Ansichten eines Informatikers

Über den Unterschied zwischen Tuğçe und Mia

Hadmut
30.12.2017 15:13

Zwei Leichen im Medien- und Wertevergleich. [Nachtrag]

Erinnert Ihr Euch noch an Tuğçe?

Das war die Türkin (oder Türkischstämmige), die 2014 vor einem McDonald’s von einem Serben gestoßen worden war, mit dem Kopf auf den Boden schlug und daran starb.

Daran war sie nicht so völlig unschuldig, wie man sie in den Medien darstellte, denn die zeichnete sie als den reinen Engel, die Mutter Theresa zweier belästigter Mädchen im Damenklo (die hinterher nicht wussten, worüber sie sich belästigt fühlen sollten). Die Realität war, dass sie auch getrunken hatte, streitsüchtig war, den Streit mit hochgekocht hat und wie man auf dem Video sehen konnte, von sich aus auf den späteren Täter zugelaufen und sich in eine Rauferei eingemischt hat. Und der hat das auch nicht vorgehabt, den hatte man provoziert, und wie auf dem Video zu sehen war, hat er auch nicht mehr getan, als sie von sich wegzustoßen, eine Tötungsabsicht nicht gegeben. Urteil: Körperverletzung mit Todesfolge.

Über die schrieb man ganz viel, man trauerte, Presse, Fernsehen, Deutschland drehten sich um sie, wochenlang war sie in der Presse, es gibt einen ausführlichen Wikipedia-Artikel über sie. Es gab diverse Veranstaltung, mal als Gedenk-, mal als Beschimpfungsverstaltung, und die Gelegenheit, die türkische Frau als herzensgut und Bereicherung der Gesellschaft und den Mann schlechthin als Schlächter hinzustellen, ließ man sich nicht entgehen. Es bestand kein Zweifel, dass sie in der medienlinken Werteordnung als weit wertvoller dastand, als ein Serbe (weißer Mann und so), und es damit die perfekte Mediengeschichte war. Und dann gab’s auch noch ein Foto, auf dem sie hübsch aussah, und sie war auch noch Studentin. Inbegriff der tollen, engagierten, wertvollen Frau.

Das freut die Medien und die linke Öffentlichkeit.

Bei Mia war eigentlich alles anders.

Obwohl es hier keinerlei Hinweise gibt, dass sie selbst an der Eskalation mitgewirkt habe, und es hier anscheinend Vorsatz war, denn angeblich war das Abpassen angekündigt, nicht das erste Mal, und er muss das Messer wohl mitgebracht haben, also eine deutlich einseitigere und härtere Schuldlage gibt, bügelt man das ab. Keine öffentlichen Gottesdienste und sowas, keine Solidarisierungen und so. Irgendwo kam doch gleich eine Beschwichtigerin daher und meinte, der müsse eine sehr, sehr schwere Jugend gehabt haben, der arme Junge.

Warum?

Erstens steht das Mädchen in der Rang- und Werteordnung der Medien und der linkspolitischen Öffentlichkeit weit, weit unter dem Migranten. Das wird wertemäßig ganz anders wahrgenommen als Tuğçe. Man gab es als Zivilcourage aus (war aber nur Streitsucht mit Alkohol).

Zweitens gab es keine Gelegenheit, ihr eine politisch günstige Tat anzudichten wie der edlen Tuğçe, die sich ja selbstlos für zwei belästigte Mädchen geopfert haben soll.

Drittens schnöde Schülerin, daraus lässt sich nichts machen.

Viertens deutsche Eltern, das geht politisch gerade gar nicht, denen beizustehen.

Ne besondere Schönheit war sie jetzt auch nicht. Hört sich böse an, ist für Medien und Öffentlichkeit aber ganz wichtig.

Und eben die politische Lage.

Tuğçe konnte man als Gewalt gegen Ausländer ausgeben, Gewalt gegen Frauen, Gewalt gegen Zivilcourage, und die Sache lag eben zugunsten der Migration, weil man damit jeden, der was dagegen sagte, in so eine Ecke stellen konnte. So eine Art Anders Breivik light. Männer sind doch alle gleich. Deshalb schreien wir auch alle #MeToo.

Mia war Gewalt durch Ausländer. Gewalt an Gutmenschen. Und die Sache lag gegen Migration. Außerdem nur ein bedauerlicher Einzelfall. Männer sind nicht so. (Auch wenn wir ständig #MeToo schreien.) Und dann war ja noch Köln-Silvester dazwischen.

Und so sieht man am Vergleich zweier toter Frauen, wie die Medien ticken.

Manche Leichen sind eben gleicher als andere. Und mehr wert.

Nachtrag: Jemand twittert mir dazu, dass er einen Screenshot der Meldungen der Tagesschau zu Tuğçe hat:

Sollte man mal einen Blick draufwerfen und mit der aktuellen Stellungnahme der Tagesschau zum Fall Mia vergleichen.