Ansichten eines Informatikers

Über die Schwierigkeit der Fotografie im Allgemeinen und in Dubai im Besonderen

Hadmut
27.10.2018 21:41

Einige kritische Anmerkungen.

Ein Effekt, den ich wieder mal an mir bemerke, ist, dass mir eine Stadt nicht mehr so fotogen vorkommt und ich nicht mehr so viel fotografiere, wenn ich zum zweiten Mal da bin. Das ging mir vor 2 Jahren in Kapstadt schon so (Herrje, ist das schon wieder 2 Jahre her? Wie die Zeit vergeht..) und auch mal in Darwin.

Aber ist eine Kausalität auch eine Korrelation?

In Kapstat war ich mir ziemlich sicher, dass das Wetter und deshalb das Licht einfach schlechter war, und dass der Gesamtzustand der Stadt nachgelassen hat. Auch in Darwin. Und heute in Dubai. Es kam mir vor, als hätte es etwas an Flair verloren. Als sei so quasi die Weltstimmung in den letzten Jahren gesunken.

Denke ich rationaler drüber nach, dann ist es eher ein umgekehrter Effekt. Vor 10 bis 20 Jahren hatten wir einen enormen Modernitätsschub, der etwa zum Bau morderner Stadtbahnen, Gebäude und so weiter geführt hat, alles war schön, neu, gut, und sehr viel mit Kultur und eigener Identität. Mir scheint, als sei diese Phase vorbei und an einigen Stellen die Luft raus, vom Alltagsgeschäft und wirtschaftlichen – naja, ich will nicht sagen Problemen, aber Realitäten – eingeholt. Als ich 2010 das erste Mal hier war und durch die Souqs gepilgert bin, kam ich mir vor wie Aladdin im Wunderland. Heute hatte ich eher so das Gefühl, am tausendsten gleichen Laden vorbeizulaufen vom Tusendsten angequatscht zu werden.

Werde ich vielleicht alt?

Oder habe ich meine Reisejahreszeiten verschoben?

Oder sehe ich nach diesem jahrelangen politikritischen Bloggen vieles nüchterner, reduzierter?

Oder ist es einfach wirklich schlechter? Ich bin mir sicher, dass ich das letzte Mal nicht so aggressiv von Händlern angequatscht wurde.

Dazu kommt aber etwas ganz anders: Das Recht.

Schon 2010 stand ich vor dem Problem, dass es in Dubai kein Panoramarecht gibt, man also im Prinzip erst mal überhaupt kein Recht hat, irgendwen oder irgednwas im Besitz von irgendwem zu fotografieren, wenn der nicht einverstanden ist.

Und das war vor dem großen Internet-Facebook-Instagram-Boom.

Inzwischen haben sie das verschärft, und man kann ziemlichen Ärger bis zu happigen Geld- und Knaststrafen, Ein- und Ausreiseverbote bekommen. Im Prinzip darf man gar niemanden mehr fotografieren, wenn der nicht zuvor Einverständnis erklärt hat.

Dazu kommt eine laaaange Liste von staatlich verbotenen Fotoobjekten. Den Herrscherpalast, Regierungsgebäude und und und… alles verboten. Und Fotodrohnen mitzubringen ist gleich ein Riesen-Problem. Es bleibt fast nichts übrig, was man risikolos fotografieren könnte.

Noch härter ist es bei Video-Aufnahmen. Da gab es auch vor Jahren ein neues Recht, das explizit keinen Unterschied zwischen privaten und gewerblichen Aufnahmen mehr macht. Eigentlich darf man gar nichts mehr drehen ohne vorher die Genehmigung der Zensurbehörde einzuholen (und sich mit einer lokalen Produktionsfirma einzulassen). Da muss man vorher sogar das Drehbuch einreichen, das darauf geprüft wird, ob Dubai dabei auch gut aussieht.

In der Praxis passiert es dann auch manchmal, dass man aggressiv angesprochen wird, wenn man irgendwo fotografiert und es irgendwem nicht passt. Man kann nicht mehr einfach los und irgendwas aufnehmen.

Die Welt wird zunehmend neurotischer.