Ansichten eines Informatikers

Es sprach der Redaktionsleiter von Monitor (ARD)…

Hadmut
31.12.2017 15:51

Ich finde das immer gruseliger, was die Fernsehtypen da ablassen.

Georg Restle twittert.

Dagegen ist nichts einzuwenden. Was mir allerdings gewaltig auf den Sack geht, ist diese verbreitete Journalistenmasche, sich mit seinem Arbeitsplatz zu brüsten und wichtig zu tun (hier: Großes Monitor/Das-Erste-Hintergrundbild und die Angabe „Redaktionsleister Monitor (ARD)”) und dann drunterzuschreiben, dass man ja nur als Privatperson auftritt (hier: „Spricht für sich.”). Sowas ist ja schon mal zutiefst unseriös. Ich bin hier nur ganz privat und hat gar nix mit meinem Arbeitsplatz zu tun, aber guck mal, wie wichtig ich bin.

Und der twittert nun:

Ist das nicht ziemlich dumm?

Erstens: Muss man ein Polizeistaat sein, um solche Morde zu verhindern?

Zweitens: Alles nur Einzelfälle. Die deutliche Häufung solcher Fälle wird nicht betrachtet. Das ist insofern kurios, als sie wieder mal mit zweierlei Maß messen. Geht es etwa um die Benachteiligung von Frauen, die sie im Einzelfall nicht nachweisen können, gehen sie immer gerne auf Kollektive, betrachten die Gesamtheit aller Frauen (um den Simpson-Fehler und ähnliche Fehler zu begehen) und schließen auf fingierte Kollektivrechte. Es wird also eine übergroße Betrachtung angestellt, um Signifikanz zu sehen, wo keine ist. Geht es aber um auffällige Morde, dann betrachten sie isoliert nur Einzelfälle, um keine Signifikanz zu sehen, wo eine ist. Die systematische Wahl des zum Zweck passenden Fehlers ist auch eine Art des Lügens.

Was insofern böse Rabulistik ist, weil er selbst gleichzeitig pauschalisiert und verallgemeinert. Es geht hier konkret um diesen einzelnen Mord. Er sagt „Jede Straftat eines Durchgeknallten”, was aber niemand gesagt hat. Meines Wissens hat niemand gesagt, dass sie „alle” so zu sehen wären. Er nimmt hier gleichzeitig eine Reduzierung auf den isolierten Einzelfall vor, um den Täter argumentativ zu schützen, und führt eine Verallgemeinerung auf „alle” durch, um die Kritiker pauschal zu beschuldigen.

Geht es um Morde, dann redet er von einem Durchgeknallten, geht es um die Bewertung, dann redet er von „jeder” Straftat.

Was wäre denn mit der alternativen Formulierung „…in dem alle Straftaten Durchgeknallter als Staatsversagen gelten…”? Das wäre sachlich richtiger, würde aber schon ganz anders klingen und nicht mehr so manipulativ funktionieren.

Drittens: Woher wissen sie das jetzt schon? Bei Anis Amri haben sie doch auch Monate gebraucht, um hinter das Staasversagen zu kommen. Wer weiß jetzt schon, wie alt der wirklich ist, unter wievielen Namen der da war, was der vorher auf dem Kerbholz hatte. Neulich gab es doch auch so einen Vergewaltigungsmord, bei dem man die Vorstrafen verschlunzelt hatte.

Viertens: Wann hätte sich das Fernsehen, die ARD, oder Monitor im Besonderen jemals darum gekümmert, ob andere noch in diesem Staat leben wollen? Was ich will und was ich nicht will, hat auch nie jemanden interessiert. Meint der, weil die Fernsehen machen wäre ihre Meinung irgendwie besser oder wichtiger als die anderer Leute?

Fünftens: Wen interessiert, ob der hier leben will?

Sechstens: Wenn der die Wahl zwischen Deutschland und einem tollen Staat hätte, in dem er nicht aus Zwangsgebühren finanziert würde, dann würde ich darauf wetten, dass er hier bleibt und es bevorzugt, aus Zwangsgeld bezahlt zu werden.

Siebtens: Wenn nur manche Morde auf Staatsversagen schließen lassen (kommt anscheinend wieder auf die Stichrichtung an), wer legt dann fest, welche wichtig sind und welche nicht?

Achtens: Ein Mord ist kein Staatsversagen. Hier hat ja nicht der Staat gemordet. Es ist ja auch nicht so, dass jeder einzelne Mord für sich ein Staatsversagen darstellt.

Es geht darum, dass viele Straftaten Folgen eines Versagens sind, meistens desselben. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man ganz viele kleine Staatsversagen sehen will (was sich selbst verniedlicht), oder ob es um ein großes, zentrales Staatsversagen geht, für das sich wieder mal ein Symptom zeigt, wir aber immer noch vom selben Versagen reden.

Lasst Euch von den Fernsehtypen nicht rabulistisch über den Tisch ziehen.

Schon gar nicht, wenn sie von der ARD sind.