Ansichten eines Informatikers

Kinokrämpfe

Hadmut
10.12.2018 21:33

Noch so eine Anmerkung. [Nachtrag]

Ich habe ja neulich ziemlich viel Zeit im Flugzeug verbracht, nahezu 50 Stunden. Und mir dabei natürlich reichlich Kinofilme angesehen, nachdem die Fluglinie da in die Sitze schöne große Displays einbaut und eine reichhaltige Videothek anbietet, in der es auch viele ganz neue Filme gibt, die gerade eben noch im Kino waren (oder noch sind, habe ich nicht nachgeprüft).

Generell ist es schwer.

Ich habe 50 Stunden Langeweile, sitze vor einem großen Bildschirm mit FullHD, habe eine Riesen-Auswahl der neuesten Kinofilme, kostenlos (naja, bezahlt habe ich dafür schon, aber eben nicht pro Film), kann mir alles angucken – und es fällt mir schwer, in dem Hollywood-Einheitskäse mehr als drei Filme zu finden, an die ich meine öde Langeweile freiwillig verschwenden würde. Das ist einfach zuviel Massenmüll.

Durch ein paar der Filme habe ich mich dann doch durchgelangweilt. Mir fallen sie nicht mal mehr alle ein. War nichts wichtiges dabei.

Was mir aber an allen Filmen aufgefallen war: Die sind penetrant-zwanghaft mit Frauenrollen besetzt. Manche sind offenkundig völlig überflüssig und handlungslos, stehen nur rum, wurden anscheinend nachträglich in ein abgeschlossenes Drehbuch reingeschrieben (oder standen nicht mal drin, wurden nur so vor die Kamera dazugestellt).

Es gibt Filme, in denen funktioniert das mit den Frauenrollen. Da passt das. Aber eben nur, wenn die ganze Rolle von vornherein auf Frau geschrieben ist.

Beispielsweise Teil 2 des Abba-Musicals. Die ganze Handlung ist eine Frauenstory, das geht gar nicht anders, auch stimmlich-gesanglich, weil bei Abba die Gesangsstimmen eben die weiblichen waren und die Männer nur im Hintergrund die Instrumente gespielt haben. Die Mutter aus Teil 1 ist zwar inzwischen tot, Meryl Streep hält das aber nicht ab, trotzdem zum Singen vorbeizukommen. Ein eigentlich belangloser Film, Aufguss, Teil 2, nach dem Motto „Wir haben noch nicht alle Songs in Teil 1 verwertet”. Wird, soweit möglich, durch den seltsam unmotivierten Auftritt von Cher als komische Großmutter soweit noch möglich gerettet, weil Cher einfach supergeil singen kann und wohl gerade Abba singen wollte. Der Film ist Geschmackssache. Aber davon abgesehen: Es passt, es ist stimmig, es ist logisch, dass das ein Film voller Frauen ist, in dem Männer nur Nebenrollen spielen. Es ist kein Männerfilm, der auf Frau umgeschrieben wurde. Zeigt: Es geht, wenn man will.

Oder Hotel Artemis mit Jody Foster. Ich konnte mit dem Film wirklich gar nichts anfangen, aber: Er passt genau auf Jody Foster als Hauptdarstellerin, die darin eine ziemlich alt aussehende, abgelebte Schachtel spielt (soviel zu: Keine Rollen für Frauen über 40). Spielt in einem dystopischen, in Kriminalität versunkenem Los Angeles in naher Zukunft, in dem sie als alte Krankenschwester das altmodische und versteckt liegende Hotel Artemis betreibt, das nur als Tarnung für ein schmuddeliges, aber modernes geheimes Krankenhaus für Verbrecher dient. Nicht mein Ding, aber: passt. Die Rolle ist von vornherein und durchgängig für eben so einen Jody-Foster-Typ geschrieben und da passt das dann auch. Zeigt: Es geht, wenn man will.

Was natürlich auch der dicke Frauenfilm ist, ist der neue Lara Croft mit einer neuen Schauspielerin. Das muss eine Frau sein, das ist einfach die Story und der Charakter. Aber: Lara Croft ist eigentlich nicht real, sondern eine Männerphantasie. Lara Croft funktioniert eigentlich nur darüber, die braucht Hot Pants, zwei Knarren und Mördertitten. Hier nicht. Diese Lara Croft ist zwar ziemlich hübsch, aber viel zu lieb, zu brav, zu normal. Und für die harte Nummer ist der Vater da. Läuft alles auf viel zu selbstzweiflerisch, tochterhaft hinaus, das ist (noch) nicht Lara Croft. Das will ich jetzt aber mal nur so schreiben und nicht kritisieren, denn das könnte man auch als sowas wie Batman Begins ansehen, denn in der allerletzten Szene kauft sie sich in einem Laden eben die beiden berühmten Knarren, die zu Lara Croft einfach gehören. Wenn sie da einen richtig deftigen Teil nachschieben, in dem sie eine richtig gute Lara-Croft-Show abliefert, und das jetzt nur die Erklärung war, wie aus einem unbedarften Mädchen Lara Croft wurde, dann passt es, dann war es gut. Aber nicht für sich alleine. Klare Sache: Das ist eine Frauenrolle, und die Frau spielt die Hauptrolle. Passt.

Richtig schief ging es meines Erachtes mit Die Unglaublichen 2. Die Familie mit den Superkräften lebt zurückgezogen und geheim, nachdem Superhelden in der Gesellschaft in Ungnade gefallen sind. Dann kommt einer und will sie wieder rausbringen, und wählt dazu – die Mutter. Der Vater muss plötzlich zuhause bleiben und sich um die Kinder und deren Schulaufgaben kümmern, während Mutti die Welt rettet. Das wirkte so klischeehaft aufgesetzt und bemüht, dass es weit unglaubwürdiger als die Superkräfte war. Man merkt richtig, dass das eine Vorgabe war, die aber den Handlungsstrang, den es eigentlich auch nicht richtig gibt, nicht trägt, denn an vielen Stellen ist es nur eine Aneinanderreihung kleiner Gags, an denen sich die Trickfilmer ausgetobt haben, und die mit der Handlung eigentlich nichts zu tun haben. Man merkt da einfach zu stark, dass es einen political-correctness- und Frauenquoten-Druck gibt.

Hotel Transsilvanien 3: Ähnlich. Jetzt gehen sie alle mal auf Kreuzfahrt und Papa Dracula verliebt sich in die schöne Kapitänin, die sich als die Böse herausstellt, und ihn umbringen will, während er immer zum Deppen wird, sobald er sie sieht. *Gähn* Da merkt man auch, dass die Anweisung so hieß wie: „Mach ein Sequel zu erfolgreichen Filmen und schau gefälligst, dass eine Frau drin vorkommt.”

Ocean’s 8: Irgendwie schrecklich. Jetzt muss die berühmte Einbruchsserie eben mit Frauen fortgesetzt werden. Ich fand’s langweilig. Zuviel mit Handtaschen und so nem Zeug. Gehört ins gleiche Grab wie die Ghostbusterinnen. Trotz Sandra Bullock.

Apropos Ghostbusterinnen: The Spy Who Dumped Me oder Bad Spies. Kate McKinnon ist wieder da. Soll eine Agentinnenkomödie sein, ist aber einfach nur unglaublich dämlich. Und nein, Frauen ziehen nicht mit Männern gleich, indem sie genug dreckige Zoten reißen. Und den USB-Stick in der Vagina zu schmuggeln – naja. Wie hießen nochmal diese dämlichen Kriterien, den ein Film genügen muss, um nicht frauendiskriminierend zu sein? Da merkt man, dass der Film an diesen Kriterien entlang geschrieben wurde und ansonsten nichts. Nur dumm.

Mission: Impossible – Fallout (2018), Tom Cruise ist auch nicht totzukriegen. Weder in der Realität, noch in seiner Rolle. Bösewicht ist eine Frau. Sieht nicht schlecht aus, und ist sportlich. Ansonsten misslungen. Es funzt einfach nicht. Die Hoffnung, dass wenn Frau nicht funktioniert, eben mehr Frauen funktionieren, erfüllt sich auch nicht. Viel hilft viel gilt da nicht. Ich wollte jetzt eigentlich was über die Story schreiben, aber sie fällt mir nicht mehr so richtig ein. Eigentlich gab’s wie immer mehr Szenik als Story. Irgendwas mit drei Plutoniumkugeln, die er wieder beschaffen soll, und Berlin. Und Paris. Eine böse Chefin einer anderen Regierungsabteilung will das Team loswerden und setzt einen auf sie an. Krach, Bumm, Peng und so. Mit Frauen. Ach ja, doch: Bombenentschärfung. Wie immer im letzten Augenblick. Wie immer mit Digitalanzeige, die runterzählt. Wie immer mit lose herumhängenden bunten Drähten, die man durchschneiden muss, natürlich nur in der richtigen Reihenfolge. (Au weia.) Neu jetzt: Um die Drähte durchzuschneiden braucht man eine Frau.

Blade Runner 2049 habe ich nur teilweise gesehen. Weil ich zu spät gemerkt habe, dass der Film fast eine Stunde länger dauert als noch Restflugzeit ist, habe ich immer wieder vorgespult und mir nur einzelne Fetzen angesehen, die aber keine brauchbare Bewertung erlauben.

Fazit: Ein Haufen Schrott. Ich kann mich an keinen Film erinnern, den ich wirklich gut fand oder empfehlen würde. Es trieft vor political-correctness-Brühe.

Nachtrag: Ach, doch, einen habe ich noch gesehen. Anon mit Amanda Seyfried in einer Hauptrolle. Komischer Datenschutz-Science-Fiction über die totale Überwachung mit einem Matrix-Einschlag in der Story. Viel zu oberflächlich. Anweisung. Mach mal einen Totale-Überwachung-Dystopie-Science-Fiction, denk dran, dass Matrix ein Knüller war, und sorg gefälligst dafür, dass eine Frau eine Hauptrolle hat. Die Story war einfach nicht reif, das war irgendwie nicht fertig ausgearbeitet, die Idee zu dünn. Wieder mal der Eindruck, dass nicht die Frau die Rolle spielt, sondern das Drehbuch vor allem den Vorwand für die Kamerapräsenz der Frau liefern soll.