Ansichten eines Informatikers

Waldbrände durch Flaschen

Hadmut
12.11.2019 21:37

Lernen für’s Leben. [Nachtrag 2]

Ich habe ganz viele Zuschriften zum Thema Waldbrand bekommen. Auch von Zweiflern.

Eine Leserin schrieb, das könne ja gar nicht sein, was ich schreibe, dass sich Holz nicht schon durch Hitze entzünde, aber die Aborigines schon 30.000 Jahre Erfahrung im Umgang damit hätten. Woher hätten denn die Brände dann kommen sollen, für die sie das gelernt haben, bevor der weiße Mann da war?

Die natürlichen Ursachen für Waldbrände sind nicht warmes Wetter oder Trockenheit (die sorgen nur dafür, dass es gut brennt und sich ausbreitet), sondern Blitzschlag und Vulkanismus als Zündursachen. Und so halbnatürlich der Funkenflug von anderen Bränden. Waldbrände gab es in Australien schon immer, es gibt sogar eine Baumart, deren Samen sich erst im Feuer öffnen, weil verbrannter (fruchtbarer) Boden ihre besondere Nische ist, Bäume, die das Feuer überstehen und Pflanzen, die auf verbrannten Boden spezialisiert sind. Natürliche Brände waren (bzw. sind) aber viel seltener als Menschgemachte, die betreffen nur ein paar Prozent, und das selten dann, wenn es keinen Blitzschlag oder Vulkanausbruch gab. Weil es aber keine Feuerwehr gab, musste man sich trotzdem vorsorglich drum kümmern. Außerdem haben die Aborigines durchaus auch zu anderen Zwecken Feuer gelegt, Treibjagd, Rodung, Kriegführung, Kohlegewinnung und sowas. Nur machen sie das heute nicht mehr, auch wenn sie noch besondere Jagdrechte haben. Neulich gab’s richtig Ärger, weil ein australischer Polizist einen Wombat gesteinigt und das auf Video hat. Man solle ihn wegen Tierquälerei feuern. Der aber sagte: Er darf das. Er sei nämlich Aborigine, und die dürften nach australischem Recht – im Gegensatz zu den Weißen – traditionell jagen, und das sei es eben gewesen und als solches zu respektieren. Mir hat mal ein Aborigine die Panzer seiner gejagten Seeschildkröten gezeigt und mich von nach Aborigine-Art zubereitetem Fisch kosten lassen (sehr lecker), mahnte aber gleich, dass nur er das dürfe, ich nicht. Nur Aborigines dürften diese Tiere dort jagen, und sie hätten sich selbst eine Quote auferlegt. Er erlegt nur alle paar Monate mal eine. Sie würden sich selbst längst als die Wahrer der Natur verstehen und entsprechend Rücksicht üben, zumal sie auch längst im Supermarkt einkaufen und Läden haben und die Jagd nur noch aus Kultur und Tradition pflegen. Feuertreibjagden dürfen sicherlich nicht mehr dazugehören. Krokodileier sind noch sehr gefragt, weit bessere Babynahrung als das Zeug aus dem Supermarkt. Krokodil statt Alete.

Übrigens auch eine Ursache für Wald- oder besser Grasbrände sind Autos. Wenn man lange gefahren ist und der Katalysator heiß ist, können Fahrzeuge, die nicht mit einem Schutzschild unter dem Kat ausgestattet sind, trockenes Gras entzünden, wenn man im Gras parkt und das Gras den heißen Kat berührt.

Feuer durch Glasscherben

Gleich eine Reihe von Lesern schrieb, das mit den Glasscherben im Wald sei falsch, Urban Legend, das ginge nicht das stimme nicht.

Manche führten sogar einen Artikel im Spektrum der Wissenschaft an, der genau das untersucht haben will beziehungsweise über Forscher schreibt, das das erforscht haben wollen. Geschrieben von einer „Wissenschaftsjournalistin” mit Bachelorabschluss in Psychologie.

Da könnt Ihr mal sehen, was Forscher und Wissenschaftsjournalisten heute für einen Scheiß verzapfen.

Denkt doch mal nach.

Scherben können das nicht tun, weil Flaschen in der Regel halbwegs gleiche Wandstärke haben und deshalb zwar so prismenmäßig verschieben, aber nicht wie eine Linse bündeln können. Sie haben es deshalb mit Flaschenböden versucht, aber da ist auch nichts passiert.

Leute, denkt doch mal nach.

Denkt doch mal ein bisschen nach.

Was hat denn an einer Flasche eine Linsenform? Nicht die Flaschenwand. Sondern der Flascheninnenraum.

Habe ich irgendwas von einer Glasscherbe geschrieben? Kein Wort von einer Scherbe. Ich habe von Flaschen geredet, auch von Plastikflaschen, und letztere machen keine Scherben. Trotzdem schreiben sie mir alle, dass es mit Scherben nicht geht.

Die (Haupt-)Brennglaswirkung kommt da nicht vom Glas, vom Glas kommt nur die Brennglasform. Das Brennglas bildet die Flüssigkeit in der Flasche. Wasser. Wasser kann Feuer entzünden.

Ich habe mal irgendwo einen Film eines Experimentes gesehen, wo sie eine volle Glaswasserflasche in trockenes Glas gelegt und das per Zeitraffer aufgenommen haben. Hat funktioniert. Den Film habe ich zwar nicht mehr gefunden, dafür aber einige andere:

Eine Flasche kann also durchaus sehr schnell Feuer verursachen. Nur eben nicht (so leicht) als Scherbe, sondern als mit Wasser gefüllte Flasche. Flüssigkeitsgefüllte optische Linsen gibt es schon lange.

Nebenbemerkung: Ich hatte mich in meiner Jugend, als ich noch eine außergewöhnlichen Geruchs- und Geschmackssinn hatte, mal sehr gewundert, warum ich im Arbeitszimmer meines Vaters als einziger einen feinen Brandgeruch wahrgenommen habe. Keiner wollte mir glauben, ich sagte aber, da schmort irgendwas. Ursache: Mein Vater hatte einen billigen Globus. Und die Dinger haben ja unten einen Fuß und dann so einen Meridianbogen mit eingezeichneten Breitengraden, der die ganze Kugel hält und in dem man sie drehen kann. Dieses Exemplar hatte auf diesem Bogen, der die Kugel hält, eine verschiebbare Lupe. Popeliges Plastik, wie Yps-Heft. Aber halt so eingestellt, dass man die Kugeloberfläche scharf sehen konnte. Und den hatte er beim Umräumen auf die Fensterbank gestellt, wo das Ding seit Monaten stand. Über den Sommer. Nach Süden. Jeden Tag zog die Sonne ihre Spur und brannte eine dünne verschmurgelte Linie in den Globus, wie eine Sonnenuhr. Weil der Sonnenstand aber jeden Tag ein etwas anderer ist, lag diese verbrannte Rille, die die Sonne per Brennglaseffekt zog, jeden Tag eine Winzigkeit versetzt, entlang der Breitengrade. Und weil das Ding seit Monaten da stand, hat die Sonne jeden Tag eine Linie verbrannt, die wie Zeilen verschoben waren, und damit ein richtiges Rechteck aus lauter Zeilen reingebrannt und den Kunststoff bis kurz vor den Flammpunkt verschmort, verkokelt hatte. Wäre die Lupe von besserer Qualität gewesen, etwa aus Glas, hätte es wohl für einen Brand gereicht.

Nun habt Ihr was für’s Leben gelernt, wenn Ihr das gelesen und die Filme gesehen habt.

Jetzt wisst Ihr nämlich, dass ihr in Gegenden mit ausreichend Sonne und ausreichend Umweltverschmutzung aus dem Nichts Feuer machen könnt, wenn Ihr eine leere Flasche findet. Mit Wasser füllen, notfalls reicht reinpinkeln, wie in einem der Videos gezeigt, schon habt Ihr ein Brennglas um Feuer zu machen.

Nachtrag: Bei den alten Minolta-Objektiven stand das noch als Warnhinweis vorne in der Anleitung, dass man sie keinesfalls ohne Objektivdeckel im Freien herumliegen lassen darf. Könnte zu Bränden führen, wenn die Sonne draufscheint.

Nachtrag 2: Geht auch mit einem Kondom statt einer Flasche: