Ansichten eines Informatikers

Brexit wurmt Feministen

Hadmut
14.7.2016 1:13

Das ist mal wieder interessant und sagt viel über die EU und warum man sie verlassen sollte. Sie kündigen Kämpfe an.

Es gibt ja im Kontext des Brexit die ganze Zeit schon die Diskussion, ob die EU nicht so eine Art marxistisches Gender-Zentrum ist und werden sollte.

Man sollte sich mal anschauen, was die Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen dazu sagt:

Es wird kälter – Der Brexit als Thermometer für Frauenpolitik in Europa

Die EU war bisher ein Motor für progressive Frauenpolitik. Doch dieser Motor stottert. Ein feministischer Zwischenruf.

Es wird kalt in England, mitten im Sommer. Sie haben es getan. Brexit. Und diesmal sind es nicht nur die viel gescholtenen alten weißen Männer, es sind genauso auch die alten weißen Frauen gewesen, die beim Referendum für die Abkopplung der Insel von Europa stimmten.

Wie ich ja neulich schon schrieb, versuchen die den Frankfurter-Schule-Marxismus mit verschiedenen Klassenkampfmodulen zu wiederholen:

  • Marxismus 1.0: Kapitalismus
  • Marxismus 2.0: Sexualität
  • Marxismus 3.0: Rassen
  • Marxismus 4.0: Alt gegen Jung

Jetzt sind es böse alte weiße Männer und böse alte weiße Frauen, die von Europa weg wollten. Tja, warum wollten die da raus? Wo die doch die ganze Zeit auf die böse weiße Bevölkerung schimpfen? Erwarten die, man ließe sich von denen prügeln und halte dabei noch still?

Dumm halt, dass es nicht genug böse weiße alte Männer für einen Brexit gibt, deshalb mussten sie noch böse weiße alte Frauen mit dazunehmen.

War nicht Europa fühlbar gut für die Frauen? Ja, war es.

Nöh, war es nicht. Nur für eine kleine, aggressive, meist lesbische, ideologische, korrupte, kriminelle Minderheit.

Die EU verankerte das Gender Mainstreaming in ihren politischen Prozessen.

Ja. Aber Gender Mainstreaming ist eben nicht gut für Frauen.

In letzter Zeit haben sich einige Leserinnen bei mir gemeldet und in der ein oder anderen Weise ihrem Ärger über den Quatsch Luft gemacht und mir erklärt, dass sie sauer sind, weil sie eigentlich ganz einfach Frau und Mutter und sowas sein wollen, und man sie nicht lässt. Ne Menge Frauen haben einfach keine Lust auf den Quatsch.

Wer Geld aus einem der Strukturfonds haben will, muss nachweisen, dass er Frauen fördert.

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit nannte man sowas noch Korruption und Nepotismus.

Es gibt mehrere Gründe, warum all dies den Brexit-Befürworterinnen egal war. Der eine Grund ist, dass der EU-Motor schon lange stottert: die Frauenpolitik der EU stagniert.

So, so. Die bösen weißen alten Frauen sind deshalb ausgetreten, weil die EU ihnen nicht feministisch genug wäre…

Es gab in den letzten Jahren keine neuen Impulse aus Brüssel, man erinnere sich an das Scheitern der Quoten-Richtlinie der damaligen Justizkommissarin Viviane Reding. Und nur frische Pläne haben Strahlkraft, nicht vergangene Errungenschaften.

Heißt: Die totale Feminisierung reicht noch nicht, es muss ständig Neues kommen. Um alte weiße Frauen als Wähler zu gewinnen?

Zum zweiten aber, und das ist gravierender, erwarten viele Frauen von der EU auch nichts Gutes. Was nützt mir Equal Pay, wenn Einwanderer mir meinen Job streitig machen?, fragen sie – und den Hinweis, dass das in der Regel nicht passiert, glauben sie einfach nicht.

Tja… wenn man schon mit „in der Regel nicht passiert” kommt…

Das Ganze ist kein britisches Problem. Rechtspopulist_innen und Antieuropäer_nnen bedrohen progressive Politik in vielen europäischen Ländern. Frauen, die mit diesen Bewegungen und Parteien sympathisieren, ist es egal, ob sie Beruf und Familie besser vereinbaren können. Für sie ist ein Halbtagsjob mit Kindern völlig in Ordnung. Die finanzielle Abhängigkeit von ihrem Gatten ist für sie pure Liebe – alles andere ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Sie sind verunsichert, klammern sich ans Bewährte und wollen keine Risiken. Sie finden, die Feministinnen übertreiben.

Vielleicht haben die einfach keine Lust auf diesen Quatsch. Vielleicht sind die der Meinung, dass wir viel zu viel von diesem Feminismus haben und nicht viel zu wenig. Vielleicht haben die schon den Horror vor der nächsten feministischen Schnapsidee. Vielleicht empfinden die das als Horrorfeminismus.

Der Brexit zeigt damit auch das Ende des selbstverständlichen Fortschritts in der Frauenpolitik an. Von nun an muss gekämpft und gezerrt werden. Er ist eine Art Thermometer. Es wird kälter. Nicht nur in England.

Aus gleichen Grund verliert die SPD auch ihre Wähler. Die Leute gehen, weil sie von etwas die Schnauze voll haben, und man regiert mit einem jetzt-erst-recht, mit einem noch-mehr-davon, und wundert sich, dass die Leute nicht wieder zurückkommen.

Wie dumm muss man ein, um selbst dann, wenn man merkt, warum die Leute davonlaufen, trotzdem mit einer Intensivierung zu reagieren?

Von nun an muss gekämpft und gezerrt werden.

Na, da bin ich mal gespannt.