Ansichten eines Informatikers

Aktuelle Anmerkungen zu Frauen, Technik und Politik

Hadmut
12.6.2018 23:47

Oder: Als Frauenförderung gestartet, zum Unvereinbarkeitsdrama abgestürzt.

Manchmal fragt man sich dann schon, wie bekloppt Politik eigentlich ist. Je mehr etwas scheitert, desto weniger sehen sie ein, dass es gescheitert ist. Sonst sind sie immer gleich dabei, alles für gescheitert zu erklären, aber bei manchen Themen werden sie immer sturer.

Noch nie.

Wirklich noch nie in der Geschichte des Feminismus und der Emanzipation der Frau waren Frauen an irgendetwas selbst schuld. Es sind immer andere daran schuld. Und zwar immer Männer. Bei allem, was passiert oder nicht passiert, trägt der x-beliebige nächste Mann die Verantwortung dafür, dass es andersherum zu sein hat.

So hadert man damit, dass zu wenig Frauen in den technischen Fächern unterwegs wären.

Warum das für die technischen Fächer irgendwie gut sein solle, wenn man die Standards so weit senkt, dass sie auch für ganz dumme Frauen unterhalb Null zugänglich werden, konnte noch keiner erklären. Warum man es überhaupt macht, auch nicht.

Es ist eine sehr seltsame Sichtweise, den Umstand, dass bei irgendetwas die Personengruppe X nicht mitmacht, a priori und pauschal damit zu erklären, dass daran alle schuld wären, nur eben nicht die Personengruppe X. An allem ist immer nur die Umgebung schuld. Frauen zu faul? Gibt’s nicht. Es ist immer die Schuld der Aufgabe, nicht mühelos und selbstlösend zu sein.

Der Stern will herausgefunden haben, dass wir alle daran schuld sind, dass es zu wenig Frauen in der IT gibt. Wir alle. Also wir alle Testosteronträger. Selbstverständlich nicht Frauen selbst. Niemand sonst als die Männer ist schuld, wenn auf Technikkonferenzen kaum Frauen herumlaufen.

Doch woran liegt das? Eine, die es wissen muss, ist Sandra Grujovic. Sie studiert Informatik in München und programmiert derzeit eine App für BMW.

Oh, ja, wenn man immatrikuliert ist und irgendeine Frauen-Gnaden-App zusammenklimpert, dann „muss man es wissen”. Was man heute so unter wissen versteht. Ne bessere haben sie wohl nicht gefunden.

Grujovic ist eine von knapp 30 deutschen Stipendiaten, die von Apple nach Kalifornien eingeladen wurden. Darunter sind jedoch nur eine Handvoll Frauen.

Nicht, weil der Konzern keine Frauen dort haben will, ganz im Gegenteil. Es bewerben sich einfach zu wenige.

Das höre ich nicht nur oft, sondern eigentlich immer: Frauen stehen alle Türen offen, aber sie kommen einfach nicht. Zu faul, zu bequem, keine Lust. Zu verwöhnt, zu verzogen, zu sehr daran gewöhnt, dass man ihnen alles ans Bett bringt.

“Das Problem lässt sich an den Zahlen erkennen: Bei den Medizinern sind an der Universität mehr als 50 Prozent Frauen. Bei uns sind es gerade einmal 15 bis 20 Prozent. Das ist eindeutig zu wenig”, erklärt die 22-Jährige.

Warum zu wenig? Nach welchem Maßstab?

Jungs bekommen von den Eltern selbstverständlich Lego und Roboter geschenkt, bei Mädchen kommt fast niemand auf diese Idee.

Ja. Weil Jungs sagen, dass sie das wollen. Und Mädchen eben was anderes wollen. Immer sind die anderen daran schuld, dass man Mädchen nicht gegen ihren Willen zwingt. Nie sind Mädchen selbst dran schuld, sich zu Weihnachten keinen Roboter zu wünschen.

Junge Frauen, die in der IT-Branche Fuß fassen wollen, werden kaum unterstützt.

Männer werden auch nicht unterstützt. Von Männern erwartet man größte Eigeninitiative.

Die Frauen, die trotz aller Hindernisse einen Weg in technische Berufe einschlagen, wird das alles andere als leicht gemacht. Häufig herrsche an den Unis ein soziales Umfeld, mit dem junge Frauen wenig anfangen können, sagt Pausder. “Es gibt kaum Teamarbeit. Man redet wenig miteinander. Jeder hockt vor seinem Rechner. Es ist das Gegenteil von dem, wie Frauen bevorzugt lernen.” Am Ende werden weibliche Programmierer häufig aussortiert, weil sie nicht so gut sind wie die männlichen, dabei habe man sich überhaupt nicht auf sie eingestellt. So herrscht Stillstand.

Vermutlich gibt es deshalb auch so wenige Frauen auf dem Bau: Das hat so viel mit Beton und Mauern zu tun, die Maurer reden so wenig miteinander.

Tut mir leid, das Ihr es von mir erfahren müsst, aber: In IT-Berufen hat man mit IT zu tun. Grausam, aber so ist es. Das ist kein Kulturcafe.

Und in der IT muss man zwar viel und ständig lernen, aber eben nicht nur. Das Geld bekommt man für das Arbeiten.

Und man erwartet bei Männern auch, dass die sich auf die Aufgabe einstellen und nicht umgekehrt, denn das ist der Grund, warum man ihnen Geld dafür gibt. Frauen erwarten häufig, dass man ihnen Geld gibt, und sich dabei noch um sie kümmert, also eine Doppelleistung ohne Gegenleistung. Nicht alle, es gibt auch ziemlich gute (und ich habe solche Kolleginnen), aber eben weniger als bei den Männern.

Deshalb ist jede Frau in Führungspositionen sehr wichtig.

Klar, wenn die Arbeitspositionen für Frauen nichts sind, dann müssen sie eben gleich in die Führungspositionen und das Arbeiten einfach überspringen.

Für Saint John liegt die Erklärung auf der Hand: Es liegt “an Systemen, die dafür sorgen, dass ähnlich denkende Menschen an die Spitze kommen”. Sie meint damit weiße, heterosexuelle Männer. “Aber dieses System bröckelt, weil jetzt Licht darauf fällt.”

Ja, das ist so. In Firmen werden die bevorzugt, die „ähnlich denken” – nämlich die, die denken, dass man Aufgaben lösen und Arbeiten erledigen sollte. Die Herangehensweise, Probleme auszudramatisieren und anderen die Schuld dafür zuzuweisen, ist keine Qualifikation, die in Firmen gesucht wird – außer in Presse, Politik und Public Relations.

Vor allem jene weißen Männer müssen nun mit anpacken, um diesen Missstand zu beheben: “Gucken Sie sich doch um an Ihrem Arbeitsplatz! Wenn Sie nur weiße Männer sehen, kaum Diversität, sollten Sie zu Ihrem Chef gehen und sagen: Ich fühle mich hier nicht wohl. Uns fehlt es an Vielfalt. Wir müssen etwas ändern”, so Saint John.

Wir halten fest: Man erwartet selbstverständlich, dass die weißen Männer das Problem lösen, von niemandem sonst erwartet man das, und ist dann versauert darüber, dass Firmen weiße Männer als Problemlöser bevorzugen.

In Soziologenschwätz würde man sagen: Stereotypen reproduzieren. Dieselben Leute, die sich darüber aufregen, dass die Firmen voller weißer Männer sind, sagen, dass es weiße Männer braucht, um ihre Probleme zu lösen.

Mal direkt gefragt: Wer soll Leute einstellen wollen, die sich so selbst widersprechen?

Doch die Unternehmen sollten daran arbeiten, die Geschlechterklischees schnell über Bord zu werfen, wenn sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Das könnte ideologischer Blödsinn sein.

Denn wenn man sich anschaut, zu welchen enormen Problemen dieser ganze Frauenförderquatsch führt, wie er Universitäten zersetzt, Firmen schwächt, zu Streit und Missgunst führt, dürfte es in Zukunft ein großer Wettwerbersvorteil sein, den ganzen Genderquatsch zu ignorieren und und ohne jede Beachtung des Geschlechts einfach die Besten unter den Bewerbern einstellen.

Anders gesagt: Frauenförderung zerstört die Wettbewerbsfähigkeit. Noch niemand konnte je erklären, warum die Durchsetzung mit minder- oder unqualifizierten Leuten, die man nimmt, um hohe Frauenquoten zu erfüllen, für Firmen ein Vorteil sein soll.

Die traurige Realität findet man beispielweise in Braunschweig. Die haben ein Stadtinformationssystem für Frauen. Das muss man mal lesen:

Für viele Frauen ist die Informationsfülle des Internets nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Nicht nur, dass oftmals die Muße zum Surfen fehlt und die gesuchten Informationen unauffindbar bleiben. Die Irrwege des weltweiten Netzes führen auch allzu schnell auf Abwege. Die Nutzerin stolpert über Baustellen und landet nicht selten auf frauenfeindlichen und abstoßenden Seiten.

Andererseits stellt das Internet inzwischen eine so wesentliche Grundlage für unsere Informationsgesellschaft dar, dass es kaum noch möglich und auch nicht sinnvoll erscheint, sich diesen technischen Möglichkeiten zu entziehen.

Doch selbst wenn sich die Nutzung des Internets bei Frauen und Männern mehr und mehr angleicht, sind nach wie vor erheblich mehr Männer als Frauen im Netz aktiv. Die Gestaltenden im Internet sind zu 90% Männer.

Um Frauen in diesem Dilemma zu unterstützen, konzipierte das Gleichstellungsreferat der Stadt Braunschweig das Projekt “Frauen im Netz” (kurz: FiN).

Liest sich wie: Für Frauen ist das Internet zu schwer, aber man braucht’s halt. Gottogott, es würde Frauen überfordern, wenn sie beim Surfen auf eine „frauenfeindliche” Seite gerieten. Kreisch, Hilfe!

FiN ist ein Stadtinformationssystem, das speziell für Braunschweigerinnen und Frauen in der Region entwickelt wurde. Es bietet Bürgerinnen die Möglichkeit, sich über die Braunschweiger Infrastruktur zu informieren, Serviceleistungen im Netz in Anspruch zu nehmen und soll ihnen zugleich helfen, sich dieses neue, zukunftsweisende Medium nutzbar zu machen. Wichtigster Anspruch dieses Projektes ist der leichte Zugang zu wichtigen Informationen und Adressen. Aufwendiges Suchen soll den Nutzerinnen erspart bleiben.

Liest sich wie ein Kinderportal für Kinder im Grundschulalter.

Wie kann man gleichzeitig so ein Frauenbild haben und sich beschweren, dass Frauen in der IT nur selten vorkommen?

Und weil das alles noch nicht schlimm genug ist, fördert das BMBF mit 470.000 Euro im Rahmen der Frauenförderung, die Ingenieurwissenschaften frauengangbar zu machen.

Das Projekt hat zum Ziel, bedarfsgerechte Fortbildungen zu Gender-Studies für Lehrende der Ingenieurwissenschaften zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Es geht dabei von folgendem Ansatz aus: Um den Frauenanteil an Hochschulen in den MINT-Fächern zu steigern, muss es gelingen, nachhaltig Fachkulturen zu verändern. Das Projekt – mit einer Laufzeit bis Januar 2021 – wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 470.000 Euro im Rahmen der Förderlinie „Erfolg mit MINT – Neue Chancen für Frauen“ des Förderbereichs „Strategien zur Durchsetzung von Chancengleichheit für Frauen in Bildung und Forschung“ gefördert (Förderkennzeichen 01FP1724).

Weil Frauen keine Lust haben, zum Fach zu kommen, muss den Frauen das Fach eben wie das Frühstück ans Bett gebracht werden.

Der Frauenanteil unter den Studierenden der Ingenieurwissenschaften in Hessen sei erschreckend niedrig und auch bundesweit sähe es nicht besser aus, erklärt Dr. Margit Göttert, Projektleiterin von „GenderFoLI“ und zuständig für die Geschäftsführung und wissenschaftliche Koordination der Aktivitäten des gFFZ. Die wenigsten Frauen finden sich an den hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in den Bereichen der Mechatronik (5,5 %) und des Maschinenbaus (7,7 %): Der Frauenanteil an den Studierenden fällt in zwei Studienbereichen damit unter 10 %. Es gäbe aber auch kleine Erfolge zu verzeichnen: Die Elektro- und Informationstechnik liegt bei 12 % und hat sich damit seit 2014 um fast 2 Prozentpunkte verbessert, und der Frauenanteil an den Studierenden der Ingenieurwissenschaften insgesamt steigt an den hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften leicht, aber kontinuierlich an (von 22,3 % im Wintersemester 2014/15 auf 24,2 % im Wintersemester 2016/17). […]

Im Rahmen von „GenderFoLI“ konzipieren die Mitarbeiterinnen Dr. Anna Voigt und Dr. Elke Schüller unter der Leitung von Göttert bundesweit Fortbildungen für Lehrende in den Ingenieurwissenschaften an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und Universitäten. Die Weiterbildungen sollen sie motivieren und befähigen, hochschuldidaktische Genderkompetenz und Genderwissen in ihre Lehre zu implementieren, bedarfsgerecht zu modifizieren und ihren eigenen Beitrag zur Fachkultur zu reflektieren. Die Fortbildungen sollen in Form von Workshops durchgeführt werden. Neuartig ist die Einbindung aktueller Erkenntnisse der Genderforschung und hochschuldidaktischer Entwicklungen (z.B. Gender Toolboxes) in ein Fortbildungsangebot speziell für Lehrende der Ingenieurwissenschaften, das an deren Erfahrungen und Interessen anknüpft und sie in ihrem Expertinnen- und Expertenstatus für ihr jeweiliges Fach ernst nimmt. […]

„Wir möchten die Lehrenden befähigen, die eigene Lehre zu verändern und offen für unterschiedliche Blickrichtungen zu sein. […]” Lehrende an Hochschulen tragen sowohl in ihrem Habitus als auch in der Wahl ihrer Lehrinhalte entscheidend zu der Herausbildung bislang überwiegend männlich geprägter Fachkulturen bei und haben einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung künftiger Fachkräfte. „Gelingt es ihnen nicht, Frauen in angemessener Weise für eine Partizipation bei der Gestaltung des digitalen Wandels zu gewinnen, gerät das Ziel, Deutschland zum digitalen Wachstumsland Nr. 1 in Europa zu machen, in Gefahr, da sonst wertvolles weibliches Nachwuchspotenzial nicht erschlossen und alternative – und damit kreative und innovative – Sichtweisen in die Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft nicht mit einfließen können“, betont Göttert.

Digitales Wachstumsland Nr. 1 in Europa?

Kann es vielleicht sein, dass man mit diesem Blödsinn dabei mehr kaputt macht als nutzt? IT als Verblödungsfeld?

Ich hätte eine viel bessere Idee, wie man mehr Frauen in die MINT-Fächer bringt, und das, ohne die Fächer zu ruinieren und verblöden:

Hartz IV für Geisteswissenschaftler und den Versorgungsanspruch nach Scheidungen abschaffen. Wenn sie nämlich müssen, dann kümmern sich auch Frauen um ihr Einkommen. Sieht man in anderen Ländern. Je besser Frauen gestellt sind, desto fauler und MINT-ferner werden sie.