Ansichten eines Informatikers

Eine ausgebildete Chefredakteurin

Hadmut
2.2.2018 22:14

Wer den Kalauer zuerst verstanden hat, darf ihn behalten.

Mir fiel heute dieser Tweet auf:

Eine Chefredakteurin der BILD habe die BILD verlassen. In der Pressemitteilung dazu heißt es:

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE: „Tanit Koch ist es mit viel Leidenschaft und Kompetenz gelungen, eine beispiellose journalistische Karriere bei Axel Springer zu absolvieren. Ich selbst war dabei, als wir sie vor 13 Jahren beim Auswahlverfahren für unsere Journalistenschule für Axel Springer gewinnen konnten. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sie es von der Volontärin an die Spitze von Europas größter Tageszeitung geschafft. Für BILD hat sie Großartiges geleistet, zuletzt als Chefredakteurin. Die Verantwortungskonstellation in der Chefredaktion war zwar gut gemeint, hat aber in der Praxis nicht funktioniert, weil diese Aufstellung nicht zu BILD passt. BILD braucht ganz klare Verhältnisse. Wir bedauern das Ausscheiden von Tanit Koch sehr, verstehen und akzeptieren ihre Motivation für diesen Schritt und wünschen ihr Glück und Erfolg.“

Wir bedauern, dass sie geht, aber es hat nicht funktioniert?

Hört sich an wie „Ach, wie schade, dass Du gehst, aber bleiben kannst Du nicht.” Ist sie gegangen oder wurde sie gegangen?

Tanit Koch, 40, seit 1. Januar 2016 als Chefredakteurin BILD verantwortlich für die Print-Ausgabe, wird Ende Februar 2018 auf eigenen Wunsch aus dem Verlag ausscheiden.

Auf eigenen Wunsch, soso.

Ich hätte darüber gar nicht weiter nachgedacht, hätte mir nicht heute abend jemand einen Link auf diesen Artikel der PI-News (ja, ja, ich weiß, aber das ist mir inzwischen ziemlich egal) geschickt, in dem ein ehemaliger Chefredakteur der BILD über die Personalie und den Niedergang der BILD schreibt.

Die erste Chefredakteurin von BILD hat fertig. Vor wenigen Minuten ist sie im großen Konferenzraum „zurückgetreten“. Zwei Jahre. Nur Minus. Über eine halbe Million! Und kein Land in Sicht, außer der letzten Million, von einst stolzen fünf Millionen.

Außerdem gibt er eine interne Mitteilung, die er zitiert, die nichts Gutes verheißt. Da scheint es ziemlichen Krach gegeben zu haben, und man scheint miteinander einfach nicht ausgekommen zu sein.

Und die Auflage scheint von ehemals über 5 Millionen auf so ungefähr eine abgesunken zu sein.

Man könnte das, gerade vor dem Hintergrund der weiteren darin genannten Chefredakteurinnen und des Umstandes, dass ein jüngerer, männlicher Redakteur nun ihre Arbeit mit übernimmt, auf zwei Arten interpretieren. Die eine wäre, dass da auch schlicht das Geld nicht mehr für alle Redakteure reicht und die die Redaktion verkleinern müssen.

Die andere wäre, dass man da im Rahmen der allgemeinen Frauenfördereuphorie und unter dem Druck von Pro Quote und wahrscheinlich noch parteipolitischem Druck die nächstbesten Frauen in die Redaktionen gedrückt hat, ohne auf deren fachliche Qualitäten zu achten. Und dann war’s wohl nichts.

Scheint ganz so, als sei Frau zu sein und Diversität zu bringen, entgegen der politischen Verkündung doch nicht das von selbst Umsatzfördernde gewesen zu sein.

Wenn man aber bedenkt, was die BILD in letzter Zeit so auf dem Kerbholz hat und dass die sich ja daran beteiligt haben, Leute bei ihren Arbeitgebern anzuschwärzen und feuern zu lassen, besteht hier kein Anlass für Mitleid. Der Händedruck wird wohl schon vergoldet worden sein.