Ansichten eines Informatikers

KI und Roboter als Dampfmaschine des 21. Jahrhunderts

Hadmut
17.1.2019 1:36

Kommunismus reloaded?

Ich versuche gerade Berge von Zuschriften zu bearbeiten, gerade kommt mehr rein, als ich in gleicher Geschwindkeit lesen kann.

In den letzten Tagen habe ich viele Hinweise bekomme, die ich jetzt erst mal zusammensuchen und verarbeiten muss, die alle darauf hinauslaufen, meine Vermutung zu bestätigen, dass die Bolschewisten 1917/18 unbedingt Deutschland brauchten. Auf diverse Quellen wurde ich hingewiesen, die ich jetzt erst mal durcharbeiten muss, wonach sogar Lenin, Trotzki und/oder die Bolschewisten selbst sagten, dass sie auf Deutschland angewiesen sind, weil der Kommunismus eine hohe Industrialisierung voraussetze.

Das war mir bisher nicht so bewusst. Mir war schon klar, dass Marx in England die industrielle Revolution und den Siegeszug der Dampfmaschine beobachtet hat, und daraus auf das Proletariat und das Kapital und so weiter schloss. Dass er es daraus abgeleitet habe. Aber dass die Industrie eine so wichtige Rolle im Kommunismus spielt und eine dringend benötigte Voraussetzung ist, war bei mir noch nicht in der Intensität angekommen, wie es mir nun dargestellt wurde. Ich bin immer von Mao und Khmer und den russischen Landarbeitern ausgegangen, zumal Russland damals ja ein Agrarstaat war.

Irgendwie hatte ich da auch das Bild aus dem Musical Fiddler on the Roof (Anatevka) im Kopf, das ich in London mal gesehen habe. Und abgesehen von dem Super-Song If I were a rich man und das jiddische Orchester stinklangweilig fand. Und, das fand ich auch seltsam, im russischen Reich Anfang des 20. Jahrhunderts spielt und sich um ein russisches Pogrom gegen die Juden dreht. Aber ganz eindeutig landwirtschaftlich ausgerichtet.

Bei mir war angekommen, dass Kommunismus auch stark landwirtschaftlich möglich sein soll, so wurde es mir auch in China dargestellt (was aber auch nicht stimmt, denn die sollten ja damals Industrie bauen).

Arbeiter und Bauern. Hammer und Sichel.

Man erzählte mir mal die Anekdote, dass zwei über die Transitstraße durch die DDR fuhren und am Grenzübergang kontrolliert wurden. Sagte der Fahrer zum eingeschlafenen Beifahrer „Der Beamte möchte unsere Pässe sehen…” und wird vom Grenzer belehrt, dass die DDR ein Arbeiter- und Bauernstaat sei, in dem es keine Beamte gebe. Der Fahrer korrigiert sich „Der Bauer möchte unsere Pässe sehen…”, was ihnen ein gefilztes und zerlegtes Auto einbrachte.

Hammer, Zirkel und Ähren. Die wollten wohl noch eine akademische Note einbringen.

Anscheinend war das so gedacht, dass die Russen die Bauern und Deutschland die Arbeiter einbringt, denn nach dem, was man mir da so schrieb, und was ich noch nicht überprüft habe, sah man Russland als zu klein und vor allem als zu einseitig und industriefern an, um einen Kommunismus hinzubekommen. Man hatte sich fest darauf eingestellt, dass das nur mit beidem zusammen funktionieren könnte.

Das waren Zuschriften, die sich auf meinen Blog-Artikel bezogen, wonach die Kommunisten drauf und dran waren, Deutschland zu übernehmen, und die Nazis eine Fluchterscheinung waren.

Es ging also darum, dass man sich das so gedacht hatte, dass der Kommunismus nur mit Deutschland und Russland zusammen gut funktioniere, weil die Deutschen eben so fleißig, arbeitsam, industrialisiert seien. Die Arbeiter eben.

Das ist insofern plausibel, als eben diese Industrialisierung, die Dampfmaschinen, der ganze „Maschinenbau” (Zirkel im Staatswappen der DDR) erforderlich war. Es ging wohl darum, dass ein großer Teil der erforderlichen Arbeitsleistung von Maschinen erbracht werden sollte, was damals zu Marxens Zeiten in London, Mitte 19. Jahrhundert, ein völlig neuer Aspekt war. Das gab es vorher so nicht.

Insofern ist das gar nicht so abwegig, dass Marx sich da in utopischen Phantasien verlor, quasi so eine Art Jules Verne mit gesellschaftlichem Drall und wenig technischem Bezug. Apropos Jules Verne: Der lebte im gleichen Zeitraum und war ebenso von der technischen Revolution, der Industrialisierung beeinflusst. Beide waren Phantasten, beide schrieben Utopien, nur waren es bei Verne Maschinenutopien und Verne einfach mental gut drauf, während es bei Marx Sozialutopien waren und Marx offenbar nicht in gutem Zustand war. Auch Karl May lebte in dem Zeitraum und steht ebenfalls für die Phantasien der Zeit, bei dem allerdings ohne Technik, außer natürlich Bärentöter, Henrystutzen und Silberbüchse. Eigentlich muss man Verne, May und Marx zusammen sehen. Alle drei hatten Phantasien. Aber Marx hatte ein Publikum, dass gefährlich wurde, weil sie die Utopie zu ernst nahmen. Sie hätten besser mal auch Verne und May gelesen. Vielleicht hätten sie dann gemerkt, dass sie eigentlich nur einem Phantasieroman aufgesessen sind.

Dass Marx von Dampfmaschinen beeinflusst war, haben wir damals in der Schule schon gelernt. Wie Dampfmaschinen die Gesellschaft umwälzten, der pure Futurismus, habe ich mir in unzähligen technischen Museen auf der Welt angesehen: München, Berlin, London, Washington, irgendwo in Australien, gerade diverse in Neuseeland. Ich hatte als Kind eine Dampfmaschine, und es ist überaus beeindruckend zu sehen und zu verstehen, wie diese Erfindung alles umwälzte. Vorher musste man mit Muskelkraft von Tier oder Mensch arbeiten, manchmal mit Wind- oder Wasserkraft. Plötzlich entstanden Maschinenhallen, Dampflokomotiven, Stromgeneratoren, Traktoren und all das alles, und damit auch die Elektrifizierung. In Auckland erklären sie einem im Museum, dass man mit den dampfmaschinengetriebenen Pumpen endlich eine Wasserversorgung aufbauen konnte.

Das können sich viele heute gar nicht mehr vorstellen, was für eine enorme Umwälzung der Gesellschaft das war, das Entstehen der Groß- und Schwerindustrie. Das entstehen der Neuzeit. Plötzlich war alles anders. Was wir heute als „Steam-Punk” spielen, oder in Filmen wie Wild Wild West persiflieren, war damals Science Fiction. Auf einmal standen da diese Maschine und vollbrachten Wunder.

Nicht lange später baute ein gewisser Karl Benz mit den neumodischen kleinen Motoren die Mini-Version der Dampflok in Kutschengröße und erfand das Auto. Kurz drauf fingen sie an zu fliegen.

Macht Euch das mal klar, was für eine enorme Umwälzung das in einem Zeitraum war, dessen Kern kaum hundert Jahre betraf. Ich habe Euch schon von der DC-3 erzählt (neulich als Video), die in Neuseeland hinter einem McDonalds steht. Innerhalb von rund 30 Jahren ist man von den ersten albernen Hüpfern zum modernen Flugzeug gekommen.

Auch Heinrich Hertz lebte in diesem Zeitraum, Siemens, Westinghouse, Tesla, Edison, die ganze Erfindung der Elektrik, der Elektrifizierung.

Es ist phantastisch – phantastisch im doppelten Sinne – was weiße Männer da in ungefähr hundert Jahren aus dem Boden gestampft haben. Kennt Ihr Moderne Zeiten von Charlie Chaplin? Die heutige Generation versteht das gar nicht mehr, für die kommt Strom aus der Steckdose um Frauen zu diskriminieren und Diesel bringt uns um, mehr nicht.

Und da kommt nun ein Marx, ein naiver Geisteswissenschaftler, der fluchtartig Deutschland und Frankreich verlassen hat, nachdem die Feudalwirtschaft hier das Streben nach Rechten gewaltsam niedergeschlagen hat, nach London und sieht da diese Wundermaschinen, als käme er in eine völlig andere Welt. Da entstand gerade vor seinen Augen ein neues Zeitalter, da löste die Zukunft die Vergangenheit ab. Als wäre man Jahrhunderte nach vorne gesprungen.

Macht Euch das klar: Marx war Journalist, Jurist, ein Bücherwurm des 19. Jahrhunderts. Der kannte das nicht, hatte ein vortechnisches Weltbild. Und dann kommt der dahin und steht vor diesem Technikwunderland.

Wen wundert es da, dass der sich da in Utopien erging, dass die Gesellschaft von den Maschinen leben würde?

Ein paar Jahre später und Marx wäre Drehbuchautor in Hollywood geworden. Sowas wie Metropolis.

Aber er wurde der Guru einer Sekte. Er soll mal gesagt haben, er sei kein Marxist. Es war wohl so, als wenn Joanne K. Rowling auf ein Treffen von Zauberfans geht, die sich für Zauberer halten, und nicht hören wollen, dass sie sich das nur ausgedacht hat. Oder wenn die Besatzung der Enterprise auf Star-Trek-Treffen auftaucht und denen wie in Galaxy Quest nicht sagen will, dass das nur Film war. Über den Matula-Darsteller Claus Theo Gärtner wurde mal irgendwo geschrieben, man habe ihn zum Superdetektiv ernennen wollen und er habe etwas in der Art geantwortet, das müsse eine Verwechslung sein, er sei von Beruf Schauspieler. Es gab schon diverse Fälle, in denen Schauspieler angegriffen wurden, weil sie irgendwo den Bösen gespielt hatten und das Publikum Fiktion und Realität nicht auseinanderhalten konnte.

Ist so der Marxismus entstanden?

Ein Erfolgsroman wie Harry Potter, dessen Fans es schwerfällt, Fiktion und Realität zu trennen?

Es heißt ja, die Russen hätten James Bond für bare Münze genommen und versucht, dessen Gimmicks nachzubauen.

Könnte es also wirklich sein, dass Marx, der aus einem damals noch vorindustriellen Deutschland nach London kam, sich wie in einem Sprung mit der Zeitmaschine vorkam, dort seinen Utopieroman geschrieben hat, der auf einer Zukunft voller Maschinen beruht, die uns die Arbeit abnehmen, und daraus dann eine durchgeknallte Ideologie wurde, überspitzt gesagt mit der Dampfmaschine an Stelle von Jesus?

Es würde zu den Zuschriften passen, in denen mir einige Leser darlegten, dass der Kommunismus und dessen Protagonisten schon selbst davon ausgingen, dass es nur mit Russland und Deutschland zusammen klappen würde, weil das Deutschland bis Anfang des 20. Jahrhunderts eben auch sehr industrialisiert war, und die Deutschen damals schon arbeiteten wie die bekloppten.

Es würde genau zu meiner These passen, dass das heutige Linke nichts anderes als die über 100 Jahre vergorene Wut darüber ist, dass die Nazis ihnen damals auf dem Weg zum Weltkommunismus nach einem Phantasieroman in die Quere gekommen sind und das ganze Projekt Kommunismus damit gegen die Wand gefahren ist. Weil der Kommunismus der Russen von der Industrialisierung der Deutschen abgeschnitten worden war.

Denkt mal dran: Gerade hatte der erste Weltkrieg stattgefunden. Der erste maschinelle Krieg mit Maschinengewehren, Flugzeugen, Panzern, U-Booten, Funkgeräten, Chemiewaffen, großindustriell hergestellter Munition. Der erste Weltkrieg (1914-1918) hat wirklich jedem klargemacht, dass jetzt alles maschinell und industriell ist, und wer das nicht hat, hoffnungslos unterlegen ist und keine Chance im Wettbewerb mehr hat.

Ich kann mich noch an die Gespräche erinnern, die ich während meines Grundwehrdienstes bei der Bundeswehr mit einem Stubenkameraden führte, die mir eigentlich auf die Nerven fielen, aber damals gab’s nichts besseres zu tun. Damals tobte gerade der Gewerkschaftskampf um die 35-Stundenwoche. Der Kamerad meinte, das wäre so richtig, weil die Arbeitszeit immer weiter reduziert werden müsste, weil doch durch die Industrialisierung die Produktivität steige und man also immer weniger arbeiten müsse. Ich wand ein, dass das nicht passen könne, wenn alle Leute konsumieren wollen ohne sich einzuschränken, dafür aber weniger arbeiten wollten, denn irgendwo müsse es ja nun herkommen. Man kann ja nicht Luft fressen.

Nun, so lautete sein Patentrezept, es gäbe ja genug Arbeitslose. Wenn jeder einfach weniger arbeite und die Arbeit dadurch mit den anderen teile, dann hätte jeder Arbeit und die Arbeit würde auch erledigt. Nee, sagte ich, wenn ein Arbeitsplatz an zwei verteilt wird, dann ist nicht mehr Arbeit gemacht als vorher, aber statt einem sind da jetzt zwei, die konsumieren wollen. Und da meinte er, kämen die Maschinen ins Spiel. Wir würden ganz tolle Maschinen erfinden, so auf die Schnelle, die das alles für uns machen. Eigentlich müssten wir uns nur noch zurücklehnen.

Das Gespräch drehte sich immer im Kreise, bis glücklicherweise mein Grundwehrdienst endete.

Letztlich war das, was der mir da einreden wollte, nichts anderes als ein Schneeballsystem. Die wundersame Geldvermehrung, indem jeder das, was er hat, an zwei andere weitergibt und dabei verdient.

Die ganze Verheißung, mehr fressen zu können als man arbeitet, heute auch als Bedingungsloses Grundeinkommen oder als Sozialstaat bekannt, ist nichts anderes als ein großes Schneeballsystem. Man zahlt ein und irgendwann ist man der Dumme. Irgendwann fällt es zusammen. Siehe DDR. Siehe UdSSR.

All diesen Schneeballsystemen ist gemein, dass sie eine Phanatasiekomponente haben, die die wundersame Geldvermehrung erklären soll. Es gab mal irgendsoeine Business-Karikatur, die ein Kollege an der Tür hängen hatte, und ich glaube, das gab’s auch mal als Dilbert, in dem jemand mit dem Beamer einen riesigen phantastischen komplexen Ablaufplan an die Wand wirft, mit dem Zeigestock an eine Stelle zeigt und sagt „…und das ist die Stelle, an der ein Wunder passiert…”

Waren bei Marx die Dampfmaschinen diese Phantasiekomponente, die das Wunder vollbringt, damit das Schneeballsystem Kommunismus funktionieren kann?

Und hat sich das als kommunistisches Märchen einfach erhalten? War es das, was die Gewerkschaften meinem Stubenkameraden eingeredet hatten?

Mir kommt da so ein Verdacht.

Denn schon vor 10 bis 20 Jahren kam dieses Narrativ, die Maschinen werden uns alle ernähren, wieder mal auf, da ging es um die Roboter. Altenhilfe, Obsternte, da hieß es überall, die Roboter werden das alles machen. Hotels sollte es geben, in denen einen die Roboter an der Rezeption begrüßen. Sagt Euch Max Headroom noch etwas?

Das lief bekanntlich nicht so, aber das war mal der Glaube, dass wir alle unsere Arbeitszeit reduzieren könnten, weil die Roboter für uns arbeiten. Dauert wohl noch eine Weile. Man hört nicht mehr so viel davon.

Und nun passiert das Gleiche wieder: Künstliche Intelligenz.

Man weiß zwar nicht so genau, was es eigentlich ist, die Geisteswissenschaftler haben es auch nicht verstanden, aber spinnen sofort in Utopien los, dass die uns bald alle Arbeit abnehmen werde. Wieder das Prinzip „Bedingungsloses Grundschlaraffenland”. Und natürlich kommt Merkel um die Ecke und meint, wir würden da jetzt mal an die Weltspitze. Ob sie das selbst glaubt oder nur die kommunistische Meute zufriedenstellen will, bleibt offen.

Aber für mich sieht es aus, als würde das Schneeballsystem Kommunismus jedesmal in eine neue Iteration gehen und sich selbst neu auflegen, wenn Geisteswissenschaftler vor neuen technischen Entwicklungen stehen, die sie nicht verstehen, und ihre Phantasie nicht unter Kontrolle haben.