Ansichten eines Informatikers

Über eine, die sich berufen fühlte, Journalistin zu werden

Hadmut
11.6.2018 22:33

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich nur noch wundern soll oder ob mich gar nichts mehr wundert.

Im FAZ-Blog ist etwas erschienen, ein Machwerk einer gewissen Nora Zacharias, da schält’s mir beim Lesen die Hornhaut von den Füßen.

Sie ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin, in der Endphase der Masterarbeit. Dort will sie die Erleuchtung gefunden haben, zur Journalistin berufen zu sein, und nun beklagt sie sich darüber, dass der Journalismus das nicht genauso sah und sie mit ihrer Bewerbung nicht so auf Begeisterung stieß.

Sie war gerade in Kenia auf Safari, als sie per Mail von einem öffentlich-rechtlichen Irgendwas zur zweiten Stufe eines vierstufigen Bewerbungsverfahrens eingeladen wurde und dazu etwas schreiben sollte:

Eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt lud mich in ihre zweite Bewerbungsrunde ein. Nach dem Einsenden eines dreiseitigen Motivationsschreibens und mehrerer Arbeitsproben wurde ich offiziell in die zweite von vier Runde eingeladen. Um die nächste Stufe zu erklimmen, müsse ich nur noch eine Bewerbungsreportage über 5.500 Zeichen (ca. 4 Seiten) schreiben und einen Lebenslauf in Audio- oder Film-Form kreieren. Ich könne aus den folgenden drei Themen auswählen: „Schnee, des einen Freud, des anderen Leid“, „500 Jahre Reformation“ oder „Kleider machen Leute“. Drei Wochen habe ich Zeit.

Sie schrieb es am Lagerfeuer in Kenia.

Gut, das ist nicht ganz einfach. Ich war auf Safari in Namibia und Südafrika und habe von dort gebloggt. Der geneigte Leser wird sich an meine Berichte und Reiserätsel erinnern. Dafür abends noch Zeit, Lust, Muße zu finden und sich durchzuringen, im Urlaub in tollen Ländern abends am Rechner zu hocken, ist das eine. Das andere ist, dass man da in vielen Gegenden nach Einbruch der Dunkelheit einfach gar nichts mehr machen kann. Naja, sagen wir es so: Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Zumal Afrika massig Stoff zu fast allen Themen hergibt – wenngleich auch nicht zu Schnee, außer am Kilimandscharo, und auch nicht zu 500 Jahren Reformation. Aber was die Kleider angeht, ist Afrika der Superbrüller.

Was macht sie also?

Gabelt eine Prostituierte auf und schreibt über Prostitution und gierige Männer (*Gähn*, sie haben wirklich nur noch dieses eine Thema), und darüber, dass sie sich für den Job in ein knappes Schlauchkleid zwängt. Mit dem Kleid hat es eigentlich gar nichts zu tun, es geht um Abtreibung und Gewalt. Das eine Thema. Immer nur das eine Thema.

Die Frau saß in Afrika, einem Land, das vor Farben, vor Natur, vor Eindrücken, vor Musik, vor Originalität nur so sprudelt, bei dem einem der Kopf fast platzt vor der Dichte der Eindrücke, der oft sagenhaften Landschaften, der Menschen, der Tänze, der Trachten. Das ist das Land, in dem die Kamera auf Dauerfeuer steht. Und was macht die? Schreibt über Prostituierte und Abtreibung.

In meinen Augen ist das das Thema verfehlt. Richtiger Mist. Steht mitten in der Quelle und findet nichts zur Aufgabe. Wie kann man so borniert, so zugemauert, so blind sein? Immer nur das sehen und wahrnehmen, was man ständig mit sich herumschleppt?

Ich finde den Text zudem schrottig. Auf mich wirkt der Text nicht flüssig, kein durchgehender Zusammenhang. Ich mag es, wenn der Gedanke über die Sätze gleitet, von einem zum nächsten surft, den Gedanken förmlich mit sich zieht, den Leser von einem Satz zum nächsten gleiten lässt, und die Stolperer nur bewusst und als rhetorisches Mittel eingesetzt werden. Wenn der Leser eigentlich nur anfangen und den ersten Absatz lesen will und der Text ihn so in den Bann zieht, dass er bis zum Ende liest. Wenn es eine Geschichte bildet. Wie die Bücher von Harry Potter.

Dieser Text jedoch wirkt auf mich nicht flüssig. Die Sätze wirken abgehackt, als stünde jeder für sich allein und wollte mit seinen Nachbarn nichts zu tun haben.

Und an dem bisschen Text will sie eine Woche lang geschrieben haben? Und eine befreundete Deutschlehrerin habe noch darüber gesehen?

Und alles, was dabei herauskommt, ist ein mühsamer kurzer inhaltsarmer Text über eine Prostituierte, wie es sie überall gibt? In dem nichts steht, was irgendwer noch würde wissen oder auch nur freiwillig lesen wollen?

Und die beschwert sich, dass man sie nicht „würdigt”?