Ansichten eines Informatikers

Vom Sterben eines Kindergartens

Hadmut
3.2.2018 16:40

Über die Sorgen meiner vierjährigen Nachbarstochter. [Update]

Ich habe hier so eine süße kleine Nachbarstochter. Ich glaube, sie ist vier, vielleicht inzwischen auch fünf, ich müsste sie mal wieder fragen. Ich treffe sie immer wieder im Treppenhaus, manchmal klingelt sie auch bei mir, wenn der Postbote wieder mal Pakete bei mir für ihre Eltern abgegeben hat, und sie sie dann abholen kommt. Und wir führen tiefschürfende Gespräche über das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Und weltanschaulich liegen wir auch nicht so weit auseinander. Sie legt übrigens großen Wert darauf, dass ihre Sachen rosa sind. Egal ob Fahrrad oder Winterjacke, rosa müssen sie sein.

Außerdem verblüfft sie mich. Sie spricht nämlich fließend englisch.

Ich habe mich darüber immer nur gewundert, aber nie nachgefragt, und es auf die sorgfältige Erziehung ihrer Mutter zurückgeführt, aber nun im Rahmen nachbarlicher Rundmail erfahren, dass mehr dahintersteckte.

Ein Kindergarten.

Ein besonderer Kindergarten.

Ein mehrsprachiger Kindergarten.

Die Kinder wachsen darin mehrsprachig auf, da gibt es nämlich Kindergärtner, die Muttersprachler anderer Sprachen sind, wenn ich das richtig verstanden habe, englisch und spanisch. Sie ist in der Gruppe, die englisch lernt.

Mutti erzählte mir heute dazu, dass der Kindergarten als teuer gilt. Ich habe es jetzt nicht mehr genau im Kopf, ich glaube, sie hat was von 130 (oder waren es 140?) Euro im Monat gesagt, die sie zuzahlt. Sie meint aber, das wäre gar nicht so teuer, wie es sich anhört, denn erstens müsse man an anderen Kindergärten neben dem Kind jede Menge Zeugs wie Zahnpasta, Windeln, Cremes, Kleidung, und weiß der Kuckuck was nicht alles anliefern, und das falle da komplett weg, denn in dem Preis sei bereits alles mit drin.

Freilich, das sein kein Pappenstiel, aber es gehe nach Leistungsfähigkeit. Eltern, die sich das nicht leisten könnten, zahlten eben weniger, und sie hätten auch Kinder von Hartz-IV-Empfängern, die zahlten dann halt ganz wenig (oder gar nichts?, hab’s mir jetzt nicht so genau gemerkt). Und die bessere Erziehung und der bessere Umgang mit den Kindern sei es ihr einfach wert. Mutter und Tochter äußerten sich sehr zufrieden mit dem Kindergarten, und da sind sie wohl auch nicht alleine, denn obwohl der Kindergarten in Mitte steht, bringen auch Eltern aus Kreuzberg und Friedrichshain ihre Kinder dahin (beides nicht weit weg).

Alles prima, könnte man denken.

Der Kindergarten muss aber in Kürze schließen.

Warum?

Weil es da irgendwem in der Politik und der Stadtverwaltung nicht in den politischen Kram passt, dass es da einen ordentlichen Kindergarten gibt, in dem man sich um die Kinder gut kümmert und in dem sie Englisch und solche Dinge lernen. Das könnten sich ja nicht alle Eltern leisten, also müsse da ein Einheitskindergarten hin. Denn es ist, so wie ich da verstanden habe, nicht etwa so, dass der Kindergarten da abgerissen wird, sondern danach soll ein politisch korrekter Einheitskindergarten hin, auf dem alle gleich doof gehalten werden. Außerdem können es wohl einige Politiker und Verwaltungsfachkräfte nicht ertragen, dass Kinder aus Kreuzberg und Friedrichshain ein Kindergarten besuchen, der in Mitte steht.

Vermutlich dürfen hier nur Kindergärten existieren, in denen türkisch und arabisch, aber eben nicht englisch und spanisch gesprochen wird.

Sie versuchen es jetzt mit einer Petition (und ich verkneife mir wieder mal den Hinweis, dass eine „Petition” auf einer Petitionswebseite eben keine Petition ist, ich habe keinen Schimmer, wer den Irrglauben in Umlauf gesetzt hat, dass es eine Petition wäre, auf einer Webseite etwas anzuklicken).

Wenn ich mich an die letzten Wahlplakate richtig erinnere, hat den Wahlkreis hier bei der Bundestagswahl Eva Högl von der SPD gewonnen, und der Bezirksbürgermeister ist von den Grünen.

Tja, denke ich mir da, anstatt hinterher Petitionen zu starten, sollte man besser vor der Wahl darüber nachdenken, wen man wählt.

Denn so wie man wählt, so sehen dann auch die Kindergärten aus, die man bekommt.

Update: Ein Leser weist mich dazu auf diesen Artikel der BZ hin, dahinter steckt die Bezirksstadträtin, Dr. Sandra Obermeyer (parteilos, für die Linke),

Doch die zuständige Bezirksstadträtin, Dr. Sandra Obermeyer (parteilos, für die Linke), hat andere Pläne. Zwar wolle auch sie mehr Platzausbau im Bezirk. Aber: „Der Ausbau ist nach den bisherigen Erfahrungen nur mit einem anderen Träger zu realisieren“, sagte sie. Warum, wollte sie nicht sagen. Der neue Träger sollte die Kita an der Schmidstraße dann möglichst nahtlos übernehmen.

Das sei die hier. Und, Trommelwirbel: Juristin, Gleichstellungsbeauftragte, Lesbe.

Ja, Leute, sorry, aber das habt Ihr einfach davon, dass Ihr sowas wählt.

Denn: Wer wählt sowas? Irgendwer muss es ja gewesen sein.

Leute, Euer Problem sind die, die diese Bezirksregierung gewählt haben. Oder wie ich so gern sage: Geliefert wie bestellt. Wie gewählt.