Ansichten eines Informatikers

Brandschutz im Treppenhaus

Hadmut
2.12.2017 23:39

Eine Anmerkung nach zurückliegendem Groll. [Nachtrag]

In Berlin hat es heute in einem Hochhaus gebrannt und die Feuerwehr hat dazu ein (jedenfalls für mich als eher Laien) bemerkenswertes Foto getwittert:

Obwohl die brennende Wohnung – wie man am Feuer gut sieht – in der unteren Hälfte liegt, kommt der meiste Rauch ganz oben heraus. Ich nehme nach grünem Anstrich, Lage der Fenster und Lage des Hauseingangs an, dass das Grüne das Treppenhaus ist. Auf meine Frage, wie das kommt, ob das das Treppenhaus ist, bekam ich leider keine Antwort. In einer Pressemeldung hieße es irgendwo, da hätten im Treppenhaus sogar die Wohnungstüren angefangen zu brennen. Kann ich nicht nachprüfen, aber in einem späteren Tweet und Foto der Feuerwehr nach Ende des Brandes sieht man, dass das Treppenhaus völlig zerstört und schwarz ist:

Ob es im ganzen Treppenhaus gebrannt hat oder das nur die Wirkung des Rauches war, kann ich als Laie nicht sagen, aber es zeigt eine Menge und dürfte sicherlich auch auf einen Kamineffekt zurückzuführen sein. Es zeigt sehr deutlich, wie schnell im Brandfall der Fluchtweg Treppenhaus völlig unpassierbar wird und damit der einzige Fluchtweg abgeschnitten ist.

Und es zeigt sehr deutlich, warum es so wichtig ist, im Treppenhaus nichts abzustellen, was

  • brennbar ist,
  • den Fluchtweg versperren kann,
  • oder bei fehlender Sicht (Dunkelheit, Rauch, Stromausfall) zum Hindernis werden kann.

Mich erinnert das an einen alten Groll.

Als ich nach Berlin gezogen bin, habe ich ziemlich lange gebraucht, um eine Wohnung zu finden. Und als ich sie gefunden hatte, noch über ein Jahr darauf warten, weil das Haus noch gar nicht gebaut war. Deshalb habe ich vorher erst mal ein Jahr etwas weiter draußen gewohnt, in einem ähnlichen Haus, halb so hoch, etwas ansehnlicher, im 4. OG.

Auch da gab es nur ein Treppenhaus.

Aber: Im Erdgeschoss wohnte jemand, der sein Geld mit dem Austragen von Prospekten und Werbung verdiente und offenbar gute Beziehungen zur Hausverwaltung hatte. Zweimal in der Woche bekam der Lieferungen für seine Prospekte und Werbezettel, und weil der sonst nicht wusste, wohin damit, wurden die immer im Erdgeschoss ins Treppenhaus gestellt, weshalb da fast immer so 1 bis 2 Kubikmeter Papier auf Paletten herumstanden.

Ich hatte mich mehrfach bei ihm und bei der Hausverwaltung beschwert, auch mal bei der Feuerwehr angerufen, weil ich das höllengefährlich fand, zumal im Haus einige Raucher wohnten und oft die Eingangstür offen stand, da also jeder Depp mal ein Feuerzeug dranhalten oder eine Kippe reinwerfen kann.

Kennt Ihr die Kamin-Grillanzünder, die im wesentlichen aus einem Metallrohr (wie Ofenrohr) bestehen, oben Kohle rein, unten Papier und Papier anzünden, die dann durch den Kamineffekt so richtig heiß durchbrennen?

So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt. Wenn im Treppenhaus im Erdgeschoss zwei Kubikmeter Papier brennen, und unten die Tür offen steht (und oben war meistens auch noch ein Fenster offen) gibt das einen sagenhaften Kamineffekt, und weil die Treppenhausabsätze groß waren, standen da öfters auch Kinderwägen und sowas herum. Die sagten mir immer, das würde gar nichts passieren, ich würde völlig übertreiben und hätte keine Ahnung, das wäre doch alles Steinboden, da würde eben höchstens ein bisschen Papier abbrennen, das wär nicht schlimm, könnte man ja auch austreten.

Ich fand, das stimmt nicht, stand damit aber allein.

Deshalb fand ich dieses Foto da heute so frappierend, weil das da anscheinend genau so gelaufen ist, wie ich das damals (als Laie) prognostiziert hatte. Wollte mir aber keiner glauben.

Nachtrag: Zeigt auch sehr gut, warum in Mehrfamilienhäusern die Wohnungstüren aus Brandschutzgründen Türschließer haben müssen.