Ansichten eines Informatikers

Sexistische Wintermäntel

Hadmut
22.11.2019 1:15

Mein (fast) alljährliches Herbstfluchen!

Und auch dieses Jahr will ich wieder mal darauf hinweisen, was für einen Müll uns die Textilindustrie und der Handel – wohlgemerkt unter Kontrolle und Auswahl fast nur von Frauen – Männern bei Wintermänteln und -jacken zumuten.

Man kann schauen, wo man will, man bekommt immer nur dunkle Tarnfarben. Schwarz, dunkelschwarz, mittelschwarz, mattschwarz, mittelschwarz, schwarz mit schwarzen Konstrasten, dunkelbau, sehr dunkles blau, dunkelgrau, dunkelgraublau ins Schwarze, in seltenen Fällen dunkeltarnoliv. Oder bordeauxrot – dunkelbordauxrot.

Helle Winterjacken gibt es nur für Damen.

Wenn man aber mal zu dieser Jahreszeit in der Stadt Auto gefahren ist (was ja auch nicht mehr viele selbst tun), dann weiß man, dass es bei diesen Lichtverhältnissen und Gegenlicht und schlechter Straßenbeleuchtung vor unruhigem Hintergrund und bewegtem Verkehr höllengefährlich ist, wenn dann einer in schwarzer Kleidung über die Straße geht und deshalb fast unsichtbar wird. Viele kapieren das ja dann selbst nicht und halten nicht mal Abstand, sondern wollen durch den laufenden Verkehr huschen, in der Überzeugung, der wird mich ja sehen, der hat ja Scheinwerfer. Da fehlt’s dann auch einfach an fotografischer Erfahrung mit Kontrasten und Blenden, um zu wissen, dass das im Schwarz einfach absäuft. Es gibt Situationen, in denen dann einer nahezu unsichtbar wird.

Das wäre eigentlich alles kein Problem, denn helle Stoffe gibt es, die kosten nicht mehr als dunkle, und retroflektierende Folien und Bänder gibt es für kleines Geld, auf Arbeits- und Kinderjacken und Schulranzen können wir das ja auch pappen und nähen. Ich habe mal in Berlin einen mit einer ganzen Jacke ausschließlich aus diesem Material gesehen.

Warum haben wir für alles Vorschriften, können genau sagen, wie stark die Rückstrahler am Auto, am Fahrrad, am Schulranzen, am Verkehrsschild das Licht zurückwerfen müssen, nur nicht bei Kleidung für Männer?

Warum sind wir nicht in der Lage, sichtbare Winterkleidung in die Läden zu bringen?

Ich habe mal gefragt: Kauft keiner. Ob sie es denn schon mal angeboten hätten. Nein. Woher sie dann wüssten, dass es keiner kauft. Naja, es habe doch keiner gekauft, weil sie es nicht angeboten hatten. Deshalb würde es auch im nächsten Jahr nicht hergestellt. Und sie hätten überhaupt nur das, was ihnen die Zentrale schickt.

Man erfährt dann aber auch nicht, wem man da schreiben müsste, dass er ein Idiot ist. Da sitzen irgendwelche Leute – wie man hört fast nur Frauen oder nur Frauen – in irgendwelchen Modebüros und im Einkauf und entscheiden, dass Männer gefälligst nur dunkles Zeug zu tragen haben.

Ich hatte ja mal das glücklose Unterfangen eines Segeltörns durch die Ostsee unternommen und unerfahren, aber gehorsam Seglerkleidung für schlechtes Wetter beschafft. Funktionskleidung. Siehe da, es geht. Hellrot, Retroflektierende Streifen, Alarmfarbenkapuze. Weil man da ja den Mann finden will, wenn er ins Wasser fällt. Oder eben Arbeitskleidung im Baumarkt. Da geht’s auch. Weil Männer da konstruieren, was sie brauchen. Und nicht Frauen entwerfen, was Männer tragen sollen. Ach ja, bei der Ski-Kleidung geht’s manchmal auch. Also alles Funktionale.

Aber so einen einfachen, gewöhnlichen Wintermantel oder eine Winterjacke gibt es für Männer nicht in hellen, sichtbaren Farben.

Und dann reden die alle von Gender und Regenbogen und Diversität und Antisexsismus…