Ansichten eines Informatikers

Über einen Unterschied zwischen Informatikern und Geisteswissenschaftlern

Hadmut
11.7.2020 16:22

Ging mir gerade so durch den Kopf.

Wenn Informatiker sich selbst darstellen müssen, etwa in einem Streitgespräch oder in einem Bewerbungsgespräch, dann stellen sie dar, was sie können und schon gemacht haben, welchen Nutzen man davon hat, sie persönlich einzustellen.

Ich habe noch nie erlebt, dass ein Informatiker sich damit angepriesen hat, was andere gemacht haben. Würde in einem Bewerbungsgespräch einer damit ankommen, dass Konrad Zuse oder Alan Turing ganz wichtig für die moderne IT seien, dann wäre die (ironische) Antwort mit ziemlicher Sicherheit, dass man doch bitte Kontakt zu denen herstellen möge, damit man dann die einstellen kann. Und wenn’s klappt, bekäme man eine Vermittlungsprämie. Aber nicht den Job.

Fragt man aber Geisteswissenschaftler, besonders so aus dem philosophischen Umfeld, dann kommen die fast immer damit, dass doch die ganze Wissenschaft auf dem Werk der alten Griechen beruhe, kommen mit Sokrates und Pythagoras, und manche auch mit Kant und so weiter. Und meinen dann, dass man sie hochschätzen, einstellen oder sowas müsste, weil man die Genannten ja „Philosophen” oder „Geisteswissenschaftler” nennt und sie selbst sich ja für einen Studiengang immatrikuliert habe, den man heute genauso nennt (ohne den Grund dafür zu erkennen zu geben).

Sie meinen also, dass allein schon deshalb, weil sie sich „Philosophen” oder „Geisteswissenschaftler” nennen, die Fähigkeiten sämtlicher Leute, die sich in den letzten 2000 Jahren so nannten, per Name auf sie übergehen und es nichts wichtigeres für eine Firma heutigen Zuschnitts gäbe, als jemand einzustellen, der auf magische Weise die Fähigkeiten eines Griechen von vor 2000 Jahren geerbt hat.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mir oder in einem mir bekannten Umfeld jemals ein Geisteswissenschaflter der philosophischen Richtungen irgenwie darlegen konnte, was – außer Streit vom Zaun zu brechen und Leute zu beschimpfen und beschuldigen – er selbst eigentlich kann, gelernt hat, an Nutzen erbringen würde.

Wenn ich frage, bekomme ich immer Antworten nach demselben Schema: Die Griechen, Kant und so weiter. Also ob man ihn jetzt für deren Leistungen noch nachentlohnen müsste.