Ansichten eines Informatikers

Analyse eines Medienkomplotts: Die Haller-Studie

Hadmut
20.7.2017 18:43

Scheint, als ob es in den nächsten Tagen mal kracht.

Es geht gerade durch die Presse, dass Vorab-Versionen (naja, nicht wirklich, es gab Ende letzten Jahres schon Berichte, was darin stehen wird) einer Studie der Hamburg Media School und der Uni Leipzig herumgehen, die in Kürze (angekündigt für Montag) veröffentlicht werden soll. Und da scheint es eine ziemlich deftige Analyse des Komplettversagens der Presse zum Thema Flüchtlingskrise zu geben – und gewaltiges Zähneklappern der Medien. Man lese dazu etwa ZEIT, Meedia, NDR.

Dazu aus der Vorabeinsicht der ZEIT:

Die Urteile, zu denen die Autoren kommen, sind drastisch. Zusammengefasst: Das Land hat unter einem publizistischen Stromausfall gelitten – und die Gesellschaft hat sich in der Folge gefährlich gespalten.

Ja. Sie wettern immer gegen rechts und in Wirklichkeit haben sie diese Rechts-Links-Spaltung selbst verursacht. Wie ich gerne sage: Niemand produziert soviele (echte und fiktive) Rechte wie die Linken.

Nicht nur hätten sich die “sogenannten Mainstreammedien” (die Studie zeigt durchaus ein wenig Verständnis für den Begriff) unisono hinter Angela Merkels Flüchtlingspolitik versammelt, “Losungen der politischen Elite” unkritisch übernommen und eine “euphemistisch-persuasive Diktion” des Begriffs der Willkommenskultur verbreitet. Wer dieser Regierungslinie skeptisch gegenübergestanden habe, habe sich in den Augen vieler Journalisten der Fremdenfeindlichkeit verdächtig gemacht.

Kritiker, so impliziert die Studie, mussten eines besseren Menschseins belehrt werden, mit Argumenten wie: Deutschland brauche Hunderttausende junger Flüchtlinge, als Arbeitskräfte und um der Überalterung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Auf diese Weise sei “Willkommenskultur zu einer Art Zauberwort verklärt” worden, “mit dem freiwillig von den Bürgern zu erbringende Samariterdienste moralisch eingefordert werden konnten”.

Genau so war es und ist es. Habe ich auch oft genug schon angesprochen.

Praktizierten deutsche Redaktionen also einen Dampfwalzenjournalismus, der sich am Ende selbst plättete? So ungefähr sei es gewesen, glaubt Studienleiter Haller. Eine “Sinn- und Strukturkrise” habe die Branche erfasst. “Große Teile der Journalisten haben ihre Berufsrolle verkannt und die aufklärerische Funktion ihrer Medien vernachlässigt.” Meinungsstärke habe wohl Faktenschwäche ausgleichen sollen. Nachrichtliche Texte seien häufig mit kommentierenden Passagen eingefärbt gewesen, Fachleute, Bürger und Migranten kaum zu Wort gekommen.

Auch das habe ich oft beschrieben: „Meinungsstärke habe wohl Faktenschwäche ausgleichen sollen.“ Und wenn ich daran denke, wie oft Leute bei mir geklagt haben, dass die Medien alles wegwischen und ausradieren, was nicht in ihre Einheitsmeinung passt: „…Fachleute, Bürger und Migranten kaum zu Wort gekommen.“ Es wird immer nur der gebracht, der sagt, was man hören will.

Und beim NDR:

ZAPP: Was ist aus der Berichterstattung über Flüchtlinge über “mediale Verhaltensmuster” abzuleiten?

Haller: Natürlich gab und gibt es in den deutschen Medien aufklärende Recherchen und exzellente Reportagen. Das will ich nicht kleinreden. Doch auf der strukturellen Ebene erstaunt doch, dass die reichweitestarken Informationsmedien stets derselben Themenagenda folgen. Beispiel Silvesternacht: Bis in die Weihnachtszeit wurde das prekäre Verhalten vieler junger Asylbewerber quasi übersehen: Willkommenskultur! Dann kam der Schock der Silvesternacht und alle sagten sich rückblickend, wir haben offenbar geträumt, jetzt aber ran an die Realität! Diese besteht jetzt aus sexbesessenen jungen Arabern. Also von der einen Einseitigkeit in die andere. Dahinter steckt wohl auch der Hordeneffekt, der durch den digitalen Newsstream stark befeuert wird. Motto: Immer mithalten mit den andern, damit man nicht alt aussieht und bei den Klickraten abgehängt wird.

Ja. Sieht man immer wieder. Jahrelang haben sie so getan, als gäbe es nur Rechtsextremismus, als sei Linksextremismus nicht möglich, dann kam Hamburg, und plötzlich schwenken sie alle um und berichten über das neue Phänomen Linksextremismus. Gestern abend kam sogar die Hayali, die ja sonst immer wie bekloppt auf Pegida usw. eindrischt und sich gegen Rechte stellt, und macht urplötzlich was über Linksextremismus, um sich zu profilieren, anstatt mal die Frage zu stellen, warum sie das früher alles nicht gesehen haben will.

Ich bin mal sehr auf diese Studie gespannt.