Ansichten eines Informatikers

*Beep*

Hadmut
3.10.2018 13:17

Über Handtücher mit Seriennummern.

Vor über 10 Jahren habe ich bei Globetrotter 4 Handtücher gekauft. Zwei gelbe und zwei graue.

Nun, wird sich der Leser fragen, fällt dem Danisch nichts mehr ein, wenn er sowas schon bloggt?

Nun, es sind spezielle Reisehandtücher aus einem Mikrofaserstoff, die sich – volle Größe 40×90 cm – so faustgroß zusammenpacken lassen, viel leichter als normale Handtücher sind und einfach wunderbar leistungsfähig sind. Allein, sie fühlen sich anders an. Es fühlt sich nicht wie ein Frotteehandtuch an, sondern als würde man sich mit einem nassen Fensterleder abreiben. Eigentlich lässt es sich nicht mal abreiben, ist eher tupfen. Aber sie sind sehr gut, trocknen prima ab, trocknen selbst aber auch ruck zuck wieder. Was wohl damit zusammenhängt, dass sie sich nicht wie Baumwolle vollsaugen, sondern als synthetisches Material über den Kapilareffekt funktionieren und der Verdunstung dann nicht im Wege stehen.

Weil mir die gelben zu fleckanfällig erscheinen (was nicht stimmt, aber es scheint mir eben so), habe ich bisher die zwei grauen und eines der gelben verwendet und noch eines originalverpackt, der Preis ist auch noch drauf. 10,95 Euro.

Leider finde ich gerade eines nicht. Hatte ich in Hamburg bei der Netzwerk-Recherche-Tagung dabei und muss ich wohl dann hier verlegt oder falsch aufgeräumt haben.

Da mir neulich allerdings auch schon die Sohlen von Wanderschuhen abgefallen sind, die ich zur gleichen Zeit gekauft hatte, habe ich mich schon dabei gesehen, wir mir das Handtuch beim Abtrocknen zerkrümelt, obwohl sie bisher keinerlei Verschleiß- oder Alterungserscheinungen zeigen, man kann die gebrauchten vom Neuen praktisch nicht unterscheiden.

Also dachte ich mal nach, ob man nach über 10 Jahren mal was nachkaufen könnte.

Genau diese Marke haben sie bei Globetrotter nicht mehr, aber andere unter Eigenmarke, die genauso aussehen. Nur ist Globetrotter hier in Berlin ziemlich weit draußen, da hatte ich gerade keine Zeit, hinzufahren.

Also bin ich mal zu Decathlon, diesem komischen Sportramschladen, der sich überall ausbreitet und dessen Qualität so mediocer ist wie die Preise. Eigentlich finde ich das ja ganz nett, dass die existieren und habe da auch schon einige Sachen wie Taschen und synthetische Unterhemden, sowie ein paar Hosen und zwei Hemden gekauft, auch eine Regenjacke und eine dünne Faltjacke, aber die Qualität ist bestenfalls so mittel. Und letztlich muss man bei den Preisen doch sehr aufpassen. Sie reiben einem immer ein paar Billig-Sachen unter, etwas einen Faltumhängetasche für 3 Euro oder so, aber wenn’s dann zur Sache geht mit Hosen und ähnlichem ist das dann gar nicht mehr so billig. Und ich habe bei denen noch keine Schuhe anprobiert, die sich „passend” und „gut” anfühlten. Ein Paar Sandalen im Sommerschlussverkauf für 5 Euro habe ich neulich gekauft. Die Sorte Sandalen, die nicht dafür gedacht sind, auch die Rückreise wieder anzutreten.

Nun kam ich da vorbei und habe nach Reisehandtüchern Ausschau gehalten.

Tatsächlich, sie haben so ähnliche, und das deutlicher billiger. Was Qualität und Preis angeht. Beispielsweise kein Beutel mit dabei, nur so ein Gummiband drum. Dafür kosten sie auch nur 3,99 in vergleichbarer Größe und 1,99 in kleiner. Trotz der sichtlich schlechteren Oberflächenstruktur habe ich halt mal je 3 Stück mitgenommen, dazu noch ein großes für 5,99 und für 9,99 ein ganz großes als Badetuch, die müssen dann dafür auch keine 10 Jahre halten. Da rechne ich Schwund dann einfach mit ein. Macht 8 Stück und die Reiseausstattung ist wieder aufgefüllt und auch für ferne Badeabenteuer wieder gerüstet.

Woruaf ich hinauswill: Ich habe 8 Handtücher gekauft, zu Preisen zwischen 1,99 und 9,99.

Ich habe die dann also an der Selbstbedienungskasse bezahlt (wirklich!), eingepackt, und als ich rausging *BEEP*, Diebstahlalarm, ich werde höflich aber nachdrücklich vom Sicherheitspersonal zur Seite genommen.

Sie würden gerne mal meinen Kassenzettel und meine Tüte kontrollieren.

Ich so: Hier, schauen Sie, soviele Handtücher, soviele Artikel auf dem Kassenzettel, stimmt exakt überein!

Der: Guckt erst gar nicht in die Tüte und interessiert sich nicht für die Handtücher, sondern nimt sich den Kassenzettel und seinen Tabletcomputer, und scannt den Barcode auf dem Kassenzettel.

Dann vorwurfsvoll zu mir: „Sie haben Handtücher mehrfach gescannt!” (Nicht ausgesprochen, aber so im Unterton: „Die Masche kennen wir, die teuren einpacken und stattdessen die billigen mehrfach scannen!”)

Ich so: Nee, das stimmt genau überein!

Was ich allerdings gemacht hatte, wie bei IKEA: Ich habe nicht jedes Handtuch einzeln gescannt. Ich hatte ja drei kleine und drei ganz kleine, und weil bei den Dingern im zusammengepackten Zustand der Barcode nicht zu finden ist, man sie komplett auswickeln muss um darin irgendwie diesen Zipfel mit dem Barcode zu finden und weil die Wanne, in die man die Dinger zur Erfassung legen muss, nicht sauber war, und ich die Handtücher nicht schmutzig machen und dort nicht wieder zusammenlegen wollte, hatte ich nur je eins auseinandegewickelt und das dann eben je dreimal gescannt.

Was ich nicht bedacht hatte:

Die haben nicht einfach nur eine Produktnummer wie bei IKEA und eine Diebstahlsicherung wie im Klamottenladen, sondern bei denen hat jeder einzelne Gegenstand eine eigene Seriennummer. Zwei gleiche Handtücher haben tatsächlich unterschiedliche Barcodes und die natürlich dann auch in dem RFID-Chip drin, der an jedem Artikel hängt.

Geht man raus, dann ist nicht wie sonst nur ein Stimmkreis im Diebstahlschutz verstimmt, der dann keine Resonanz in der Alarmschleife mehr auslöst, sondern die erkennen beim Rausgehen tatsächlich jedes einzelne Handtuch in der Tüte und dann geht der Alarm los, wenn ein Handtuch nicht, dafür ein anderes dreimal bezahlt ist.

Der hat das dann überprüft und meinte, das sei jetzt in Ordnung, nachdem er da irgendwas eingetippt hatte. Und dann war die Sache auch erledigt.

Was ich daran aber nicht verstehe: Warum lässt mich die Kasse dann überhaupt dreimal dasselbe Handtuch scannen, wenn es doch in deren Konzept nicht passt?

Schaut man sich nämlich den Kassenzettel genauer an, dann steht da nicht – wie etwa bei IKEA oder Mediamarkt oder so – nur die Produktnummer drauf, sondern die Seriennummer.

Ich habe tatsächlich einen Kassenzettel bekommen, indem jedes Handtuch mit seiner genauen Seriennummer draufsteht. Da steht genau drauf, welches Handtuch man gekauft hat, und nicht nur welche Art.

Nur: Bei mir steht’s eben nicht drauf, sondern da steht, dass ich eben dreimal dasselbe Handtuch in S und noch weitere dreimal dasselbe Handtuch in M gekauft habe.

Warum macht die Kasse das, wenn man das nicht will?

Wie dem auch sei:

Wenn man nicht sehr darauf achtet, die Etiketten abzuschneiden, ist man auch aus der Entfernung exakt zu identifizieren, nur weil man ein Handtuch oder ein Jacke anhat.

Datenschützer haben das ja mal als Gefahr für RFID angegeben und wurden abgewiegelt.

Der Punkt ist natürlich: Irgendwann werden die Etiketten nicht mehr außen und zum Abschneiden sein, sondern irgendwo innen fest eingenäht.

Eigentlich weiß man jetzt schon nicht, ob nicht innen noch ein zweites etwa in einer Jacke steckt.

Und da ich ja mit Bankkarte bezahlt und noch eine Kundenkarte hingehalten habe (deren weiteren Gebrauch ich mir sehr gut überlegen werde), wissen die genau (oder in meinem Fall eben nicht so genau), welche Handtücher oder Jacken oder Sandalen der Danisch gekauft hat.

Im Prinzip könnte man damit also überall auf der Welt kontaktlos identifiziert werden.

Am Handtuch.

Ein cooler Frood sollte nicht nur wissen, wo sein Handtuch ist, sondern auch das Etikett abgeschnitten haben.

Nachtrag: Das fehlende alte Handtuch ist übrigens beim Einräumen der neuen wieder aufgetaucht. Ich hatte beim Raussuchen der alten Handtücher eins hin- und hergeräumt und dabei das eine mit dem anderen verwechselt, weil sie gleich aussehen, und dachte, ich hätte nur eines rausgenommen. Weil sie eben in ihren Taschen völlig gleich aussehen. Hätten sie eine Seriennummer, hätte man sie unterscheiden können.