein bisschen professionell (=fest installiert und ordentlich ausgestattet) ist. Weil es gerade solche Provisorien sind, die besonders nerven.

Los wird man das sicherlich nie wieder. Viele Firmen haben ja vor Corona schon damit angefangen, Bewerbungsgespräche, zumindest das erste, per Videokonferenz zu führen, um die teure und umständliche Anreise zu sparen. Und dann geht das ja weiter. Kaum jemand, der in einem akademischen Beruf arbeitet, wird da auf Dauer noch völlig drumherum kommen.

Und meiner Einschätzung nach wird das nur erträglich, wenn das qualitativ so ein gewisses Mindestniveau hat, ordentlicher Ton, halbwegs scharfes Bild, aufgeräumter Hintergrund.

Ich denke, in den etwas höherpreisigen Wohnungen wird das künftig vorgesehen sein, dass man ein Home-Office und ein kleines Videokonferenzzimmer hat.

Wie dem auch sei: Corona hat zumindest dazu geführt, dass wir das jetzt mal ausprobiert haben und wissen, ob wir es mögen oder nicht.