Ansichten eines Informatikers

Die Expertin von Wirecard – Pleite durch Frauenquote?

Hadmut
29.6.2020 21:09

Seltsam. [Nachtrag]

Ich bekam aus verschiedenen Richtungen Zuschriften und Hinweise, kann die aber nicht näher einordnen.

Ich hatte mich vor dem Wirecard-Skanal schon gewundert, warum diese Firma so hochgehypet wurde, als Börsenstar, als die Superfirma, als der Aufsteiger, obwohl, soweit ersichtlich, die nichts anderes machten als Zahlungsabwickler zu sein und das schneller zu machen, weil sie eine Ausfallrisikoübernahme machen. Das kam mir schon komisch vor, weil das Geschäft der Zahlungsabwicklung eigentlich schon erfunden und nicht neu ist, und der Markt eigentlich schon unter den Anbietern aufgeteilt ist. Es gibt so einen Erfahrungsgrundsatz in der IT, dass wenn man wirklich Geld verdienen will, man entweder etwas Neues bringen muss, oder etwas, womit man „disruptiv” alte Anbieter verdrängt, aber nicht, indem man als Newcomer einen normalen Wettbewerb anzettelt. Und die Risikoübernahme kann ja auch nicht von ungefähr kommen, denn wirtschaftlich gesehen ist das nur eine Versicherung, die letztlich der Händler mit bezahlen muss. Es kann also gar nicht billiger sein. Zumal man immer mit größeren Betrugsserien rechnen muss. Der Markt ist längst im Fokus der Riesen wie Paypal, Amazon und so weiter, und die hätten sich vermutlich längst in das Geschäftsfeld der Zahlungsabwicklungen auch in Läden eingemischt, wenn da viel Geld zu machen wäre. Ich habe mich aber mangels Interesse nicht weiter damit beschäftigt.

Seltsam ist, dass es die ersten Warnungen angeblich schon 2008 gegeben habe.

So manche Hinweise beziehen sich auf das Aufsichtsratsmitglied Anastassia Lauterbach.

Linguistik, Slawistik und Psychologie an der Staatlichen Universität Lomonossow in Moskau und an der Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn? Und wird als KI-Expertin ausgegeben?

Das Handelsblatt hatte 2019 einen großen Artikel über sie.

Wie die KI-Expertin Wirecard durch die Krise manövrieren will

Anastassia Lauterbach hat schon viele Unternehmen beraten. Die Krisen ihres Klienten Wirecard aber stellen sie vor eine besondere Aufgabe. […]

Die Personalabteilung des Rückversicherungskonzerns MunichRe hatte ein gutes Gespür. Als ein Wirtschaftsredakteur im Jahr 1999 um einen Tipp bat, wer aus den Reihen der jungen Mitarbeiter denn Aufsteigerpotenzial hätte, empfohlen sie Anastassia Lauterbach. Und so tauchte die damals 27-Jährige in einem Artikel über Karriereperspektiven bei einem Großkonzern im „Manager-Magazin“ auf.

Heute ist die 46-jährige Lauterbach Multiaufsichtsrätin und eine der wenigen Deutschen, deren Kompetenz auch im Ausland gefragt ist. Lauterbach ist Expertin für Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz, sie spricht bei Tech-Konferenzen auf der ganzen Welt, berät mit ihrer eigenen Firma Großkonzerne in Asien, den USA und Europa. Sie sitzt im Kontrollgremium der britischen Airline Easyjet, kontrolliert das US-Traditionsunternehmen Dun&Bradstreet. Seit einigen Monaten jedoch verwendet sie die meiste Zeit auf eines ihrer deutschen Mandate: Lauterbach ist Aufsichtsrätin beim im Dax notierten Zahlungsdienstleister Wirecard.

Erstaunlich. Bei Wikipedia steht über sie:

Lauterbach studierte Linguistik, Slawistik und Psychologie an der Staatlichen Universität Lomonossow in Moskau und an der Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn, wo sie 1997 promovierte. Danach war Lauterbach in unterschiedlichen Management-Positionen bei Münchener Rück, McKinsey & Company, Daimler Chrysler Financial Services, T-Mobile International und bei Qualcomm tätig. Zwischenzeitlich (2011–13) war sie Bereichsvorstand für Technologie und Innovation bei der Deutschen Telekom.

2013 gründete sie die Lauterbach Consulting and Venturing GmbH (1AU-Venture), die in amerikanische Technologie-Startups investiert.

Sie ist Faculty Member und Gastdozentin[3] in Silicon Castle Salzburg[4] und an der WU Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien[5] sowie Rednerin auf internationalen Konferenzen.

Da schüttelt’s mich. Wie soll jemand mit solchen Studienfächern KI- und Cybersicherheitsexperte sein?

Vor allem kommen mir die Titel der angeblichen Vortragstätigkeit (siehe Quellen 6 bis 10 im Wikipedia-Artikel) sehr komisch vor. „
Conference SingularityU – SingularityU Germany Summit 2018”. Komischer Titel. Weckt bei mir Assoziationen an die vielen Fake-Konferenzen, für die ich damals während meiner Uni-Zeit und in den Jahren danach Werbung bekommen habe, irgendwas mit Multinetics und sowas, seltsame Konferenzen, die fachlich für einfach alles zuständig waren, auf denen man jedes beliebige Thema bis hin zu Esoterik und Kontakte mit Außerirdischen bringen konnte, und zu seinem Vortrag auch nicht mal wirklich anreisen und erscheinen musste, weil die ihr Geschäft damit machten, Leuten Fake-Konferenzauftritte für deren Lebenslauf zu verhökern, braucht man in einer Wissenschaftler-Vita. Enorm viele Journale und Konferenzen sind reiner Fake um sich aufzuplustern, aber wertlos. Seither bin ich auf Journale und Konferenzen mit komischen Titeln allergisch, und auf Leute, die sowas in ihrem Lebenslauf haben, sowieso.

Zurück zum Handelsblatt-Artikel von 2019:

Seit Monaten jagt bei dem Münchener Tech-Unternehmen ein Skandal den nächsten. Der Aktienkurs befindet sich immer wieder auf Berg-und-Tal-Fahrt, weil Vorwürfe über intransparente Bilanzierung, krumme Deals in Singapur oder sinistre Geschäftspartner in schneller Schlagzahl aufgebracht und wieder entkräftet werden. Als Vorsitzende des Risikoausschusses ist Lauterbach eine zentrale Figur im Aufsichtsrat. Man kann sich vorstellen, wie viele Nächte sie im Krisenmodus durchgearbeitet hat.

Auf die Skandalserie angesprochen, sagt sie: „Ich mache mir keine Sorgen, ich habe nur viel Arbeit.“ Arbeit, die darin besteht, die Prozesse innerhalb des Unternehmens und der Gremien zu professionalisieren. Sich dafür einzusetzen, dass die Compliance-Abteilung – also jene Abteilung, die dafür sorgt, dass alle rechtlichen und moralischen Standards im Geschäftsgebaren eingehalten werden – deutlich verstärkt wird. Dieses Ziel hat Wirecard-Vorstandschef Markus Braun kürzlich bestätigt.

Für Lauterbach sind die Probleme von Wirecard eine Art Wachstumsschmerz. „Wir haben in Deutschland leider nicht viel Erfahrung mit stark wachsenden Unternehmen. Wirecard ist in dieser Liga hier allein – in den USA hätte man Vergleichswerte.“

So, so. Linguistik, Slawistik und Psychologie studiert und dann bei Wirecard für Risiko und Compliance zuständig.

Ach, so. Computerlinguistik:

Geschickt hat sie mit Cybersicherheit und KI auf Kompetenzen gesetzt, die derzeit in fast jedem Aufsichtsrat gesucht werden. In Russland, wo Lauterbach aufgewachsen ist, hat sie Linguistik studiert. „Damals habe ich schon Computerlinguistik gelernt – ich komme jetzt mit KI also zurück zu meinen Wurzeln“, sagt sie grinsend.

Im Alter von 19 Jahren kam sie nach Deutschland, weil sie in Russland keine Perspektiven für sich sah. Sie entschloss sich zu einem weiteren Studium, diesmal Psychologie. Das Studium finanzierte sie sich mit Übersetzungsjobs. Was übrig blieb, schickte sie ihren Eltern in Russland, weil deren Lehrergehalt keine großen Sprünge erlaubte.

Über die Jahre hat sich Lauterbach neben der Expertise in Cybersicherheit, die sie bei Telekom und Qualcomm aufbaute, auch Programmieren beigebracht. „Ich schreibe keine schönen Codes“, sagt sie und lacht. „Aber ich kann auf Augenhöhe mit den richtig guten Programmierern sprechen.“ Ihr Buch „The Artificial Intelligence Imperative. A Practical Roadmap for Business“ ist für die meisten Laien zu wissenschaftlich, in Fachkreisen aber ein Must Read. Davon – und von ihrem starken internationalen Netzwerk – zeugen die Widmungen im Buch. Etwa jene von Twitter-Gründer Jack Dorsey, den sie zu ihren Freunden zählt.

Äh, das verstehe ich nicht. Sie soll in Russland Linguistik studiert und dabei Computerlinguistik gelernt haben, aber mit 19 nach Deutschland gekommen sein, weil sie keine Perspektiven mehr sah? Muss ja ein verdammt kurzes Studium gewesen sein. Ein Semester? Oder doch zwei?

Und dann bei Telekom und Qualcomm Expertise in Cybersicherheit aufgebaut? Was hat sie denn da gemacht? Zweimal an der Firewall vorbeigelaufen? Und sich dann auch Programmieren „beigebracht”? Sie schreibe keine „schönen Codes”, aber eine Expertin soll sie sein?

Man kann nicht Sicherheitsexperte sein, ohne „schöne Codes” zu schreiben (die Bezeichnung ist bekloppt, ich kenne niemanden Befähigten, der sich so ausdrückt). Denn man muss ein sehr tiefes Verständnis dafür haben, was darin abläuft, und wie man seinen Code ordentlich strukturiert.

Und dass Leute mit Kenntnis von IT-Sicherheit in Vorständen oder Aufsichtsräten gesucht würden – davon habe ich bisher wenig oder eigentlich gar nichts gehört.

Und diese Grafik kommt mir auch sehr komisch vor. Thinkers 360. Was soll das sein?

Thinkers360 is the world’s first open platform for thought leaders and influencers to share opportunities, promote and advance their expertise. Organizations and agencies use our tools for finding and working with the world’s top thought leaders as well as showcasing their own corporate executives, experts and insights!

Die scheinen da ihre eigenen Leute als Gesprächspartner anzupreisen. Die Teilnahme kostet $0, ist kostenlos, aber vermutlich ist man dann deren Werbeopfer, wie bei Butterfahrten.

Auf mich wirkt das alles seltsam, da überzeugt mich nichts. Ich habe zu lange Schwindel, Hochstapler, den ganzen akademischen Hokus Pokus untersucht, um mich von solchen Darstellungen noch beeindrucken zu lassen.

Zudem sind Frauen, die eigentlich nichts können, aber durch Frauenförderung Pseudokarriere machten, keine Seltenheit, und viele nutzten eben die Gunst der Stunde und des politischen Drucks, um sich – Frau reicht eigentlich schon – in Vorstände und Aufsichtsräte holen zu lassen.

Das Schlüsselwort ist hier: Headhunter.

Es ist nämlich nicht so, dass Frauen bei der Auswahl diskriminiert worden seien, sondern dass sie sich erst gar nicht beworben haben oder man welche hatte. Es ist unter dem politischen Druck schon länger Praxis, dass man Headhuntern viel Geld dafür bietet, irgendeine Frau heran zu holen, egal was. Hauptsache weiblich und quotenrelevant. Mal will ja zeitgemäß sein.

Interessante Frage, ob die Wirecard-Pleite direkt oder indirekt auf der Frauenquote beruht. Ob man über den Vorwand der Frauenquote ganz bewusst Kontrollposten mit Frauen besetzt hat, die den Schwindel nicht bemerken.

Denn viel getaugt haben kann der Aufsichtsrat von Wirecard ja nicht. Aber 50% Frauenquote hatten sie. Vielleicht war genau das das Prinzip.

Nachtrag: Der SPIEGEL hatte 2015 auch eine Jubelarie über die Superfrau.