Ansichten eines Informatikers

Springfisch

Hadmut
31.10.2020 18:03

Sowas habe ich auch noch nicht gesehen.[Nachtrag2: Doch. Delphine rollen auch]

Dass Fische nicht so doof sind, wie man sie einschätzt, ist mir schon öfters aufgefallen, hatte ich auch im Blog schon öfters beschrieben. Man denkt immer so, dass die Viecher völlig doof wären und sich mental nicht wesentlich vom tiefgefrorenen Fischstäbchen unterscheiden, aber das stimmt nicht.

Aufgefallen ist mir das zuerst in der Jugend am Aquarium meines Vaters. Obwohl das nur ganz kleine Fische waren, also die (vermeintlich) blöde Minihirnmasse noch runterskaliert, fiel mir dann auf, dass manche der Fische gezielt zur Hand schwimmen und sich Streicheleinheiten abholen, wenn man für irgendwas in das Aquarium reingreift, etwa zum Saubermachen oder reinzulegen. Da gab es welche, die waren verschmust wie ein Nymphensittich, haben sich da regelrecht kraulen lassen. Was ja schon mal ein gewisses Lustempfinden und zumindest leicht geplantes Denken voraussetzt, denn immerhin müssen sie ja „Ach, da ist die Hand wieder, da gehe ich jetzt hin und lass mich schrubbern und das habe ich gerne” vollbringen. So ganz blöd können sie nicht sein.

Und dass das auch nicht daran lag, dass mein Vater da irgendwas ins Wasser getan hätte, ist mir in einem großen Meerwasseraquarium (diesmal gemeint: So ein ganzes begehbares Gebäude mit vielen Becken und Erklärungen) aufgefallen (Melbourne). Die hatten damals am Ende des Rundganges so ein ziemlich flaches, offenes Becken, so vielleicht 40 cm tief, am Rand mit Sitzbänken begrenzt, man konnte sich also direkt mit dem Rücken zum Becken setzen. Vespern und sowas. Da kam so ein kleiner Rochen zu mir geschwommen, streckte seinen … naja, Kopf hat er ja nicht, so seine Vorderkante aus dem Wasser und machte Theater, plätscherte da rum, bis ich ihm dann schließlich den Rücken gekrault habe. Das fand der gut, das wollte der haben.

Bei Schnorcheln ist mir das schon oft aufgefallen, dass Fische nicht einfach nur dumm rumschwimmen und fressen, sondern manche von ihnen ziemlich neugierig sind und gucken, was für einer man ist und man so macht. Sogar Haie. Das habe ich auch erst lernen müssen, dass die sogenannten Riffhaie zwar total echt aussehen wie ein weißer Hai, und auch so 2,50 Meter lang werden können, aber, sofern man sie nicht ärgert oder angreift, völlig harmlos sind. Weiß -und Schwarzspitzenhaie. Hat mich erst mal völlig verblüfft, weil ich auf einer geführten Schnorcheltour den Viechern begegnet bin, und mir der Guide da auf Englisch irgendwas zubrüllte, was ich mit Wasser in den Ohren als „White Shark” verstanden hatte, und mir nicht recht erklären konnte, wieso er die für harmlos hielt. Erst auf dem Trockenen hatte ich nochmal nachgefragt und dann die Erklärung bekommen, dass er „White-tipped Shark”, Weißspitzenhai und nicht Weißer Hai gesagt hatte. Seitdem bin ich vielen von denen begegnet, und es kommt nicht selten vor, dass die gerade mal so einen Meter unter einem durchschwimmen, immer von hinten kommen und einen „unterholen”. Schon ein bisschen komisch, wenn direkt unter einem (noch mit dem Vergrößerungseffekt der Taucherbrille) so zweieinhalb Meter Hai durchschwimmen, aber die sind wirklich nur neugierig, gesellig und (hoffentlich wissen sie das auch) lieb und schwimmen einfach mal so mit einem mit.

Auf einer zweitägigen Bootstour, auf der die abends groß gekocht haben, gab uns die Küche deren Fleischabfälle eingewickelt in ein Stück dünnem Stoff an einem Seil. Wenn wir Lust hätten, Haie zu sehen, sollten wir das ins Wasser hängen. Sensation, sofort gemacht. Kam aber keiner. Eine Robbe kam mal vorbei, schnüffelte dran und zog zutiefst beleidigt wieder ab. Als ob man einen Teebeutel in kaltes Wasser hängt und wartet, dass was passiert. Als die meisten die Lust verlassen und sie wieder reingegangen waren, und wir da nur noch zu zweit oder dritt am „Teebeutel” waren, kamen dann doch zwei Haie, und keine kleinen. Obwohl die das Ding mit einem Haps hätten abbeißen können (und am Ende auch getan haben), haben die erst mal nur reingebissen, gezogen, wieder losgelassen und so fort. Die haben gespielt. Und immer wieder haben die mal am Seil gezogen, mal habe ich dran gezogen, und die Viecher (schwer) an dem Seil fast einen Meter aus dem Wasser gehoben. (War leider 2002, da hatten die Leute noch kein Video und keine Digitalkameras dabei.) Obwohl die jederzeit loslassen konnten und sich nicht etwa verbissen hatten, haben die das Spiel mitgespielt und sich immer wieder und abwechselnd lupfen lassen und dann auch selbst mal kräftig gezogen. Irgendwann hatten sie dann keine Lust mehr, den Beutel durchgebissen und sind mit dem Inhalt verschwunden.

Auf einer Badeplattform im offenen Meer mit Einstieg zum Schnorcheln, wo man auf einer Stufe so etwa 30cm tief im Wasser saß und die Beine ins Meer baumeln ließ, während man sich den Kram anzog, hatte ich beobachtet, wie von links nach rechts der Reihe nach Frauen mit Entsetzensschreien wie von der Tarantel gestochen aus dem Wasser sprangen. Ich hab’s mir dann unter Wasser mal angesehen. Keine Ahnung, was für eine Art. So ein Riesen-Vieh von einem Fisch, locker 1,20 Meter lang, aber sehr hoch, von fast kreisförmiger Gestalt, und auch dick, großen Schweinsaugen, machte sich einen Spaß draus, an einem Ende der Plattform zu warten, bis die alle die Beine im Wasser hatten, und dann im Slalom zwischendurchzuwutschen. Offenbar fand der das lustig, wie die oben kreischen und die Beine einziehen. Der Kapitän erzählte mir später, der sei bekannt, der mache das öfters. Früher hätten sie große Mengen an Fischfutter ins Wasser geworfen, um für die Gäste Fische anzulocken, aber seit man ihnen das aus Umweltschutzgründen verboten hat und sie nur noch eine Tasse voll pro Tag reinwerfen dürfen, ist ihnen aufgefallen, dass die Fische aus Spaß und Neugier kommen und nicht des Futters wegen. Die nehmen das nur als Signal „geht wieder los”. Man hätte ursprünglich nicht gedacht, dass das ein Beglotzen auf Gegenseitigkeit sein könnte.

Heute habe ich das gesehen:

Erst habe ich nicht so genau hingesehen und schon gedacht, dass da was nicht stimmt. Denn ich habe schon so viele Delphine springen gesehen. Oft hoch, oft weit, manchmal mit Salto. Sie drehen sich gerne um die Querachse. (Nicken, wenn es ein Flugzeug wäre.) Aber dass sie sich um die Längsachse drehen (rollen), Pirouetten drehen, kenne ich eigentlich nur aus Seaworld, wo man ihnen das als Kunststückchen beigebracht hat. Nicht von wilden.

Und die Farben stimmen nicht. Wieso sind die so auffällig weiß auf dem Bauch?

Die Form stimmt auch nicht.

Es sind keine Delphine. Es sind Haie. Deshalb auch das Shark-Emoji.

Ich habe zwar schon Fische springen gesehen. Und viele fliegende Fische, die auch mal 100 Meter durch die Luft zurücklegen.

Aber ich habe noch nie Haie gesehen, die außerhalb des Jagdzwecks aus dem Wasser springen, geschweige denn zum Spaß und im Rudel durch die Luft springen und zum Jux Pirouetten drehen. Ich wusste nicht, dass die das überhaupt können. Mein laienhafter Wissensstand war, dass Haie nur bedingt Kontrolle über ihr Schwimmverhalten haben, so wie wir über unsere Atmung, weil sie nicht aufhören können zu schwimmen, nicht mal im Schlaf, denn sie ersticken, wenn die Kiemen nicht durchströmt werden. Sie können nicht wie manche andere Fische Pumpbewegungen mit den Kiemen ausführen. Wenn man ihnen irgendwelche Sender anbringt oder sie vermisst oder sowas, muss man immer für künstliche Strömung sorgen.

Nachtrag: Ist mir auch erst nachträglich aufgefallen: „our jaws dropped” ist womöglich ein Wortspiel, weil es nicht nur „mir klappte der Kiefer runter” meint, sondern „jaws” auch ein Spitzname für den weißen Hai ist, man es auch als „unsere weißen Haie sind ins Wasser gefallen” meinen kann. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich die Intention war.

Nachtrag 2: War ja klar. Prompt schickt mir einer einen Link auf ein Video, wo Delphine längs drehen.