Ansichten eines Informatikers

Dummes, dummes Fernsehen

Hadmut
4.12.2020 13:26

Der Norddeutsche Rundfunk (Sagt mal, kriegen die dort zu wenig Sauerstoff ans Hirn oder was?) berichtet über den Aufbau eines Impfzentrums in Geesthacht.

Sie haben sich dazu irgendein vorrübergehend nicht genutztes Schuldgebäude geschnappt, und das THW bastelt daraus gerade mit ein paar Pressspanplatten und ausgeborgten Liegen ein behelfsmäßiges Impfatorium.

So weit, so gut.

Dann erklärt der vom THW etwas flapsig, dass der Impfstoff vor der Gabe im alten Chemieraum mit Wasser angemischt werden (ab 0:00:58) muss. Sie nähmen an, dass es ein Pulver ist, das angerührt werden muss.

Dazu zeigt der NDR dann den alten Wasserhahn mit gammeligen Schläuchen und Leser schreiben mir entsetzt dazu.

Wie dämlich kann Rundfunk eigentlich sein?

Das ist bei vielen Medikamenten so, dass die vor der Gabe mit Wasser angemischt werden müssen.

Nur nimmt man da nicht den alten Gummischlauch aus dem Chemiesaal, sondern die normale sterile Infusionslösung NaCl (Kochsalzlösung) 0,9%:

Isotonische Kochsalzlösung wird als Trägerlösung für Medikamente benutzt, um venöse Zugänge bei Patienten offen zu halten sowie zum Spülen von Kathetern, Wunden, Nase oder Augen. Zudem wird die Kochsalzlösung in der Medizin auch zur Therapie bei Dehydratation eingesetzt.

Diese isotonischen Infusionslösungen nehmen die im Krankenhaus sowieso für alles und jedes, auch zum Wunden spülen, Anlösen festgeklebter Verbände und sowas, gibt sogar Spritzdüsen, die man da reinstechen kann. Ich würde wetten, die kochen sogar ihre Nudeln darin.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich vor 30 Jahren mal schwerer im Krankenhaus lag, und das Zeug, was die mir damals verabreicht haben, wurde auch jeweils individuell für mich persönlich in der Krankenhausapotheke angerührt und in drei normalen Infusionsbeuteln zu 0,5 Liter geliefert, darauf angegeben, was drin war, für wen, Herstellung mit Uhrzeit, weil nur ein paar Stunden haltbar. Das wurde dann mit Infusionspumpen über den Tag verteilt gegeben, weil das Zeug viel zu giftig war, um es unverdünnt zu geben und anders gar nicht dargereicht werden konnte. Ich kann mich auch erinnern, dass ich mal über das Wochenende damit behandelt wurde und in der Apotheke irgendein Personalengpass bestand, weshalb das Zeug schon am Tag vorher angemischt und deshalb auf 1 Liter verdünnt und im Kühlschrank gelagert werden musste.

Ich halte das zwar als Laie, aber aus eigener Erfahrung für einen normalen Vorgang, dass Medikamente, die injiziert werden, zuvor verdünnt werden.

Ich kann mich sogar erinnern, als Kind mal irgendwas bekommen zu haben, ich glaube, das war auch eine Impfung, bei der die Arzthelferin mit der Spritze aus zwei Flaschen (man sticht da so durch einen Gummideckel) was geholt hat, ich glaube, das eine war auch nur Wasser zum Verdünnen, weil das sonst zu dickflüssig gewesen wäre.

Deshalb überzeugt mich auch der Einwand nicht, dass es ja wohl bescheuert wäre, das Zeug auf -70°C gekühlt zu halten und dann die Kühlkette zu unterbrechen, indem man es mit Wasser verrührt. Denn ich halte das für normal und keine Seltenheit, dass es Medikamente gibt, die unmittelbar vor der Gabe erst zubereitet oder auf injektionstaugliche Konzentration oder Dünnflüssigkeit verdünnt werden müssen, dann aber nur noch Stunden haltbar sind. Damit habe ich mich schon aus eigener Erkrankung ausführlich beschäftigt. (Ich kannte mich damals mit den Infusionspumpen letztlich besser aus als die Krankenschwestern, und als die mal ein anderes, ihnen unbekanntes, schwerer zu bedienendes elektronisch statt elektromechanisch gesteuertes neues Modell reinbekamen, an dem sie verzweifelten, haben die mir als Informatiker die Bedienungsanleitung in die Hand gedrückt, ich soll das mal lesen, richtig einstellen und ihnen dann erzählen, wie das geht.)

Insofern erscheint mir das völlig unverdächtig und gänzlich normal und plausibel, wenn die da sagen, dass der Wirkstoff vor der Gabe mit Wasser verdünnt werden muss. Das ist mir bekannt. Dazu nimmt man in der Regel eben diese isotonischen sterilen Lösungen. Gerade in Krankenhäusern ist das ja auch nicht selten, dass man ein Medikament nicht direkt, sondern über den Zugang und die Infusionslösung mit in den Schlauch oder sogar in die Infusionslösung selbst gibt.

Und auch die Wahl des Chemiesaals halte ich für logisch, wenn es da chemieresistente Böden, gekachelte Tische, Waschbecken zum Spülen, Bunsenbrenner und dergleichen gibt. Welchen besser geeigneten Raum würde es in einem Schulgebäude geben?

Strunzdämlich

erscheint mir daran nur, dass der NDR dann den Wasserhahn mit Abspritzschlauch zeigt.

Ich hatte ja schon gerügt und geäußert, dass mir das auf den Wecker geht, dass beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen so schrecklich ungebildete Leute arbeiten.