Ansichten eines Informatikers

DDD: Deutschlands Dämliche Digitalisierung

Hadmut
5.11.2019 19:21

Läuft wohl nicht gut. Dabei meint Angela Merkel doch, wir würden ganz bestimmt ganz vorne an die Spitze kommen.

Ich hatte ja schon gehört und im Blog geschrieben, dass es Abiturienten geben soll, die keinen PC bedienen können, weil sie nur noch das Rumwischen auf Handys und Tablets kennen.

Der SPIEGEL meint: Drei von zehn Schülern können nur “Links anklicken und ihr Handy streicheln”

Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland kann kaum oder nur schlecht mit einem Computer oder vergleichbarer Technik umgehen.

Das geht aus einer internationalen Vergleichsstudie zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Achtklässlern hervor. “Diese Schüler können eigentlich nur Links anklicken und ihr Handy streicheln”, sagt Birgit Eickelmann, die für den deutschen Teil der International Computer and Information Literacy Study 2018, kurz ICILS 2018, verantwortlich ist.

Das sei besorgniserregend, sagt die Paderborner Schulforscherin. Denn es gehe hier um die Zukunft der 14-Jährigen: Wenn einem Drittel der Schüler grundlegende Kompetenzen für die Zukunft fehlten, sei das “ein Stück weit dramatisch”.

Ja.

Obwohl, vielleicht nein.

Wenn ich überlege, wieviele Computertechnikdetails ich in den letzten 40 Jahren gelernt habe, die damals unglaublich wichtig waren und inzwischen komplett erledigt und vergessen sind.

Es gibt ja etwa Leute, die überzeugt sind, dass es in wenigen Jahren beispielsweise keine Fernbedienungen im Haushalt mehr geben wird, weil zunehmend alles auf Sprachbefehle reagiert.

Vielleicht ist das Wissen, dass man jetzt bei diesen Leuten vermisst, obsolet, bis sie es brauchen.

Mir fällt das beispielsweise beim Elektronik-Basteln stark auf. Als Jugendlicher habe ich leidenschaftlich gerne mit irgendwelchem Elektronikkram rumgebastelt, gebaut, experimentiert. Philips Elektronikbaukasten, jede Menge Bausätze und so weiter. Da ging es noch darum, die ganzen diskreten Bauteile zu beherrschen, Widerstände, Kondensatoren, Dioden, und natürlich Transistoren. Transistorbeschaltungen ausrechnen, Arbeitspunkt einstellen und so’n Kram. Und Elektor-Hefte lesen, deren Jahreshefte mit Schaltungsideen als Fundus sammeln.

Heute ist Elektronikbasteln völlig anders. Heute sind es Module, die man zusammensteckt und per diverser Schnittstellen verbindet, und das dann mit Software macht. Das ursprüngliche Elektronikbauwissen kommt kaum mehr vor. Es gibt für fast alles passende Chips oder winzige Platinchen für Cent- oder einstellige Eurobeträge aus China. Heute muss man wissen, wo auf Github man die passende Software findet, mit der der Controller den Chip ansteuert. Und zwei Kabel reinstecken. Es wird nicht lange dauern, dann bekommt man fertige Sprachsteuermodule und alles wird noch einfacher.

Neulich las ich irgendwo, dass man in den USA in den Grunschulen festgestellt hat, dass es Kinder gibt, die keinen ganzen Sätze mehr bilden können. Man hat es untersucht und herausgefunden, dass die Kinder bisher mit kaum jemand anderem als Alexa und ähnlichen Geräten gesprochen hatten. Es reichte aber, um Befehle zu geben. Inzwischen hat Amazon Alexa dort beigebracht, gewisse Mindestumgangsformen vorauszusetzen und zu belehren, wenn es zu unhöflich war.

Auf Youtube findet man Videos von kleinen Kindern, denen man Bilderbücher gegeben hat, und die sie nicht umblättern konnten, sondern versucht haben, wie auf Tablets zu wischen. Sie kannten keine Bücher.

Ich hege die Befürchtung, dass unsere Welt in 20 Jahren so anders aussehen wird, dass wir heute noch gar nicht abschätzen können, welche Fähigkeiten dann gefordert sein werden.

Ich hege die weitere Befürchtung, dass die wesentliche Fähigkeit die Beherrschung von Waffen sein wird.