Ansichten eines Informatikers

Die Henne, das Ei und die solidarische Glasfaser

Hadmut
27.10.2020 23:32

Mmmh.

Wir haben wohl kein Glasfaser-Internet, weil nicht genug Leute das bestellen, damit genug Geld reinkommt, und die Leute bestellen es nicht, weil sie nicht wissen, wozu sie die Bandbreite brauchen sollten.

Deshalb kommt jetzt Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, und sagt laut Golem:

Auch wer Glasfaser kurzfristig nicht braucht, sollte einen Zugang bestellen, damit der Gigabit-Ausbau in Deutschland vorankommt, forderte eine Staatssekretärin des Bundeswirtschaftsministeriums.

Der Gigabit-Ausbau in Deutschland braucht eine “solidarische Nachfrage, bei der nicht nur geschaut wird, ob man den Zugang selbst in den nächsten drei Monaten braucht”. Das sagte Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, am 27. Oktober 2020 auf einer Paneldiskussion von VATM Virtuell. Die hohen Investitionen in den Glasfaserausbau rechneten sich nur, wenn das Angebot auch angenommen werde, betonte sie.

Von dem Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2025 Gigabit flächendeckend auszubauen, “sind wir nicht mehr meilenweit entfernt”, betonte Winkelmeier-Becker. “Wir stehen gar nicht so schlecht da.”

Aus Solidarität etwas kaufen, was wir nicht brauchen, damit genug Geld reinkommt und es für alle billiger wird? Sind wir schon im Sozialismus? Oder ist das nur Gender-Sprech? Oder geht denen gerade das Geld aus?

Laut Torsten J. Gerpott, Lehrstuhlinhaber mit dem Schwerpunkt TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, sei die Ausgabebereitschaft für Gigabitzugänge begrenzt. “Wir brauchen Video- oder Augmented-Reality-Anwendungen, die diese Kapazität auch ausnutzen, um die Nachfrage zu steigern.” Förderlich sei neben “mehr Anwendungen auch mehr Wettbewerb und dadurch künftig einmal ein niedrigeres Preisniveau.” Die Preise für Gigabitzugänge lägen derzeit jenseits von 75 Euro pro Monat.

Moment mal.

Die eine sagt, wir sollen teure Zugänge kaufen, ohne zu fragen, ob wir sie überhaupt brauchen, und der andere sagt, wir bräuchten dringend irgendwelche Anwendungen, die wir eigentlich auch nicht so brauchen, damit wir die Glasfaser brauchten obwohl wir sie nicht so brauchen, weil die Anwendengen sie dann brauchen, die wir eigentlich nicht brauchen?

Ein teuflischer Plan.

Mit dem Argument sollten wir die Lufthansa retten. Aus Solidarität Flugtickets kaufen, obwohl wir eigentlich gar nicht weg wollen. Und dazu den Leuten Aufgaben geben, die sie eigentlich nicht brauchen, für die sie aber Flugtickets brauchen. Ja, so passt’s.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin ja für Glasfaser und schnelles Internet. Aber muss man es so bekloppt begründen?

Mal abgesehen davon, dass ich das hier selbst dann, wenn ich wollte, nicht bestellen kann.