Ansichten eines Informatikers

Messernde Hessen: Option auf kriminelles Verhalten

Hadmut
3.2.2018 19:34

Kultur im Wandel der Zeit.

Der Gießener Anzeiger beklagt den zunehmenden Gebrauch von Messern:

Die Zahl der Messerattacken hat stark zugenommen: im Stadtgebiet, aber auch insgesamt in der Zuständigkeit des Polizeipräsidiums Mittelhessen. Die Behörde in der Ferniestraße ist für die Landkreise Gießen, Lahn-Dill, Wetterau und Marburg-Biedenkopf zuständig. Im Jahr 2013 wurden 114 Körperverletzungs- und Tötungsdelikte registriert, bei denen ein Messer als Waffe zum Einsatz kam; im Jahr 2016 waren es bereits 172. Davon entfielen allein auf Stadt und Landkreis Gießen 36 respektive 47 Taten, berichtet Polizeisprecher Jörg Reinemer auf Anfrage des Anzeigers. Rund 25 Prozent aller Fälle hätten sich im öffentlichen Raum ereignet. Für 2017 liegt noch keine statistische Auswertung vor, ergänzt Reinemer. Die Tendenz sei aber weiterhin steigend.

Nun, das Messer wird eben zunehmend zum kulturellen Stilmittel, man sollte da die nötige Toleranz aufbringen. Und da wir uns ja darauf einigen, das Zusammenleben täglich neu zu verhandeln (hab ich von den Soziologen und Genders), muss natürlich auch jeder seine Verhandlungsargumente mitbringen dürfen.

Zugleich verweist man im Polizeipräsidium Mittelhessen auf die hohe Aufklärungsquote von 97 Prozent. So konnten bei 111 von 114 Delikten vor fünf Jahren die Tatverdächtigen ermittelt werden. Von denen seien wiederum 64 Prozent Deutsche, 13 Prozent Personen mit türkischer Staatsangehörigkeit gewesen. Andere Nationalitäten hätten nur in geringem Umfang überhaupt eine Rolle gespielt.

64% Deutsche. 13% Türken. Der Rest habe keine Rolle gespielt. Macht zusammen 77%. Äh…ja. Naja, vielleicht haben sich die fehlenden 23% einfach auf alle anderen Nationen verteilt.

Die Frage ist dann halt, was man dabei so unter „Deutsche” versteht. Vielleicht könnte man von „Kulturanreichernden” sprechen. Warum heißt es eigentlich dann nicht „Türken”, sondern „Personen mit türkischer Staatsangehörigkeit”? Müsste es dann nicht auch „Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit” heißen? Die Feinheiten der Sprache eben.

Kurios ist dann nämlich auch diese Aussage:

Auffällig ist, dass es seit 2015 einen größeren Anteil von tatverdächtigen Personen gibt, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben.

Ja, aber mich würden dann eben auch mal die mit der „deutschen Staatsangehörigkeit” näher interessieren. Also so rein meinungsbildend.

Und pikant ist dann, was uns die Soziologen dazu sagen:

Die Zahl der Ausländerdelikte steigt natürlich an, weil sich mit der Gruppe der Flüchtlinge auch die Zahl der anwesenden Ausländer selbst erhöht hat”, stellt Prof. Jörn Ahrens vom Lehrstuhl für Kultursoziologie mit Schwerpunkt Transformation von Kulturen an der Justus-Liebig-Universität fest. Das sei simpel, aber nicht unbedeutend, “weil es etwas über unsere Erwartungen aussagt”. Oft werde nämlich davon ausgegangen, dass Ausländer, speziell Migranten und Flüchtlinge, nicht kriminell sein sollten.

Die Gründe für diese Position könnten sehr unterschiedlich sein – und etwa mit einer von der Politik vorgegebenen Richtlinie oder einer sozial idealisierenden Vorstellung zu tun haben. “Fakt ist aber, dass Kriminalität von Ausländern zwar in der Regel eher erwartet wird als von Deutschen”, ihnen jedoch “die Option auf kriminelles Verhalten nicht gleichermaßen zugestanden wird”, argumentiert Ahrens. In diesem Zusammenhang wäre für ihn interessant zu wissen, inwiefern sich die Zahl von Syrern, Afghanen und anderen Nationalitäten erhöht hat. “Sollte die Veränderung in der Population proportional zum Anstieg der Delikte sein, würde dies die Aussagekraft der genannten Zahlen erheblich verändern”, macht der Wissenschaftler deutlich.

Man muss das Messern einfach kultursoziologisch sehen. Und den Menschen einfach eine „Option auf kriminelles Verhalten zugestehen”.

Man sollte also auch Kriminalitätsquoten einführen. Beispiel: Man hat letzten Monat soundsoviele Deutsche (Inhaber deutscher Staatsanghörigkeiten) mit Messern erwischt, also werden die Aserbaidschaner und die Albaner informiert, dass sie im laufenden Monat x Messervergehen frei haben um gleich zu ziehen, und die Schweizer werden ermahnt, dass sie bei Vergewaltigungen arg im Rückstand sind.

Zu bedenken gibt er ferner, dass die Anzeigebereitschaft gegenüber Ausländern weit größer sei. Die deutsche Bevölkerung reagiere hier viel sensibler und schaue genauer hin. “Dabei spielt mit Sicherheit ein durch Angst gesättigtes Ressentiment rein”, vermutet der Soziologe.

So, so. Der Soziologe vermutet. Mal so ins Blaue.

Die „deutsche Bevölkerung” (man beachte den neuerlichen Terminus) reagiere da einfach sensibler.

Auf die Überlegung, ob es vielleicht und nur so rein hypothetisch möglicherweise sein könnte, dass manche Kulturkreise da vielleicht einfach messeraffiner sein könnten, kommt man nicht, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Und wenn nicht sein kann, was nicht sein darf, dann nennt man das Soziologie.